Kapitel 35

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Es dauerte etliche Minuten, bis Su endlich die Schritte von den Dreien hörte. Sie drehte sich in die Richtung, aus der sie kamen, allerdings waren da nicht wie erwartet Ahsoka, Aayla und Julien, sondern nichts anderes als eines dieser gezüchteten Wesen. Noch hatte es Su nicht entdeckt, aber sie wusste, dass es nicht lange brauchen würde. Vergeblich versuchte sie, sich davon zu robben, mit dem unerfreulichen Ergebnis, dass sich nun die Aufmerksamkeit des "Tieres" auf sie richtete. Es stieß ein seltsames Fauchen aus, das sich ein wenig wie ein hoher Schrei anhörte. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit raste es auf Su zu und sie zog gerade noch im letzten Moment ihr Lichtschwert, auch wenn ihr diese Bewegung unendlichen Schmerz bereitete. Es fiel zur Seite um, Su hatte ihm ihr Lichtschwert direkt zwischen die zwei schwarzen Augen gebohrt. Seine sechs Beine erinnerten sie an eine Spinne, aber sie sahen ein wenig metallisch aus. Auf dem Rücken wuchs ihm ein braunes undichtes Fell und die zwei riesigen Augen starrten sie unentwegt an, während es seine letzten Atemzüge tat.

Endlich tauchten ein wenig weiter hinten die anderen auf und Su wollte schon erleichtert ausatmen, bis sie sah, dass Ahsoka und Aayla Julien mit beiden Armen stützen mussten. Jeder Schritt tat ihm weh und Su wusste aus unerklärlichem Grund, dass sich quer über seine Brust ein langer und äußerst tiefer Kratzer dahinzog. Er ging nur knapp vorbei am Herzen und dennoch war er lebensgefährlich.

Su tastete mit einer Hand nach seinem Arm, obwohl sie nicht wusste, warum sie es tat. Aber es wirkte wie ein Wunder, wenn sie sich auf ihn konzentrierte. Der Schmerz ließ nach, sie konnte sich aufrichten und sah ihm in die  Augen. Nur mit viel Mühe konnte er sie noch öffnen, aber er erwiderte ihren Blick.

"Hilfe ist unterwegs", verkündete Aayla und sie versuchte, Juliens Blutungen zu stoppen, indem sie einen Stofffetzen seiner Tunika, den sie abgerissen hatte, darauf drückte. Julien schrie auf und der Schweiß rann ihm die Stirn hinab. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ihm die Augen zu fielen und er bewusstlos wurde.

Plötzlich hörte Su ein Knurren hinter sich und sie sprang erschrocken auf. Eine der Riesenspinnen tauchte hinter ihr auf und sie konnte gerade noch rechtzeitig zur Seite springen, bevor es sich auf sie stürzen konnte.

"Su, bring Julien in Sicherheit", rief Aayla.

Su nickte gehorsam und machte sich daran, ihn von dem blutrünstigen Tier wegzubringen. Sie nahm seine beiden Hände und versuchte, ihn über den Boden zu schleifen, weg von der Gefahr. Er war ziemlich schwer, da er fast zwei Meter groß war und sie eineinhalb Köpfe kleiner. Irgendwie schaffte sie es dann doch und als sie sich ein letztes Mal umdrehte, sah sie die spitzen Beine der Bestie, die damit versuchte, Ahsoka zu treffen. Allerdings machte diese ihr einen Strich durch die Rechnung, indem sie sie mit ihrem Lichtschwert verletzte.

Nachdem Su Julien in Sicherheit gebracht hatte, setzte sie sich auf den von Lava erhitzten Boden und lehnte sich erschöpft gegen die Wand.

"Ana ...?", ertönte auf einmal eine leise Stimme.

Sie kam von Julien, der mit viel Mühe seinen Mund öffnete und mit ihr sprach. Sein Gesicht war ganz blass und ihm klebte eine Haarsträhne auf der Stirn.

Su stockte der Atem und sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Es dauerte ein wenig, bis sie ihre Stimme zum Sprechen wiederfand.

"Nein, i-ich bin es .... Su."

Seine Augenbrauen zogen sich wieder zusammen und er sah angestrengt in ihr Gesicht. Hatte er etwa vergessen, wer sie war?

"Deine Augen", sagte er jedoch nur.

"Was ist mit meinen Augen?", fragte sie überrascht.

"Sie sind der letzte schöne Anblick, den ich vielleicht in meinem Leben sehe."

Star Wars - Young PadawanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt