Duschgedanken

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Die Tür wird vor mir geschlossen, aber dieses Mal ohne noch einmal mit einem Schlüssel abzuschließen. Er versucht also wirklich mir zu vertrauen. Dummer Fehler. Aus irgend einem Grund schleicht sich ein listiges Lächeln auf meine Lippen.
Um Gottes Willen! Hoffentlich fange ich jetzt nicht an genau so verrückt zu werden, wie meine Mutter!
Ich schütele den Kopf. Nein. Ich muss einfach nur herausfinden, was in Narnia geschehen ist während ich weg war. Und wie lange ich überhaupt weg war. Und dabei könnte mir Diego sehr behilflich sein...
Mehr nicht. Ab und zu muss man halt einfach mal ein bisschen falsch spielen. Die Telmarer haben Narnia auch einfach angegriffen, oder nicht?
Wir werden sehen.
Um auf andere Gedanken zu kommen, setze ich mich an den Tisch auf dem ein immer noch lauwarmer Braten steht und bediene mich genüsslich am Essen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich schon so hunrig war.
Und ich muss sagen, dass Diego wirklich das Beste vom Besten für mich bereitgestellt hat. Respekt!
Während ich so das Essen in mich hinein schaufele, gleitet mein Blick aus dem großen Fenster hinaus in die wilde Landschaft Narnias. Unweigerlich huscht ein Lächeln über meine Lippen. Ich bin wieder da!
Und ich beginne mich zu fragen, was alles während meiner Abwesenheit passiert ist. Sind die Könige und Königinnen denn überhaupt wieder in unsere Welt zurückgekehrt, nachdem es Melanie und mich weggebeamt hat? Was ist, wenn sie in Narnia geblieben waren?
Edmund, Susan, die kleine Lucy... und Peter... Mein Peter.
Dann würde ich sie nie wieder sehen...
Kurz nachdem ich in die andere Welt zurück geschick wurde, habe ich mich daran gemacht, in einigen englischen Behörden und dergleichen nach der Familie Pevensie zu suchen. Die Sprachbarriere war nicht das Problem, mehr war es umständlich, von Deutschland aus zu agieren. Ich hatte herrausgefunden, dass Peter und Co. zwar vor über sechtzig Jahren in England gelebt haben, aber dann bei einem Zugunglück drei der Geschwister verschollen sind. Eine Person war noch über, aber wer diese war, und ob sie noch lebte durfte mir aus Datenschutzgründen nicht gesagt werden... Ich konnte nur hoffen. Andererseits, was würde ich tun, wenn Peter zu meiner Zeit wirklich noch lebte? Er währe dann über neunzig Jahre alt. Älter als meine Großmutter...
Natürlich würde ich ihn immer noch lieben, aber so eine Beziehing zu führen, wäre irgendwo nicht möglich.
Ich beende meinen Gedankenschwall, als ich den letzten Bissen des Essens hinuntergeschlucke. Dann lege ich dassilberne Besteck wieder säuberlich auf den Teller und stehe vom Stuhl auf. Wollte mich heute nicht jemand ausführen? Instinktiv bleiben meine Augen an dem großen Holzschrank an der linken Seite des Raumes hängen. Könnte ez sein, dass....? Binnen weniger Schritte bin ich bei ihm angelangt und öffne die Türen. Tatsächlich. Vor mir an den Kleiderstangen hängt ein wahrer Mischmasch aus den verschiedensten Farben und Stoffen. Seidiges Blau und samtiges Rot. Schnell hole ich ein saphirgrün glänzendes Exemplar herraus und stelle fest, dass es ungefähr meine Größe hat. Es sieht schön aus. Sehr schön. Bei genauer Betrachtung kann ich feineingearbeitete, goldene Stickereien im Stoff erkennen, die sich vom Kragen des Kleides bis zur Tallie stark bündeln und die dann schließlich nach unten hin zerstreut auslaufen. Die Ärmel sind lang, aber von einem leichteren, durchsichtigeren Material gefertigt und laufen nach unten hin in breiten Ärmeln aus. Um den Kragen befinden sich nochmal stärkere goldene Stickereien und um die Hüfte schwingt ebenfalls ein locker befestigter Gürtel, der mich irgendwie an eine alte Vorhangkordel erinnert.
Direkt neben dem Schrank befindet sich eine weitere Holztür, die ich bis jetzt volkommen ausgeblendet hatte. Ich würde ganz Narnia darrauf verwetten, dass dies das Badezimmer ist... Naja, Narnia war ja schon irgendwie verwettet, an die Telmarer...
Aber nichts desto trotz bemerke ich, dass ich Recht habe, als ich die Türe öffne. Chick...
Nicht wirklich schlicht. Ein Traum in weiß und gold gehalten und dazu noch ein Touch roter Farbe. Bis dato war ich mir garnicht bewusst, dass die Technick hier in den letzten Jahren auch enorme Fortschritte gemacht haben muss, denn ich sehe eine Klospühlung und eine Badewanne. Immerhinn hatten die Telmarer so viel Hirn  Rohrleitungen zu verlegen.
Sehr Gut übrigens auch für mich, weil ich jetzt ein Bad nehmen werde. Aus einem weiß gestrichenen Schrank suche ich mir ein paar Badetücher herraus, während das Wasser schön heiß in die Wanne einläuft. Als Badeschaum habe ich Lavendel gewählt. Das grüne Kleid liegt irgendwo auf der Seite, wo es mich nicht stört. Und als die Wanne voll dampfenden Wasser ist, entledige ich mich meinen Kleidern und lasse mich in das Beruhigende Schaumbad gleiten. Ein tiefer Atemzug Lavendel und es lebt sich schon gleich viel leichter!
Trotz der Entspannung komme ich aber nicht drum herrum einmal wieder meine so lang vermissten Fähigkeiten auszuprobieren. Ich hebe meine Hand und das Wasser begrüßt mich wie ein alter Freund. Es umschmiegt meine Hand, tätschelt mir über die Wange und zieht leicht an den schneeweißen Haaren. Ja, ich habe dich auch vermisst mein Freund. Nachdem ich mivh einmal gründlich mit einer der unzähligen Seifen, übrigens riecht sie nach Erdbeeren, abgeschrubbt habe, spiele ich weiter mit dem Wasser herrum. Ich genieße es meine Fähigkeiten wieder voll und ganz ausschöpfen zu können und als ich schließlich sauber und verschrumpelt aus der Wanne steige, trockne ich mich auch noch mit der Kranft des Feuers.
Ich bemerke, dass mir das smaragdgrüne Kleid verdammt fut steht, nachdem ich es angezogen habe. Nun drehe ich mich ein paar mal vor dem Spiegel umher und bewundere wie schön sich die Farbe meinen glatten, weißen Haaren und ddn grünen Augen anpasst. Als wäre es für mich geschneidert worden...
Ein Klopfen an der Tür lässt mich herrum schauen und ich bemerke durch Diegos schmunzelndes Gesicht, dass er mir an den Türrahmen gelehnt schon eine Weile zugesehen haben muss. Unwillkürlich breitet sich auch auf meinen Lippen ein Lächeln aus, und ich weiß nicht warum.
"Gefallen dir deine neuen Kleider?", blickt er mich dann fragend an.

Die Rückkehr der RetterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt