Kapitel VII

208 15 19
                                    


Wir betraten das 'Wohnzimmer' des Hauptquartiers und stellten unsere Taschen zur Seite. "Hallöchen" trellerte ich. Die Anwesenden starrten uns nur an. Wir setzten uns an den Tisch und aßen erst einmal eine Kleinigkeit. Die Blicke flogen zwischen den Einkaufstüten und uns hin und her. Nach dem wir abgeräumt hatten, wollten wir auf mein Zimmer gehen, doch eine Hand auf meiner Schulter hielt mich zurück. "Können wir kurz reden" fragte mich mein Vater leise. Ich nickte und bedeutete den Mädels schon mal voraus zu gehen.

Ich begab mich mit meinem Vater in einen anderen Raum, um in Ruhe reden zu können. "Wie lang gedängst du denn zu bleiben?" fiel Loki mit der Tür ins Haus. "Ich würde gern mehr als ein paar Tage bleiben" gab ich wage zurück. "Wie lang?" Seine Stimme war ganz ruhig, doch ich wusste was in ihm vorging. Wir wussten beide, dass ich bei dem Volk sein musste. Die Thronerbin hatte jede Situation mitzubekommen und für ihr Volk dazusein. "Einen Monat?!" murmelte ich zaghaft und er sah mich schokiert an. "Du weiß-" setzte er an doch ich unterbrach ihn. "Dad ich bin in Menschen Jahren 16! Gib mir diesen Monat um mein eigenes Leben zu leben. Ich verspreche, danach komme ich zurück und werde genau die Prinzessin sein, die ich immer war. Außerdem, gab es nie eine Situation, in der ich anwesend sein musste, du weißt schon." Er seufzte. "Aber du musst dort sein. Dein Volk muss sehen, dass du immer für sie zur Verfügung stehst." In mir tobte ein erbitterter Kampf. "Sag es ihm!"  "Nein, auf gar keinen Fall!" "Du musst!" "Nein, dass soll keiner wissen!" "Es geht nicht anders!" "Du darfst nicht!" "Doch!"  Diese Regel, mit der ich rang, hatte ich in Kraft gesetzt, nachdem, was ich über es erfahren hatte. Ich hatte mir geschworen niemandem davon zu erzählen. In unserer Geschichte sind die, von denen man weiß, dass sie es konnten, entweder wahnsinnig oder böse geworden. Es war ein schlechtes Omen, es zu können und eine Art Kriegserklärung, es zu nutzen. Ich wollte doch nur einen einzigen Monat ich selbst sein, war das zu viel verlangt? Tränen traten mir in die Augen. "He he, es tut mir leid, aber du kennst unser Volk." sprach mein Vater auf mich ein. Ich hatte Angst. So große Angst, vor seiner Reaktion. "Dad" begann ich, brach ab und schluchzte. "Dad, es gäbe eine Möglichkeit." Nun liefen die Tränen ungehindert über meine Wangen und tropften auf meine Kleidung, meine Hände, den Boden. Er nahm mich sichtlich verwirrt in den Arm. "Aber das ist doch großartig." Ich löste mich von ihm und sah ihn an. Die Tränen stoppten. "Ich hatte doch gesagt, dass ich einige Asse im Ärmel hätte, nicht wahr?" brachte halbwegs ruhig heraus, während ich die Spitzen meiner Schuhe betrachtete. Er sah mich an. Ich schloss meine Augen.

LOKI PoV:

Eine einsame Träne rann langsam über ihr Gesicht. Ihre Wimpern zuckten, blieben jedoch weiterhin geschlossen. Ich war mehr als verwirrt. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als diesen Monat hatte sogar eine Lösung für das einzige sich bietende Problem und trotzdem weinte sie, als ob sie mir ein Verbrechen beichten müsste. Obwohl, da würde sie sicher nicht weinen, schließlich war sie meine Tochter, aber das war jetzt egal. Ich sah sie an. Etwas veränderte sich. Lnagsam, immer schneller werdend formte sich etwas aus ihr heraus. Es wabberte, als ob es keine feste Masse wäre und verformte sich ununterbrochen. Schließlich löste sich das seltsame etwas von ihr und platzierte sich direkt neben ihr. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Nein! Nein, das kann nicht sein! Das ist unmöglich! Diese Gabe ist ausgestorben! Offenbar nicht...

MORA PoV (gleichzeitig):

Ich zuckte mit den Wimpern, die Augen immernoch geschlossen. Ich hatte es erst einmal getan und das war versehentlich. Ich fühlte diese Gänsehaut, die nicht von Kälte, Verlegenheit, oder ähnlichem stammte, sondern ein Teil des Prozesses war. Ich spührte wie sich mein Körper weitete, ich immer breiter wurde und schließlich in der Mitte abriss. Ich spührte wie sich mein ebenfalls breiter gewordener Geist in der Mitte teilte. Neben mir stand ein exaktes Duplikat von mir. Ein Klon, der mit mir im Geist verbunden war. Ich konnte durch meine und seine Augen sehen. Es war ein selbst denkendes, eigenständiges Geschöpf, dass die Erinnerungen, die es bekommt an mich, also das Original, sendet. Somit wäre ich zur selben Zeit in Asgard und hier. Wie erstarrt sah mein Vater mich an. Er nahm ein Glas Wasser und reichte es meinem Ebenbild, die es nahm und einen Schluck trank. Nun starrte er mich noch entsetzter an. Ich wusste warum er den Trick mit dem Wasser durchgeführt hatte. Mein Vater hatte die Fähigkeit, Illusionen von sich und anderen zu erzeugen. Diese waren unberührbar, da sie nur eine Täuschung waren. Gestern hatte ich gesagt, dass ich die selben Kräfte wie er hatte, also auch die Illusions-Sache. Nun stand hier aber ein Duplikat von mir, aus Fleisch und Blut. Unsere Vorfahren, die die jene Gabe hatten, waren daran zerbrochen. Jahrtausende hatte keiner in unserer Familie diese Gabe gesehen, geschweige denn verwendet. Sie galt als ausgestorben. Und nun stand ich hier. Vor meinem Vater, einem König von Asgard und zu meiner linken eine Art Legende.

"Du... du... du" stotterte er, nachdem er die letzten 5 Minuten entsetzt gewiegen hatte. In dieser Zeit hatte ich den Klon wieder in mir aufgenommen. Seine Gedanken waren auf mich eingestürzt, durchflutet von Entsetzen und Schock. "Ich weiß" sagte ich einfach. Ich konnte ihn nicht ansehen oder trösten. Man könnte diese Kräfte als Todesurteil bezeichnen. "Soll ich.." setzte ich an, doch er wusste was ich sagen würde und schüttelte den Kopf. "Wie...? Seit wann..?" brachte er schlussendlich heraus und ich war dankbar, die Stille brechen zu können, die uns zu erdrücken drohte.

"Als ich noch sehr klein war" begann ich und dachte zurück an diesen Tag. "Ich war in meinem Zimmer, allein. Siff hatte eine Patroullie zu führen, Thor hatte zu tun und du" Ich brach ab. Dieses Thema wollte ich jetzt nicht wieder aufkommen lassen. "Ich stand vor dem großen Spiegel, der zu dieser Zeit noch auf dem Boden stand, weil ich ja noch zu klein war. Ich betrachtete mich im Spiegel und wünschte mir sehenlichst jemandem mit dem ich reden konnte. Jemanden in meinem Alter, der mich verstand. Ich sah in den Spiegel, dann drehte ich mich weg und vor mir stand eine Art Spiegelbild. Ich wusste nicht wie oder was ich getan hatte. Ich lernte es zu kontrollieren,hab es aber nie mehr heraufbeschworen. Bis jetzt. Nachdem ich in der Geschichte von Asgard gelesen hatte, was es war, hatte ich wahnsinnige Angst davor." Er starrte mich nur an. Vorsichtig tastete ich mich an seine Gedanken heran. "Du bist schneller erwachsen geworden, als ich mir hätte vorstellen können." Er wusste, dass ich ihn hören konnte. "Du hast schon so viele Erwachsenen-Probleme, die du mit links bewältigen kannst. Ich hab alles verpasst." Der letzte Satz war so leise, dass ich ihn kaum verstandt.

 🌌

Auch dieses Kapitel wurde sichtbar verändert, hoffe es gefällt euch.

Mora - Einen Monat leben / Avengers FF (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt