Kapitel III

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MORA PoV

Irgendwann, nachdem ich schon eine Weile auf dem Balkon gesessen hatte, hörte ich hinter mir ein Geräusch. Ich sah aus dem Augenwinkel jemanden hinter mir stehen. Wie der Blitz war ich auf den Beinen und verdrehte dem Unbekannten den Arm. "Au, dein ernst?!" Ich erkannte einen Jungen, der ungefähr in meinem Alter war. Ich ließ ihn los, weil der Anzug den er trug mich schlussfolgern lies, dass er zu den Avengers gehörte. Ein wenig verlegen murmelte ich: "Sorry" in seine Richtung und wandte mich zum gehen. Ich wollte gerade keine Fragen zu meinem, naja, nennen wir es Ausbruch, beantworten. "Warte, wer bist du?! rief er mir hinter her, doch ichdrehte mich nicht mehr um. Ich wollte mit niemandem sprechen, nicht solange ich nicht wusste, was ich jetzt vor hatte. Ich machte mich unsichtbar und begann, nach einem Weg zum Dach zu suchen. Ich wollte zurück an die frische Luft, den Himmel sehen und beobachten, wie langsam der Tag zuende ging. Sicher war es auf der Erde anders als in Asgard, wo man die beiden Sonnen und die drei Monde zu einer bestimmten Zeit gleichzeitig sah und einem dann wieder bewusst wurde, wie groß das Universum und wie klein sogar die mächtigsten Götter waren. Ich weiß nicht ob nur ich bei dem Anblick so dachte, aber diese Gedanken fühlten sich entspannend an. Dann weiß ich, dass ich nicht allein bin, auch wenn es sich oft so anfühlt, und ich weiß, dass egal wie viel ich falsch mache, es irgendwo da drausen jemanden gibt, der das toppen kann. Es beruhigt mich. Ich kenne den Himmel von Asgard sehr gut, vermutlich besser als mich selbst. Ich kenne die Vulkane und Krater auf jedem Mond, jede Seite der beiden Sonnen und die einzelnen Sterne die bis zu unserem Himmel durch dringen. Gedanken verloren lies ich mich von den Luftzügen, die durch die Gänge wehten, leiten und stand schließlich vor einer Treppe. Alles in mir drängte mich nach oben und als ich die Tür am oberen Ende öffnete stockte mir fast der Atem.

Das Dach auf dem ich mich nun befand war groß, weit und eindeutig nicht dafür gemacht, dass sich hier jemand aufhielt. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Es war ein flaches graues Dach, ohne Geländer, Polster oder sonstiges. Zuhause gab es ein spezielles Dach, das als Terrasse aufgebaut war. Mit Sitzgelegenheiten, prachtvollen Geländern und prunkvoll verziertem Boden. Ich bin oft dort gewesen, habe gelesen, nachgedacht oder den Himmel beobachtet. Hier war es anders. Der Boden war grau, eintönig und glatt. Ich sätzte mich auf den Boden, da nichts anderes vorhanden war. Es war schlicht, aber schön. Schön auf eine ganz eigene Art, die ich noch nicht kannte. Hätte ich beschreiben sollen wie ich mich fühlte, hätte ich in Gewisserweise dieses Dach beschrieben. Kalt und traurig, nichts dem man viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Ich vertrieb den Gedanken und hob den Kopf. Der Himmel war weit, endlos weit. Er war blau. Blau, in meiner Heimat war das die Farbe des Friedens, die Farbe der Freiheit. In diesem Moment fülte ich mich genauso. Frei, frei von der Krone, frei von Verantwortung, frei von der Last, die die ganzen unausgesprochenen Worte verursacht hatten.

Ich weiß nicht, wie lang ich dort saß in den Himmel sah und an nichts dachte, doch plötzlich hörte ich Schritte auf der Treppe. Obwohl ich immernoch unsichtbar war sprang ich auf und huschte hinter die Mauer, in die die Tür gebaut wurde. Ich wusste, dass es kindisch war, aber ich wollte mit keienem sprechen. Ich konzentriertee mich auf die Geräusche um mich herum, um zu sehen, wer mich gestört hatte. Mein Gehör schärfte sich und ich nahm selbst die kleinste Luft veränderung war. Ich hörte den Kiesel, den jemand fünf Straßen weiter, in eine Pfütze kickte, konnte die Stimmen der Vogel Küken vernehmen, die in einem Nest am anderen Ende der Stadt nach Futter schrien. Jede kleinste Bewegung, jeden Luftwiederstand, konnte ich nun wahrnehmen. Es ist schwer zu beschreiben. Ich bekam Bilder von dem was ich hörte in den Kopf, wenn ich diese Gabe nutzte. Dann fokussierte ich mich auf das was vor mir war. Ich hätte es mir denken können, aber als ich das Bild in meinen Kopf rief, seufzte ich leise. Vor Überraschung, vor Ärger über mich selbst, weil ich es hätte wissen müssen, aber vor allem, weil ich genervt war. Er kannte mich von all den Leuten hier am Besten. Er  hätte wissen müssen, dass ich allein sein wollte. Aber er kannte mich nun mal am besten. Deshalb hatte er mich ja überhaupt gefunden. Es war ein leises Seufzen, in einem Raum hätte man es nicht gehört, doch hier oben, naja, er hat es gehört. Ohne sich zu bewegen oder auch nur den Kopf zu drehen, sagte er: "Ich kenn dich doch noch, zumindest ein wenig." er lächelte traurig. Plötzlich fühlte ich mich schuldig ihm gegenüber und obwohl ich eigentlich allein sein wollte trat ich aus meinem Versteck, lehnte mich gegen die Tür und machte mich sichtbar. Meine 'Super-Ohren' schalltete ich ebenfalls ab. "Du weißt, dass der Vorwurf nur Loki gegenüber war." sagte ich. Er drehte sich um und seine Augen strahlten als er mich erblickte. "Schön, dass sie es einrichten konnten, zu kommen, Prinzessin" meinte er spöttisch. ein leises Lächeln stahl sich über mein Gesicht, aber es verflüchtigte sich schnell wieder. "Du wusstest, dass in mir etwas vorging." stellte ich fest. Er war in den letzten zwei Monaten öfter als sonst bei mir gewesen. "Ich hatte es vermutet, aber..." er stockte, schluckte und beendete den Satz. "Aber mit so einem Sturm hatte ich nicht gerechnet." Mein Onkel schwieg kurz, doch dann fragte er leise: "Wie ist sie so?" verwundert hob ich eine Augenbraue und obwohl ich genau wusste, wovon er redete fragte ich: "Wer?" Seine Antwort schickte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Es fühlte sich gut an, aber fremd. "Die echte Mora" Er hatte nicht Prinzessin gesagt. Das war es. Das war der Punkt, der sich in den Ohren gut anfühlte. 'Nur Mora' wiederholte mein Gehirn immer und immer wieder. "Sie sagt ihre Meinung," setzte ich an. "Ihr ist die Meinung anderer egal, sie zieht einfach ihr Ding durch." fügte ich vorsichtig hinzu. "Aber vorallem ist sie unbekannt." verwirrt sah Thor mich an. Ich richtete den Blick in den Himmel. "Ich kenne sie selbst noch nicht richtig. Sie war die ganze Zeit eingesperrt, in einem Raum." Ich wies auf meinen Kopf Wenn man eine Pflanze in einem halbdunklen Raum wachsen lässt und sie irgendwann hinaus in's Tageslicht stellt, ist das für sie unbekannt, neu. Sie muss sich erst daran gewöhnen." erklärte ich. Ich erwartete nicht, dass er das verstand, doch er setzte sich zu mir und sah ebenfalls in den Himmel. "Nah dann, viel Glück beim wachsen, kleine Pflanze" murmelte er und das war alles. Wir blieben auf diesem Dach, sagten nicht viel sondern sahen einfach in den Himmel.

Als es Anfing zu dämmern und der Himmel sich langsam rot färbte, sah ich fasziniert zu. "Anders als zuhause, oder?" fragte der Gott auf einmal. "Ganz anders, aber wunderschön." Ich schloss die Augen genoss die letzten warmen Strahlen auf meinem Körper und war einfach glücklich. Bis plötzlich Schritte auf der Treppe zu vernehmen waren.

Mora - Einen Monat leben / Avengers FF (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt