Kapitel XIII

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Da ich ja den Raum verlassen hatte, konnte ich ihren Gesichtsausdruck nicht deuten, doch ich spührte ihre Überraschung. Im nächsten Moment trat sie ebenfalls aus der Küche und grinste mich an. "Ich wollte eh jetzt dann hin, komm doch mit." Ich willigte ein und wir vereinbarten, dass sie mich in einer halben Stunde abholen würde.

In meinem Zimmer angekommen zog ich mir schnell ein Sporttop und eine Sporthose an und band meine Haare mit einem Haarband zusammen, so dass sie mir nicht ins Gesicht fallen würden. Als ich fertig war, setzte ich mich auf mein Bett und probierte das Geräaus, das wir gestern beim shoppen gekauft hatten und das meine Freundinnen als "Handy" bezeichnet hatten.

Nach kurzer Zeit klopfte es an der Tür und als ich öffnete sah mich Nat erwartungsvoll an. Gemeinsam liefen wir zum Trainingsraum. Als sie mir die Tür auf hielt und sich verbeugte, knickste ich und lachend betraten wir den Raum. Ich staunte. Der große Raum war in zwei Seiten unterteilt.  Auf der einen waren einige Geräte, die ich noch nie gesehen hatte und die sehr seltsam aussahen, aufgebaut und auf der anderen Seite lagen Matten verteilt am Boden, offfenbar der Kampftrainings-Bereich. Ich wandte mich sofort Richtung Kampfplatz, da ich von diesen Foltermachienen keine Ahnung hatte. Natasha folgte mir und wir stellten uns gegenüber von einander auf eine der dünnen, rot-braunen Matten. "Keine Power-Tricks, verstanden?" meinte sie und ich nickte zustimmend. "Ansonsten keine Regeln. Die erste, die länger als fünf Sekuden am Boden liegt, hat verloren." erklärte mir mein Gegenüber. Wieder stimmte ich zu. "Keine Sorge, ich werd mich zurückhalten. Ich will dich schließlich später nicht auf der Krankenstation besuchen müssen." Ich musste mir mein Grinsen verkneifen, was mir überhaupt nicht leicht viel.

Wir stellten uns in Kampfposition und Nat griff an, indem sie anfing nach mir zu schlagen. Locker blockte ich den Angriff ab, hielt dann einen ihrer Arme fest und drehte ihn ihr auf den Rücken. Meine schnelle Bewegung brachte sie für einen Moment aus dem Gleichgewicht. Dieser Augenblick reichte mir um ihren anderen Arm zu packen und ihr gleichzeitig die Beine weg zu treten. 1 Sekunde lang lag sie am Boden, konnte sich dann jedoch aus meinem Griff befreien in dem sie mich in den Rücken trat und ich sie durch die Ablenkung nicht mehr fest genug hielt. Blitzschnell waren wir beide wieder auf den Füßen. Offenbar hatte sie nun erkannt, dass sie mich nicht schonen brauchte, da sie nun auf mich zu lief und mich in den Bauch trat. Während ich mich kurz vor Schreck krümmte riss mich die Black Widow von den Füßen. Hart landete ich auf dem Rücken, was nicht gerade angenehm war. Trotzdem würde ich nicht aufgeben. Ich hob meine Beine und plazierte sie neben meinen Kopf während ich gleichzeit meinen Oberkörper hob und wieder auf meinen Füßen stand. Dies mal griff ich an. Ich sprang auf sie zu, schlug eine Art Salto und stützte dabei meine Arme auf ihren Schultern ab. Ich hielt ihre Schultern fest, so dass ich sie während ich landete auf den Boden schleuderte. Schnell setzte ich mich so auf sie, dass ich mit meinen Beinen ihre eigenen und mit meinen Händen ihre Unterarme fest hielt und verlagerte mein Körpergewicht so, dass sie nicht so einfach los kommen konnte. Leise und außer Atem, aber so dass sie es hören konnte, zählte ich von fünf runter. Als ich bei  null ankam ließ ich sie los und stand auf.

Um ihr auf zu helfen streckte ich ihr meine Hand entgegen. "Gut gekämpft." Nat erfgriff sie und ließ sich von mir hochziehen. "Danke ebenso" meinte ich, als sie neben mir stand. "Ich wusste gar nicht, dass du auch kämpfen kannst." meinte meine Freundin. "Ich glaube, ich hab es am Anfang erwähnt, als ich mich vorgestellt habe. Naja egal, jetzt weißt du es auf jeden Fall." Grinsend sah ich sie an. Wir trainierten noch ein wenig und ich erzählte ihr, wie Tante Siff mich täglich trainiert hatte. "Sie ist deine Tante?" fragte sie mich irgendwann zwischen meinen Schilderungen. "Nein, eigentlich nicht, aber sie war immer für mich da und ist fast mehr Familie für mich, als Blitzi oder Dad. Deshalb darf ich sie 'Tante' nennen." erklärte ich ihr. Nat lachte über den Spitznamen, den ich meinem Onkel verpasst hatte.

Nachdem wir den Trainingsraum verlassen hatten und ich geduscht und umgezogen lief ich zur Küche um mir noch etwas zu essen zu machen. Doch ich war offenbar nicht die Einzige, die einen leeren Magen hatte. "Hi James" meinte ich beiläufig und setzte mich ebenfalls an den Tisch, während er weiterhin sein Sandwich vertilgte. Er sah mich an. "Hey Sternchen" grinste er dann. In Gedanken verdrehte ich meine Augen, doch äußerlich ließ ich mir nichts anmerken. Ich griff nach dem Brot und fing an, mein Sandwich zu belegen. Während ich arbeitete aß James sein eigens Abendessen auf, doch anstatt zu gehen und irgendwelche anderen Sachen zu machen, blieb er mir gegenüber sitzen. Immer wieder spührte ich seinen Blick auf mir, den ich aber gekonnt ignorierte.

Mein Sandwich war fertig belegt und ich biss genüsslich hinein. Ich hörte ein leises Lachen von der anderen Seite des Tisches. "Was ist so lustig?" fragte ich, nachdem ich den Bissen herunter geschluckt hatte. "Da wo du her kommst gibt es sowas nicht, oder?" fragte er grinsend. "Stimmt. Mein Dad und Onkel vermissen es zwar, aber" ich räusperte mich kurz und sprach mit affektierter Stimme weiter. "am Königshof von Asgard gehört es sich einfach nicht ein solch dick belegtes Brot zu sich zu nehmen. Schon allein der Verzehr mit den Händen, anstatt des Besteckes, ist völlig inakzeptabel." Ich hatte oft mit bekommen, wie Dad und Thor die Anstandsdame, die auch die volle Kontrolle über die königliche Küche hatte, förmlich angefleht hatten Sandwiches auf die Speisekarte zu setzen. Sie mögen Könige sein, doch sie waren nicht all mächtig, nicht einmal in ihrem eigenen Palast. "Hat das deine Großmutter oder eure Anstandsdame gesagt?" grinste James. "Die Anstandsdame. Dad und Blitzi hassen sie regelrecht dewegen." lachte ich. Er prustete ebenfalls los. Er sah noch besser als sowieso schon aus, wenn er lachte. Seine sonst so kalten blauen Augen sprühten förmlich und strahlten Wärme aus.

Wir redeten noch ein wenig, bis wir bemerkten, dass es wohl schon lange dunkel war. Wir verabschiedeten uns und ich lief zu meinem Zimmer. Eigentlich ist er echt nett. Vielleicht noch ein bisschen mehr...

Mora - Einen Monat leben / Avengers FF (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt