12. Kapitel

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Ich konnte ihre Verletzlichkeit spüren. Ich konnte spüren, dass sie mir vertraute. "Lilith, ich ..." Ich vernahm Schritte. Ein Schlüssel klapperte. Weitere Schritte. "Was machst du hier?", Alex. Lilith lachte; ihr kompletter Ausdruck hatte sich innerhalb von Sekunden verändert. "Ich nehme mir was dir gehört, Adam", das letzte Wort spuckte sie mehr oder weniger aus. Adam? Aber, warum? "Soll das heißen ...", "Nein! Ja ...", Alex stotterte vor sich hin. "Das ist nicht wichtig. Ich will wissen, was sie hier macht!" Er machte eine aggressive Handbewegung in Richtung Lilith. "Verdammt Alex, erklär mir was hier vorgeht. Wer bist du? Was bist du?", er versuchte meinem Blick auszuweichen. "Ich denke du hast sie lange genug im Dunkeln tappen lassen", schaltete sich Lilith ein. "Halt die Klappe, Weib!" Weib? Was sollte das? "Ich kann das erklären", "Dann tu es doch endlich!" Ich war den Tränen nahe. Alex stand im Türrahmen, die Hände zu Fäusten geballt. "Du bist Adam", meine Stimme brach und Alex nickte nur. "Wieder einmal allein, weil er einfach kein Händchen für Frauen hat. Nicht wahr?" Lilith lachte höhnisch. Alex schnaubte. "Was willst du von ihr? Sie hat mit dieser Geschichte rein gar nichts zu tun!" Er war aufgebracht, nein, er war außer sich vor Wut, als könnte er jeden Moment durch die Decke gehen. "Ich schütze sie vor deinen dreckigen Spielchen, du Mistkerl. Nach all den Jahren hast du noch immer nicht gelernt, wie man mit einer Frau richtig umgeht", "Wage es nicht, ich habe in all der Zeit einiges durchgemacht, ich ...", "du hast deine kleine erfundene Familie an den Wahnsinn verloren, als sie erfahren haben, was du bist? Das tut mir aber leid. Stell dir vor, ich kann sogar ganz gut nachvollziehen, wie es sich anfühlt, jemanden, den man liebt, zu verlieren", "Als wenn du auch nur eines deiner grässlichen Geschöpfe geliebt hättest." Lilith war in einem Wimpernschlag direkt vor Alex, hob ihn vom Boden, mit der Hand an seiner Kehle. Ihre Augen schienen zu glitzern, vor Tränen? "Wage es nicht, so über meine Kinder zu reden", sie presste jedes einzelne Wort durch ihre geschlossenen Lippen. Das Bild vor meinen Augen verschwamm, meine Knie wurden weich. Ich brach zusammen, die Stimmen waren nur von weitem zu hören: "Nun kannst du deiner Liste ein weiteres unschuldiges Mädchen hinzufügen. Na, bist du stolz auf dich?"

Ich rollte mich auf die Seite und spürte, wie ich mich auf einen warmen Körper gelegt hatte. Alex... Ich schreckte hoch. Verwischte Fetzen zogen vor meinen Augen vorbei – Lilith, Flügel, Alex, Adam.

"Guten Morgen", ich drehte mich zu Alex um, er hatte sich ebenfalls aufgesetzt und schaute mich an. Seine Augen waren warm und ich konnte die Reue in seinem Blick sehen. "Was...", "Du bist gestern ohnmächtig geworden", Lilith stand im Türrahmen, sie trug noch dasselbe Kleid und sah immer noch umwerfend aus. Mit großen Schritten kam sie auf mich zu und setzte sich an meine Bettseite. Mit ihren langen Fingern strich sie mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Du hast bis jetzt geschlafen." Alex Hand schoss nach vorne und packte Liliths Handgelenk, sie zog ihre Hand weg und sofort vermisste ich die Wärme, die sie ausgestrahlt hatte. "Du bist also Adam", Alex nickte und ließ Lilith los. "Der erste Mann auf Erden", er nickte erneut. "Was hat das zu bedeuten? Wenn du ein Mensch bist, warum lebst du dann noch? Und was machst du hier? Wo ist Eva? Ich ..." Er wollte mich zärtlich am Oberschenkel berühren, doch ich zuckte zusammen. In seinen Augen blitze Zorn auf. Dann lachte er, doch es klang nicht echt, nicht so, wie er sonst lachte. "Sagen wir, Gott hatte ein paar Anlaufschwierigkeiten", "Um das ganze verstehen zu können brauche ich schon ein wenig mehr Details." Alex verhielt sich, als wäre ich diejenige, die ihm etwas vorenthalten hätte. Dabei war er doch derjenige, der mir seine ganze Geschichte verschwiegen hatte. Was bildete er sich eigentlich ein? Er hatte mir einen Heiratsantrag gemacht, ohne mir zu sagen wer oder was er ist und nun verhält er sich wie der größte Vollarsch! Alex schnaubte, doch gab schließlich nach: "Na gut, was willst du wissen?", "Alles natürlich."

Er erzählte es mir. Alles, bis ins kleinste Detail. Angefangen bei Lilith, die aufgrund ihrer 'Sturheit' abgehauen ist, bis hin zu dem Zeitpunkt als er merkte, dass er unsterblich war. "Ich wusste nicht, dass das Leben für euch begrenzt ist. Es kam mir normal vor nicht zu altern." Als er fertig erzählt hatte, sah er mich erwartungsvoll an. In meinem Hals hatte sich ein riesiger Kloß gebildet, den ich nicht hinunterschlucken konnte. "Ich weiß, dass das alles sehr viel auf einmal ist." Ich nickte, zu mehr war ich nicht in der Lage. "Ich... ich werde... ich muss raus", Alex Augen zeigten mir den Schmerz, den er fühlte, doch er wusste, dass er mir meinen Freiraum lassen musste, da ich ansonsten früher oder später in die Klapse eingeliefert werden musste.

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