Neunzehntes Kapitel

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(wieder Joss)

Ich blinzelte und schloss die Augen wieder sofort wieder. Das Licht brannte in meinen Augen. Fieberhaft versuchte ich mich zu erinnern was passiert war. Madelein. Das Schwert. Das Blut. Der Schmerz. Ich schlug die Augen wieder auf und blinzelte gegen das helle Licht. Irgendwann hatten sich meine Augen daran gewöhnt und ich sah mich um. Ich war in meinem Schlafzimmer, stellte ich verblüfft fest. Jemand hielt meine Hand und ich drehte den Kopf. Es war Valentin. Sein Kopf lag auf dem Laken, welches um mich geschlungen war und seine Hand umfasste meine. Sein Haar war von Blut und Dreck bedeckt und mir fiel auf, dass er überall dreckig war. Er schien seit dem Kampf nicht von meiner Seite gewichen zu sein. Ich versuchte mich aufzusetzen, doch ein stechender Schmerz fuhr durch meine Schulter und ich stöhnte auf. Sofort hob Valentin den Kopf und sah mich an. Sein Blick zeigte pure Erleichterung. Ich musste leicht lächeln. "Hi.", sagte ich und sank zurück in die Kissen. "Wie geht es dir?", fragte er und setzte sich aufs Bett. Er sah grausam aus, denn er hatte tiefe Ringe unter den Augen und sah aus als  wäre Schlaf ihm ein Fremdwort. "Nein. Mir gehts..." "Sag nicht, dass es dir gut geht.", knurrte er und verengte die Augen. Ich beobachtete ihn genau. Er war nicht wütend. Er war krank vor Sorge. Meine Hand schloss sich um sein Gesicht. "Mir geht es gut, weil du da bist.", sagte ich eindringlich und sah ihn an. Schwarz gegen grün. "Hast du Schmerzen?", fragte er. "Nein.", sagte ich und rollte mit den Augen. "Okay...", sagte er und strich mir liebevoll übers Gesicht. Ich schloss die Augen. "Bist du müde?" "Ja..." Er beugte sich vor und küsste mich auf die Stirn. "Schlaf gut und träum was schönes.", flüsterte er leise und stand auf. Kaum hörte ich wie die Tür sich leise schloss schlief ich auch schon wieder.

Als ich wieder wach wurde war es mitten in der Nacht. Ohje... Wie lange hatte ich geschlafen? Ich setzte mich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf und schwang die Beine über die Bettkante. Etwas wackelig und sehr langsam lief ich den Flur entlang und die Treppe runter. Ich kam ins Wohnzimmer und blieb im Türrahmen stehen. Valentin saß schlafend mit Clary im Arm auf der Couch. Jathan saß an ihn gekuschelt und schlief ebenfalls. Sanftes Mondlicht fiel durchs Fenster und tauchte alles in schwarz, weiß und grau. Ich konnte nicht anders und ging die Treppe hoch und in mein kleines Atelier. Überall lagen Pinsel, Farbtöpfe und Leinwände rum. Ich schnappte mit eine Leinwand und Farben. Es war ziemlich schwierig alles heil mit einem Arm zu transportieren, doch mein anderer hing nutzlos an mir herab. Dann stellte ich alles, leise gegenüber der Couch ab und setzte mich vor die Leinwand. Ich begann zu zeichnen und wurde ruhig. Dann, als ich fertig war,  ging ich duschen und zog mich um. Meine Wunde tat ziemlich weh und ich suchte meine Stele. Als ich sie endlich gefunden hatte zeichnete ich mir eine Iratze und eine Schmerzlos-Rune. Endlich wurde es besser.

-Lucian-

Ich setzte mich ans Ufer des Lynnsees und legte das Gesicht in die Hände. Meine Schuld! Es war alles meine Schuld! Ich dummer Junge! Wie war ich auf die Idee gekommen Jossy zu holen? Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte sie bei mir haben und es war mir egal, wo wir waren. Ich stand auf und hob einen Stein auf, um ihn kraftvoll in den See zu werfen. Er versank mit einem 'Plopp' im dunklen Wasser. Ich wollte sie so sehr, dass es mich selber schockierte. Und nochmehr schockierte ich, dass ich Valentin dafür hasste, dass er sie hatte und ich nicht. Und andererseits liebte ich ihn dafür, dass er sie glücklich machte. Jeder glaubte ich sei mit Céline glücklich und manchmal glaubte ich es selber. Doch wenn ich Joss sah... Ich kannte sie seit frühester Kindheit und wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich sie liebte, wären wir Parabatai geworden. Doch was nützte mir das wissen, dass ich sie liebte und sie mich nicht? In meiner Verzweiflung hatte ich schon oft überlegt was ich tun sollte. Doch jetzt war ich so verzweifelt, dass ich mir wünschte zu sterben. Es wäre alles besser ohne dich. Sie wären glücklich ohne dich. Sieh es ein, Graymark, du bist ein nichts! Es war so, es ist so und so wird es immer sein. Selbst dein Parabatai hält nichts von dir. Ich schrie und sprang auf. Die Gedanken, waren wie Messerstiche mitten ins Herz. Ich rannte in Richtung des Morgensternanwesens und klopfte laut. Joss machte auf und sah mich an. Ihre weichen Locken umspielten ihr wunderschönes Gesicht und aus ihren grünen Augen sah sie mich geschockt an. "Was ist passiert, Lucian?", fragte sie besorgt. "Joss...", stieß ich hervor und ging auf die Knie. Jetzt war es soweit..

Joss+ValentinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt