Vierzehntes Kapitel

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-drei Monate später-

"Bist du sicher, dass ich gehen soll?", fragte Valentin mich noch mal und strich sanft über meinen riesigen Bauch. "Ja, sicher.", sagte ich und nahm seine Hand. Er stand vor mir, in seiner schwarzen Schattenjägermontur und einen Waffengürtel um die Brust geschlungen. "Mir passiert nichts. Versprochen.", sagte ich und sah ihn an. "Nagut, wenn du sicher bist. Ich beeile mich auch.", sagte er und küsste mich nochmal kurz. "Lass dir Zeit und sag allen einen lieben Gruß." Er nickte. Valentin ging mit Hodge, Lucian, Céline, Stephen und Amatis jagen. Sein Ziel war das Werwolfrudel im Brocelind Wald entgültig auszulöschen. Vor etwa zwei Monaten hatte er fast das komplette Rudel ausgerottet, aber ein kleiner Teil hatte doch überlebt. Und dem ging es heute an den Kragen. "Valentin?", fragte ich, kurz bevor er ging. Er drehte sich um und sah mich an. "Ja, mein Engel?" "Pass auf dich auf.", bat ich. Er lächelte und nickte. "Immer doch." Dann ging er.

Irgendwie war das Haus ohne irgendwen sehr still. Jathan hatte ich heute Nachmittag zu Mary gebracht. Sie hatte gesagt, dass ich ein wenig Zeit für mich haben sollte, bevor das kleine Mädchen kam. Das Mädchen... Sie brauchte einen Namen. Ich überlegte lange. Adele... Dieser Name gefiel mir sehr aber es war nicht das richtige. Carla? Marie? Ève? Anne? Valentina? Clarissa? Clarissa. Clarissa Adele Morgenstern. Ein warmes, breites Lächeln breitete sich auf meinen Gesicht aus. "Clary...", hauchte ich, um den Namen in meinem Mund auszuprobieren. Das war es. Meine kleine Clary. Ich grinste und stand auf. Ich keuchte auf, als ich ein starkes Ziehen in meinem Unterleib spührte. Meine Hand presste sich auf meinen Bauch und der Schmerz ebbte ab. "Oh Nein. Nicht jetzt.", sagte ich zu mir. Ich hoffte, dass es nur ein Tritt war. Doch ungefähr eine halbe Stunde später spührte ich es wieder. Heftiger. Ich beugte mich nach vorne und schloss die Augen. "Clary, warum jetzt? Kannst du nicht warten bis dein Vater wieder da ist?" Ich stand auf und lief in Valentins Arbeitszimmer, um mir ein Blatt Papier zu holen. Ragnor Fell. Er muss mir jetzt helfen. Ich schrieb schnell zwei Nachrichten. Eine an Ragnor Fell, den Hexenmeister von Allicante. Und eine an Valentin. Beide sollten schnell herkommen. Ich zog meine Stele und zeichnete die Runen auf die Blätter. Sie gingen in Rauch auf und verschwanden dann ganz. Ich lief den Flur auf und ab, immer wieder unterbrochen von zwangsläufigen Pausen.

Als ich circa eine Stunde später an die Wand gestützt eine Wehe ausharrte, flog die Tür auf und Valentin stand im Eingang. "Joss!" Er lief schnell zu mir und sah mich besorgt an. "Was ist?" Er sah mich an und sah dann die Hand auf meinem Bauch. "Ist es soweit?", fragte er. Ich nickte und stellte mich wieder hin. "Weiß Fell schon Bescheid? Soll ich einen Stillen Bruder holen?" Ich musste lächeln und strich mir die Haare aus dem Gesicht. "Ragnor weiß Bescheid und für den Bruder ist es noch zu früh. Ich wollte nur, dass du bei mir bist.", murmelte ich. "Ist doch alles okay. Ich war eh schon auf dem Rückweg." Er legte eine Arm um mich und lief mit mir ins Schlafzimmer. "Leg dich wieder hin.", sagte er liebevoll. Ich legte mich wieder ins Bett und sah ihn an. Er setzte sich zu mir und nahm meine Hand. "Hast du Schmerzen?" Ich schüttelte den Kopf. "Grade nicht." "Okay. Wo bleibt Fell?", fragte er und sah aus dem Fenster. "Wer weiß, vielleicht ist er bei Mary.", gebe ich zu bedenken. Mary war ebenfalls schwanger. Ich dachte grade an Jathan und ob er wohl grade mit Alec spielte, als ich wieder eine Wehe bekam. Ich verstärkte den Griff um Valentins Hand und keuchte auf. Sofort kniete er sich neben mich und streichelte meinen Rücken. "Scht...Gleich vorbei.", beruhigte er mich. Ich kammerete mich an ihn und legte den Arm über mein Gesicht. "Wo bleibt dieser verdammte Hexenmeister?!", fluchte er vor sich hin. "Er wird bald kommen.", sagte ich beschwichtigend und holte tief Luft um die Schmerzen besser zu kontrollieren.
Dann hörte ich eine dumpfe Stimme von unten: "Hallo? Mister und Misses Morgenstern?" Es war Fells Stimme. "Hier oben.", rief ich. Etwas später klopfte es an der Tür und Valentin ging aufmachen. Der kleine, grüne Mann mit den Hörnern kam rein und nickte uns zu. "Guten Abend." Valentin musterte ihn argwöhnisch und sagte nichts. Es ging ihm gegen den Strich, dass ein Schattenwesen uns half. Aber wir hatten nunmal im Kreis gesagt Hexenmeister würden eine Ausnahme bilden. "Guten Abend, Mister Fell.", sagte ich und lächelte leicht. Ich würde nett bleiben.

Die Sonne ging auf und ich hatte es geschafft. Ein Stiller Bruder reichte Valentin seine kleine, zappelnde Tochter. Sie schrie aus vollem Hals. Er nahm sie und sah sie an. "Sie sieht aus wie du...", hauchte er und strich über ihre kleine rosige Wange. In seinen Augen leuchtete Stolz auf und er begann zu lächeln. "Sie ist perfekt." Ich streckte die Arme nach ihr aus. Er sah mich an und gab sie mir sanft. Sie war so unglaublich zart und schön. Mein Herz ging auf als sie die Augen öffnete und ihre Augen in einem dunklem grün leuchteten. "Clarissa...", murmelte ich und küsste sie auf die Stirn. "Clarissa?", fragte Valentin. Ich nickte. "Ich wollte es dir nochmal sagen. Clarissa Adele Morgenstern." Er bwgann zu lächeln. "Der Name ist wunderbar. Er passt.", sagte er und strich mir über die Stirn. Plötzlich umfing mich Müdigkeit. "Ich will schlafen...", murmelte ich. Valentin nahm mir Clary ab und nickte. "Natürlich. Ich kümmer mich um Clarissa." Bruder Enoch kam nochmal am mein Bett. Haben Sie Schmerzen? Ich schüttelte den Kopf. "Nein..." Dann werde ich mich jetzt um Clarissa Adel kümmern und morgen nach ihnen sehen. "Danke...", murmelte ich und schloss die Augen. Fast Augenblicklich schlief ich ein.

Joss+ValentinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt