10. Kapitel

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„Wann hast du vor wieder nach Hause zu kommen?" Ich hatte Jessy komplett vergessen. Man könnte meinen, sie wollte mir mit dieser Nachricht vorwerfen, noch nicht zu Hause zu sein oder mich wenigstens gemeldet zu haben. Doch Jessy wollte wirklich nur wissen, wann ich nach Hause komme. Was sollte ich ihr nur sagen. Ich drehte mich zu Alex um. „Hey Ehemann", verschlafen blinzelte er mich an. „Guten Morgen, Ehefrau." Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging ins Bad, um mich anzuziehen und mir die Zähne zu putzen. Ich hatte mein Zeitgefühl komplett verloren, was für ein Tag heute wohl war. Den Bezug zur Realität hatte ich ebenfalls auf der Strecke nach Paris liegenlassen. Ich war 18 und wollte einen Mann heiraten, den ich seit nicht mal einer Woche kannte? Ich kam mir vor, wie in Frozen. Ich war Anna, Alex Hans und Jessy Elsa. Ich hoffte nur, Alex sich nicht als hinterhältiger Prinz von den südlichen Inseln entpuppen würde.

Ich schaute in den Spiegel, meine Haare waren leicht verwuschelt, doch ansonsten sah ich besser aus als je zuvor. Meine Augenringe waren weg und ich lächelte wie ein Honigkuchenpferd.

Ich war so damit beschäftig mich im Spiegel zu betrachten, dass ich gar nicht mitbekam, dass Alex hinter mir stand. „Sollen wir heute frühstücken gehen, Baby?", „Auf jeden Fall, Daddy", „Daddy? Das gefällt mir." Alex schenkte mir sein schmutzigstes Lächeln. „Daddy? Dein Babygirl braucht dich", ich biss mir auf meinen Finger und schaute Alex im Spiegel an. „Ouh, dann will ich meinem Babygirl das geben, was es braucht." Ich machte große Augen: „Würdest du das machen?", „Ich würde alles für meine kleine Schlampe tun." Alex benutzte all diese dreckigen Wörter, doch ich konnte in seinen Augen sehen, dass er nach einem Anzeichen von Verletztheit Ausschau hielt. „Ich möchte, dass du mich benutzt, Daddy", „Dann, mach dich fertig, wie werden bald fahren." Ein klein wenig Enttäuschung machte sich in mir breit, doch ich wusste, dass Alex mir genau das geben würde, was ich wollte, ich musste nur abwarten.

Wir fuhren in ein schickes Restaurant in der Nähe des Louvre. Im Eingangsbereich begrüßte uns ein Kellner in einem schwarzen Frack und er brachte uns zu einem Tisch auf der Terrasse. Die Sonne schien in mein Gesicht und ich genoss die Wärme. „Ich denke, wir sollten als erstes nach Spanien reisen." Alex lächelte: „Bueana idea hermosa chica."

Als der Kellner kam, um unsere Bestellungen aufzunehmen, schaute Alex mich an: „Ich habe das Gefühl, du trinkst keinen Alkohol", ich schüttelte den Kopf. „Orangensaft?", „Sehr gerne." Alex bestellte und entschuldigte sich kurz, um auf die Toilette zu gehen. Ich dachte kurz, er wollte, dass ich ihm folgte, doch er drehte sich nicht zu mir um, was ich als Zeichen nahm, hier zu bleiben.

Ich schaute mich um, es war schön hier. Die Möbel waren aus hellem Holz und mit Gravuren verziert. Mein Blick wanderte zu den Leuten. Sie waren alle nobel angezogen und strahlten eine Eitelkeit aus, die ich sonst nur aus TV-Serien kannte. Ich fühlte mich unwohl. Ich passte so gar nicht in diese Szenerie. Am Ende der Terrasse konnte ich eine Frau sehen, sie sah in meine Richtung. Ihr Blick war aufgeweckt und trotzdem geheimnisvoll. Sie hatte eine Kurzhaarfrisur, doch ihr feminines Aussehen ließ sofort darauf deuten, dass sie eine Frau war. Ihre Brüste waren rund, vermutlich B oder C. Sie trug ein enges, ärmelloses, weißes Top und dazu einen schwarzen Minirock. Die Beine überschlagen und die Ellenbogen auf dem Tisch abgestützt, saß sie an dem Tisch. Sie war allein, wahrscheinlich war ihre Begleitperson gerade auf der Toilette, doch ich konnte keine Anzeichen dafür finden, dass jemand anderer sie begleitet. Weder eine Jacke noch eine zweite Kaffeetasse. Mein Blick lag schon viel zu lang auf ihr, doch ich konnte mich nicht losreißen. Sie hob ihre Hand und winkte mir dezent zu. Aber winkte sie wirklich mir? Eher unwahrscheinlich. Ich drehte mich um, um zu sehen, ob ein attraktiver Mann hinter mir saß, doch hinter mir war niemand. Alle Tische waren frei. Ich setzte mich wieder gerade hin und bekam ein zweites Winken. „Was fasziniert dich denn so, Chérie?", „Hmm? Ach nichts. Die Einrichtung ist wirklich reizend." Alex setzte sich genau in mein Blickfeld und ich konnte die Frau nicht länger ansehen. Der Kellner brachte unsere Säfte und ein wenig später zwei Baguette und eine riesige Auswahl an Käse, Marmeladen und sonstigen Aufstrichen. „Wenn ich du wäre, würde kräftig zuschlagen. Du wirst deine Energie brauchen." Alex ließ seine Hand auf meinem Oberschenkel auf und ab streichen und ich war mit meinen Gedanken wieder voll bei ihm. Nachdem wir fertig gefrühstückt hatten, fragte Alex: „Kaffee vermutlich auch nicht, oder?", wieder schüttelte ich den Kopf. „Dann also Kakao?", meine Augen wurden groß und ich nickte enthusiastisch. Als die große Tasse mit extra viel Sahne vor mir stand, wurde mir ganz warm ums Herz. „Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal einen Kakao getrunken habe", „Das ist der beste Kakao, den du auf der ganzen Welt finden wirst." Ich schmunzelte: „Challenge accepted. Wo auch immer wir hinfahren, werden wir den Kakao probieren." Auch Alex lächelte mich an. „Bonjour, darf man sich zu euch setzen?", mein Kopf schnellte nach oben und hinter Alex stand die Frau, die ich vorher beobachtet hatte. Ihr französischer Akzent war nicht zu überhören. Alex drehte sich um: „Bien sûr, madame." Sie setzte sich neben mich und rückte ihren Stuhl sogar noch ein wenig näher zu mir. „Ich bin Lilith", „Alex", „Beatrice." Lilith, ein sehr ungewöhnlicher Name, ich beschloss ihn später nachzuschlagen, irgendwie kam er mir bekannt vor. Ihre Augen waren schwarz, doch sie zogen mich auf eine Art magisch an. Sie war schön. Alex erhob seine Stimme: „Woher kommst du, Lilith?" Ich wusste nicht, wie ich seine Frage deuten sollte. Wollte er nur höflich sein und eine unangenehme Stille vermeiden, wollte er sie wirklich kennenlernen oder wollte er flirten? Mein Herz fing an schneller gegen meine Brust zu hämmern. Fühlte sich so Eifersucht an? Ein grauenhaftes Gefühl. „Früher lebte ich in der Türkei. Heute bin ich überall nur auf der Durchreise, ich will die ganze Welt entdecken. Kulturen, Religionen, Fetische." Während dem letzten Wort schaute sie mich an, sie sprach es so leise aus, dass ich mir nicht sicher war, ob Alex es gehört hatte. „So ein Zufall, meine Verlobte und ich wollen genau dasselbe tun." Ich blickte zu Alex. Er machte seinen Standpunkt klar, indem er mich seine Verlobte nannte. Kein Grund eifersüchtig zu sein. „Ach wirklich? Wo wollt ihr denn als erstes hin?", „Ich dachte an Spanien", meldete ich mich. Ihre schwarzen Augen fixierten mich. „España es hermosa. Las ciudades, las vistas, las mujeres. Adorable, pero nada diferente a ti." Ich wusste nicht, was sie gesagt hatte, aber es klang sexy.

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