Und die Bücherei der Telmarer ist es wirklich wert einer von Diegos Lieblingsorten zu sein. Ein Raum der größer ist als ein Ballsaal vollgestopft mit unzähligen, schweren Regalen aus dunkelem Eichenholz, die wiederrum mit Millionen von Büchern gefüllt sind. Durch die Fenster aus bunten Glas fällt das Licht in den verschiedensten Farben ein und tanzt über den Boden aus cremefarbenen Fliesen. Der duft von bedruckten Seiten beruhigt mich und sofort macht sich ein angenehmes Gefühl in meinem Körper breit. Es ist wunderschön hier.
Zielstrebig zieht mich mein Begleiter zu einer der hintersten Buchreihen und geleitet mich dann sanft zu einem von vier Sesseln, die alle in einem Kreis um einen niederen Tisch aus Buchenholz stehen. Es herrscht eine sehr entspannende Atmossphäre, wärend er sich kurz umwendet um aus den Regalen um uns herrum eine Reihe von sehr alt wirkenden aber dennoch reich verzierten Büchern zu sortieren. Schon nach kurzer Zeit liegt vor mir ein Stapel von bedrucktem Werk und der Telmarer drückt mir ein mit goldseiten verziertes, schweres Exemplar in die Hand. Es kommt mir seltsam vertraut vor...
"Dies ist eines der Bücher welche sogar noch aus der Zeit der vier großen Könige von Narnia, als von vor über Tausend Jahren, bei der großen Eroberung erbeutet wurden. Wahrscheinlich haben die Könige und Königinnen der alten Zeit selbst noch darrin geblättert.", erklärt mir Diego dann, nachdem ich das reich mit Gold und Rubinen verzierte Buch aufgeschlagen habe. Lucy hatte sicherlich einmal ihre Nase in diesem Buch und bei Edmund bin ich mir sogar todsicher. Insegheim glaube ich, dass er es sogar geschafft hat, die ganze Bibliothek in Cair Paravel durchzupauken. Und das nicht nur einmal. Doch auch ich glaube, dass ich in einer ruhigen Minute schon einmal durch dieses Buch geblättert bin. Es könnte aber auch ein anderes gewesen sein. Wir hatten ja viele von denen...
Auf der ersten Seite springt mir gleich eine Zeichnung mit sechs Personen auf edelen Rössern entgegen. Wer das wohl sein mag?
Edmund ist noch auf seinem dunkelbraunen Philliph abgebildet und Peters Schimmel strahlt in so einem reinen weiß, wie meine edele Helia schwarz ist. Ein netter Kontrast, finde ich. Auch wenn man mich da furchtbar schlecht getroffen hat. Gut, wir alle sind verpichselt und hässlich abgebildet, aber ich toppte schon jeden.
"Das sind die Könige und Königinnen der alten Zeit zusammen mit Melanie, der Herrin des Windes und der Erde und Kate, der Herrin des Wassers und Feuers. Vermutlich soll das Bild sie auf dem Siegeszug gegen die weiße Hexe Jadis darstellen.", erklärt mir Diego sehr aufschlussreich, während er sich über meine Schulter beugt und auf die jeweiligen Personen zeigt.
Ach ne... Ich währe jetzt nie darauf gekommen, das wie das sein könnten. Und wir waren an diesem Tag ganz sicher nicht auf dem Siegeszug gegen meine Mutter. Keiner Trägt die schönste Kleidung, die er besitzt auf einem Schlachtfeld. Ganz zu schweigen von den umständlichen Kleidern für die Mädchen und den Fehlenden Rüstungen. Mit was denkt der denn haben wir uns damals bekriegt? Kieselsteinen und Holzstöckchen?
Wie dem auch sei. Ich verharre vermutlich etwas zu lange bei dieser Zeichnung, denn Diego beginnt auf einmal vor sich hin zu philosophieren: "Wahrscheinlich sind die beiden Damen, denen Nachgesagt wird, dass sie die Elemente kontrollieren können aber nie wirklich reao gewesen. Vermutlich haben sie die Narnianen als Kriegspropaganda erfunden" Tsss... Ich zeig dir gleich, wer hier nur erfunden ist. Wenn du nur wüsstest, Bürschchen...
"Warum denkst du das denn?", frage ich trotzdem irgendwie neugierig nach und blicke ihn dabei mit schiefgelegten Kopf an.
"Nun ja", erklärt er, "Es ist für uns Telmarer nach unserem heutigen Wissensstand sehr unwahrscheinlich, dass Menschen jemals dazu in der Lage gewesen sein könnten die Elemente zu bändigen. Und selbst wenn es so sein sollte, warum finden wir heute keine Nachfahren oder dergleichen von den Herrinen der Elementen? Solche Gaben vererben sich doch sicherlich." Nun ja, du laufende Nudel, wie soll ich dir das erklären? Melanie war einfach zu prüde und als Peter und ich gerade mit dem Nachfahren in die Welt setzen anfangen wollten, seid ihr Katastrophen in Narnia eingefallen...
Er hat wohl meinen dezent genervten Blick bemerkt und ihn falsch gedeutet. Deswegen setzt er noch hinzu: "Oder Kates Haarfarbe. Ich habe sie bis jetzt noch bei keinem Menschen gesehen, ausser bei dir. Vielleicht bist du ja eine ihrer Nachfahren, Catharina? Ihre besagte Schönheit hättest du auf jeden Fall noch nicht einmal geerbt. Du würdest sie um Meilen übertrumphen!" Schleimer...
Er hat die Kurve gerade noch so gekratzt. Schnell überwinde ich mich zu einem schüchternen Lächeln und wende schein-verlegen den Blick ab: "Sag so was doch nicht!"
"Und wenn es doch wahr ist? In meinem gesamten Leben habe ich noch nie ein schöneres Mädchen als dich gesehen!", schnell nimmt er meine Rechte Hand und haucht einen Kuss darauf.
Ich jedoch breche in ein halb hysterisches Kichern aus, das als Nebeneffekt darraus resultiert, dass ich meinen Schlagreflex in sein Gesicht gerade unterdrücken muss. Wie viel kann ein Mensch bitte Schleimen? Zum Glück für mich hält Diego es für ein bezücktes Kichern und freut sich deswegen wie ein Schnitzel.
Er grinst immernoch dümmlich vor sich hin, als ich auf ein Bild der beiden sprechenden Bieber stoße und die für mich wichtigste Frage stelle: "Gibt es denn heutzutage überhaupt noch Narnianen?" Mein Finger streicht vertäumt über ein weiteres Bild, auf dem Lucy und Herr Tumnus in einer freundschaftlichen Umarmaung abgebildet sind.
"Ich denke nicht mehr. Und wenn dann sind es nur noch sehr, sehr wenige. Also keine Angst, Catarina, ich werde dich immer vor den bösen Narnianen beschützen!", er antwortet mir und streicht mir dabei leicht über die Wange. Doch weder höre ich ihm noch zu oder spüre seine Finger auf meiner Wange. Der von trauerndem Schmerz erfüllte Stich in meinem Herzen überdeckt all meine Gefühle.
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Die Rückkehr der Retter
FanficTeil Zwei von "Könige und Retter von Narnia"★ Kate führt in ein normales Leben im 21ten Jahrhundert. Mit einer todkranken Großmutter und einer Freundin, die glaubt, Narnia sei nur ein Teil ihrer Fantasie gewesen... Und vor allem ohne Peter. Doch wie...