14. Kapitel

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Du musst einfach nur sagen, was du fühlst, das ist doch nicht so schwer. Alles, was in deinem kleinen Köpfchen vorgeht, geradeheraus sagen! Ich nahm drei tiefe Atemzüge. Mein Kopf lehnte immer noch auf Alex nasser Schulter. Ich setzte mich auf und schaute gerade aus auf die Wiese mit den blühenden Kirschbäumen. "Ich habe Angst dich zu verlieren. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wie ich mit all dem Zeug umgehen soll", "Ich weiß, wie -", "-nein, du weißt es eben nicht. Für dich ist all das normal. Ich habe bis vor kurzem nicht mal an irgendeine übermenschliche Kreatur gedacht, geschweige denn, daran, dass die Bibel der Wahrheit entspricht! Ich kann mir das nicht vorstellen. Mein Kopf weigert sich, das zu verstehen." Alex schwieg. Mein Blick wanderte zu ihm, er spielte mit seinen Händen, die Nervosität war ihm anzusehen. "Ich... du... weißt du, du musst das alles nicht wissen", "Was meinst du?", "Ich kann dich das alles vergessen lassen. Ich kann dir die Bürde abnehmen, wenn du das so sehr möchtest." Versucht er mir zu sagen, dass er meine Erinnerungen löschen konnte?! Verdutzt sah ich ihn an: "Das kannst du?", er nickte. "Du hast aber nicht-", "Nein, ich habe das noch nicht bei dir gemacht. Und das würde ich auch nie ohne dein Einverständnis." Er konnte all diese Erinnerungen nehmen, es würde mir mein altes Leben wieder zurückholen. "Wie viel würdest du 'löschen'?", "Sag du es mir." Ich dachte nach. Angefangen hat alles mit Lilith. Lilith. Ich würde auch sie vergessen – ihre wohligen Kurven, die kurzen, wilden Haare. "Bis zu dem Tag an dem wir frühstücken gegangen sind", "Okay. Es wird nicht wehtun. Du wirst einschlafen und morgen zu genau dem Zeitpunkt aufwachen, an den deine letzte Erinnerung haben wirst. Bist du dir auch wirklich sicher?" Ich nickte. Es war die einzige Möglichkeit. Alex legte seine starken Hände an meine Wangen und blickte mir tief in die Augen. Mir wurde bewusst, wie verwundbar ich war. Alex Augen änderten die Farbe, sie wurden weiß. Müdigkeit kletterte meine Beine hinauf. Sie wurden schwer und ich konnte sie nicht bewegen. Als nächstes meine Arme und schließlich auch mein Kopf. Ich konnte mich nicht mehr halten und sank in mich zusammen. Es war als würde ich in einen tiefen Schlaf fallen, ähnlich einer Vollnarkose.

Es war ein traumloser Schlaf, tief und fest. Meine Gliedmaßen waren schwer und ich rollte mich mühsam auf meine Seite. „Hey Ehemann", verschlafen blinzelte ich ihn an. „Guten Morgen." Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging ins Bad, um mich anzuziehen und mir die Zähne zu putzen. Ich hatte mein Zeitgefühl komplett verloren, was für ein Tag heute wohl war. Ich war 18 und wollte einen Mann heiraten, den ich seit nicht mal einer Woche kenne? Ich kam mir vor, wie in Frozen. Ich war Anna, Alex Hans und Jessy Elsa. Ich hoffte nur, Alex sich nicht als hinterhältiger Prinz von den südlichen Inseln entpuppen würde.

Ich schaute in den Spiegel, meine Haare waren leicht verwuschelt, ich hatte schreckliche Augenringe und sah total k.o. aus. Als wäre ich von einem Laster überfahren worden.

Ich war so damit beschäftig mich im Spiegel zu betrachten, dass ich gar nicht mitbekam, dass Alex hinter mir stand. „Wie geht es dir?", er wirkte seltsam bedrückt. „Bestens, Daddy", "Daddy?", wiederholte Alex. Er klang nicht begeistert, nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte.

Ich drehte mich um und schlang die Arme um ihn, meine Hüfte drückte ich gegen seine und ich verringerte den Abstand zwischen unseren Gesichtern auf wenige Zentimeter. "Mach mit mir was du willst", vielleicht würde das seine Stimmung heben, meine ganz sicher. Doch er wich zurück und ging aus dem Badezimmer. Verdutzt stand ich da. Was war das denn? Ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde und wieder ins Schloss fiel. War er gerade einfach so abgehauen? Was war denn bloß los mit ihm? Gestern hatte er mir einen Antrag gemacht und mich seine Verlobte genannt und heute haute er einfach ab.

Jungs... Und die sagen, Mädchen seien kompliziert. Ich streifte durch die Suite. Plötzlich klingelte das Telefon, ich sprintete hinüber, in der Annahme es sei Alex und hob ab. "Hallo? Adam? Bist du da?", eine weibliche Stimme erklang aus dem Hörer. Vermutlich hatte sie sich verwählt, doch als ich ihr antworten wollte, redete sie schon weiter: "Ich habe etwas herausgefunden. Doch ich weiß nicht, ob wir es ihr sagen sollten. Wie hat sie den ersten Teil denn verkraftet? Hallo?! Jetzt antworte mir doch. Ich will mit Beatrice reden, gib sie mir." Beatrice? Das bin ich. Ich sagte weiterhin nichts. Es gab viele Beatrice, bestimmt tausende. Aber konnte das ein Zufall sein? "Wenn du mir nicht endlich antwortest, komme ich persönlich vorbei!", überfordert legte ich auf. Was hatte das zu bedeuten? Würde die jetzt vorbeikommen? Nervös ging ich hin und her. Ich musste Alex informieren. Ich suchte seine Nummer in meinem Handy heraus. Es läutete. Einmal. Zweimal. Noch ein-. Die Tür öffnete sich. Ich lief hin und Alex stand im Eingang. Erleichtert atmete ich aus und fiel ihm in die Arme. Er war angespannt und erwiderte die Umarmung nicht. Mir fällt die Frau, die angerufen hat, wieder ein. Ich trete einen Schritt zurück und drehe mich von Alex weg. "Vorhin hat jemand angerufen", "Wer?", seine Stimme war rau und harsch. "Sie hat gefragt, wie ich es verkraftet habe und sie wird vorbeikommen", Alex blieb still. Er wusste, wer angerufen hatte. Meine Kehle schnürte sich zu und in meinen Augen bildeten sich Tränen. "Betrügst du mich?" Er lachte wütend auf. "Das war alles deine Idee. Ich hätte das nicht tun sollen", er redete mit sich selbst und ich konnte ihn nicht genau verstehen. Mit festen Schritten lief er hin und her. "Ich habe sicher nicht vorgeschlagen, dass du eine andere ficken sollst." Er hörte mir nicht zu. Ich war verletzt. Und eifersüchtig. Doch vor allem verletzt. "Alex", keine Reaktion. "Verdammt, Alex!"

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