Kapitel XII

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Ein energisches Klopfen riss mich aus dem Schlaf. Langsam öffnete ich meine Augen. Durch das Fenster in schien die Sonne und ich hörte das leise Pfeifen von Vögeln. Verschlafen strich ich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Wer stört denn um diese Zeit? dachte ich genervt. "Was?!" fragte ich patzig. Die Tür öffnete sich und vor mir stand Wanda, die mich grinsend musterte. "Hey, du Morgenmuffel. Wenn du nicht in den nächsten fünf Minuten beim Frühstück sitzt, ist nichts mehr über." lachte sie. "Oh Mann!" mekerte ich. Ich erhob mich aus dem weichen Bett und sah sie an. Dann trat ich an ihr vorbei zu dem großen Spiegel, den ich gestern beim shoppen gekauft hatte und der nun an der Wand hing. Ich musterte mich. So kannst du auf gar keinen Fall unten erscheinen. Meine Kopfstimme hatte vollkommen Recht. Meine rot-braunen Haare waren zerzaust und standen in alle Richtungen ab, ich müffelte leicht und die schlaflose Nacht machte sich in Form von dunklen Ringen unter meinen Augen bemerkbar. Ich seufzte. Auf umziehen hatte ich erst mal keine Lust, also nahm ich mir ein Deo, und griff nach einem Conceeler, außerdem bürstete ich mir die Haare, ob wohl das eigentlich unnötig war.

Als ich damit fertig war, sah ich Wanda an, die immer noch hinter mir stand. Als sie begriff, was als nächstes passieren würde, blitzten ihre Augen aufgeregt. Ich wandte mich wieder um und blickte meinem Spiegelbild in die Augen. Ich sah, wie sich der Ansatz begann zu verfärben, meine Haare hinab glitt und auf Höhe meines Kinns stoppte. Kurz senkte ich meine Lider, um sie im nächsten Moment aufzuschlagen und meine königsblauen Augen zu bewundern. Ich blickte noch einmal an mir herunter und entschied mich schließlich doch, mich gleich umzuziehen. Ich ließ meine Finger vor meinem Körper von der Höhe meiner Schultern abwärts gleiten. Meine Schlafsachen machten einem schwarzen Shirt mit V-Ausschnitt (auf der Höhe von einem ganz normalem Shirt Ausschnitt), das am Bauch leicht aufgerissen war und silberne Stickereien an der Schulter hatte und einer verwaschenen blauen Jeans, die silberne Hosentaschen hatte Platz. Dazu trug ich schwarze Sneaker. Meine silber-blonden, kurzen Haare und der dezente Lidstrich, um meine Augen rundeten das ganze perfekt ab. Strahlend wandte ich mich zu Wanda um, die mit offenem Mund da stand. "Wollen wir?" Meine Laune war erheblich gestiegen und ihr Gesichtsausdruck trug noch mehr dazu bei. "Na- Natürlich" meinte sie und wir liefen gemeinsam zur Tür.

Während wir Richtung Küche liefen, bekam ich deutlich zu spühren, wie sprachlos Wanda war. Ohne in ihren Kopf eindringen zu müssen wusste ich, dass sie gedanklich genauso sprachlos war, wie stimmlich. Ich verstand es nicht wirklich, ich meine, es war wie auf der Erde eine Perrücke aufzusetzen und die Kontaktlinsen zu wechseln. Es könnte natürlich auch sein, dass dies nur der Tropfen gewesen war, der das Fass zum überlaufen gebracht hatte und sie noch andere Dinge zu verarbeiten hatte.

Als wir die Küche, in der wir auch aßen, betraten flitzte ich zu dem letzten freien Platz, denn Wanda hatte sich schon gesetzt. Ich griff nach einigen Sachen und fing an zu frühstücken. Als ich aufsah, sah ich in kalte, blaue Augen, die mich verwirrt und belustigt zu gleich musterten. Deren Besitzer, der mir gegenüber saß, sah im Licht noch besser aus, als ich es mir vorgestellt hatte. Seine Haare, die ihm bis zum Kinn hingen, waren dunkel braun und seine Augen eisblau. Das T-Shirt, das er trug, betonte seine Muskeln. Mein Blick blieb bei seinem linken Arm hängen, der gestern im Mondlicht schon seltsam geglänzt hatte. Nun konnte ich erkennen, dass das Körperteil vollkommen aus silbrig glänzendem Metall bestand. Ich bemerkte, dass ich ihn und den Arm angestarrt hatte und wandte mich schnell wieder meinem Sandwich zu. Dennoch bemerkte ich im Augenwinkel das Grinsen auf seinem Gesicht. "Kann es sein, dass du gestern anders aussahst?" fragte er immer noch grinsend. "Wer weiß" gab ich nur zurück und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie das Grinsen von seinem Gesicht tropfte.

Als ich fertig gefrühstückt hatte stand ich auf, räumte mein Gedeck weg und wollte gerade den Raum verlassen und gleichzeitig Nat einen Gedanken schicken, als mir jemand in den Weg trat. Ich blickte auf und sah in blaue Augen, die herrausfordernd blitzten. "Gehst du mir bitte aus dem Weg James, ich hab keine Lust auf solchen Kinderkram." Meine Stimme war ruhig, was mich sehr viel Mühe kostete. Ich war genervt und gleichzeitig sehr unsicher. Das verwunderte mich. Wenn ich mit jemandem sprach flossen alle möglichen Emotionen durch mich, doch Unsicherheit, war noch nie vorgekommen. Warum unterdrückst du es überhaupt? Du bist auf der Erde schon vergessen? Wie war das mit 'Du selbst sein'? °Klappe, ich muss mich erst umgewöhnen und außerdem wäre das unhöflich. °Wenn du meinst °Ja, meine ich! während ich mit meiner Kopfstimme diskutiert hatte, war James ein Stück zur Seite gerückt und ließ mich so vorbei. Ich glitt an ihm vorbei, jedoch nicht ohne ihn leicht zu berühren. Ein sehr schwaches, unbekanntes Gefühl machte sich in der Gegend meines Bauches breit. Aber nur für einen Moment und dann war es schon wieder verschwunden. Das Essen hier schien mir irgendwie nicht zu bekommen oder ich war einfach, wie Nat es nannte "satt".

Im lezten Moment fiel mir ein, dass ich ja Nat noch etwas fragen wollte. "Ähm, Nat? Wo ist hier der Trainingsraum?"

Mora - Einen Monat leben / Avengers FF (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt