Part 9

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Sun rise

I love the sunrises
That are born
From sunsets in your arms

- the summer happy

Obwohl wir beide schon ziemlich wach und munter waren, blieben wir noch lange so liegen. Er erzählte über sein Leben - er war Bäckerssohn und hatte unheimlich Angst davor, die Bäckerei übernehmen zu müssen; und aßen anschließend ein paar Weintrauben. Sie standen auf meinem Nachttischchen, ich hab keine Ahnung, wie sie dahin gekommen sind. Der blonde Engel verließ mich, als unsere beiden Mägen sich lauthals bemerkbar machten. So eine gute Mahlzeit waren ein paar Weintrauben nun wirklich nicht, und ich hatte unheimlich Hunger.
Bevor ich meinen Bauch zufrieden stellen wollte, wollte ich allerdings kurz zu Thea gehen. Es mag komisch klingen, aber sie war hier meine einzige Freundin, und ich wollte ihr von letzter Nacht erzählen. Normalerweise wäre Harry einfach ein heißer Kerl in irgendeiner Bar gewesen, den ich abgeschleppt hätte, und am Morgen hätte ich sofort Veronica geschrieben, jedoch hab ich im Jahre 1888 noch kein iPhone gesehen.
Der lange Gang wurde nur leicht von Sonnenstrahlen erleuchtet, und alle Türen waren geschlossen, jedoch war es auch ziemlich still. Normalerweise standen ein oder zwei Türen offen und mehr Sonnenlicht konnte in den dunklen Flur strömen, aber jetzt schliefen wahrscheinlich noch alle Damen, komplett erschöpft von letzter Nacht.
Die Türen sahen alle komplett gleich aus. Dunkelbraune massivholztüren, kein namensschild, keine Fußmatte. Ich wusste wirklich nicht, wo ich war, und wanderte die langen Gänge entlang. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Theas Zimmer im gleichen Stock war, aber mit endgültiger Sicherheit konnte ich das nicht sagen. Ich hatte schon immer die schlimmste Orientierung überhaupt gehabt, selbst mit einem Navi verfuhr ich mich regelmäßig.
Die nächsten Tage vergingen ziemlich einfallslos. Ich empfing tatsächlich keinen Kunden mehr, und konnte tatsächlich so etwas wie Freundschaften mit den anderen jungen Damen aufbauen. Mit Victoria beispielsweise. Unsere blühende Freundschaft begann, als sie einen Drink zu viel hatte, und ich sie davor bewahrte, sich komplett auf die Schnauze zu legen, vor versammelter Mannschaft. Mittlerweile saßen jeden Abend Thea, Victoria und ich an einem Tisch unten in der Bar, tranken Schnaps wie Apfelsaft und redeten über Gott und die Welt. Gut, die beiden nahmen halt jede Nacht einen Mann mit nach oben, aber wenn die Zeit gekommen war, ging ich hoch und schlief. Meine Version mochte ich deutlich lieber. Um ganz ehrlich zu sein hatte ich die Tage genau nach der Nacht unheimlich Angst, dass tatsächlich irgendwas daraus resultieren würde, aber ein paar Tage später habe ich meine Tage bekommen. Ich war Weißgott noch nie so froh darüber, mit unterleibskrämpfen und Migräne im Bett zu liegen. Ich machte mich gerade fertig, dies konnte ich mittlerweile sogar richtig gut, selbst ohne moderne Kosmetik und lockenstäben, und steckte meine nun ziemlich langen Haare zurück - sie waren mir mittlerweile bis weit auf die Brust gewachsen - als ich ein klopfen an meiner Tür hörte. Ohne das ich darauf hätte reagieren können steckte Victoria ihren hellblonden Kopf in die Tür hinein. „Valentina, du musst jetzt mitkommen.", meinte sie nur bestimmend, als sie auf mich zukam, meinen Arm und ein Tuch, das auf dem Bett lag, schnappte, und mich aus der Tür herauszog. „Wohin gehen wir?", fragte ich, als ich lachend die letzten Strähnen in die Frisur steckte, und mir schnell das große, dunkelrote Tuch von ihr stibitzte, und es mir um meine Schultern wickelte. Ich hatte mich damit abgefunden, dass anscheinend alle Kleider der 1888er prostituierten viel zu viel Ausschnitt zeigten, aber hatte mir angewöhnt, überall ein Tuch mitzunehmen, um es wenigstens so kaschieren zu können. „Wir gehen ins old blackfriars. Heute ist ein Tag zum feiern!" meinte sie, merklich angeschwipst, als sie kurz davor war, über ihre eigenen Füße zu stolpern. „Warum denn das?", entgegnete ich nur, ich musste mich wirklich sehr bemühen, nicht hinzufallen. Sie hatte trotz des Absatzes und des Alkoholkonsums einen ziemlich strammen Schritt drauf, und ich musste mich erstmal an die absätze gewöhnen. Oh Gott, ich vermisse meine Adidas Superstars und air Max mehr als wlan und Deodorant zusammen. Ganz davon abgesehen, dass es unheimlich schwierig ist, nicht hinzufallen, wenn die Person, die dich zieht, beinahe jeden zweiten Schritt taumelt. Auf dem Weg, wir sammelten in der Bar noch eine ebenfalls schon ziemlich betrunkene thea ein, erfuhr ich dann auch, dass heute Victorias Geburtstag war.
In der Bar, dem ‚old blackfriar' fühlte ich mich sofort wohl. Backsteinwände und dunkelbraune Möbel erschienen das etablissement im Kerzenschein gerade zu golden leuchten. Es erinnerte mich an das „drei Besen" aus dem Harry Potter Universum, und ich bekam ein bisschen Heimweh in eine fiktionale Welt. Wenn mir schon so was passieren musste, warum war ich dann nicht einfach in eine magische-Hogwarts-und-so-weiter-Welt gesogen wurden, wäre in hufflepuff sortiert wurden und hätte mir irgendwann Cedric diggory geklärt, auf jeden Fall hätte ich es versucht.
Schon von dem Eingang hörte man Gelächter und gläserklirren, und eine angenehme Wärme erfüllte mich sofort. Aus einer Ecke erklang Musik, eine Heitere Melodie aus klaviergeklimpere und Akkordeon.
Wir setzten uns an einen freien Tisch im inneren der Bar und bestellten uns Bier und Schnaps. Es wurde unheimlich viel gelacht und der Abend erinnerte mich tatsächlich sehr an die mädelsabende mit meinen besten Freundinnen, auch wenn ich hier in einem Korsett saß - das ich mittlerweile kaum noch spürte - und die Männer alle viel zu gentlemanlike aussahen. In meiner Zeit würde an einer Wand ein Fußballspiel projektiert werden, und die die kerle würden fanatisch mitfiebern, während wir eben diese anschmachten würden, und uns austauschen würden, welchen wir wohl am liebsten abschleppen würden. Bis auf das Fußballspiel und viel mehr kartenspielanteil in der Bar was eigentlich alles ziemlich gleich. Der Abend wurde länger, die Biere wirksamer und die Männer Betrunkener, und betrunkene Männer sind nur selten gut. Auch wenn ich keine Vorurteile habe, kennen viele betrunkene Männer ihre Grenzen nicht und denken von sich wahrscheinlich, sie wären Brad Pitt. Leider können mit Brad die wenigsten mithalten, obwohl manche Frisuren mich tatsächlich an Brad in „Legenden der Leidenschaft" erinnerten. Jedoch sahen did meisten wie eine billige Kopie aus, und das mittlerweile nicht mehr sehr gentlemanlike benehmen einiger stand in einem harten Kontrast zu den akkuraten Anzügen und Frisuren.
Wir drei wollten uns gerade auf den Weg zurück nach Hause machen, als ich erst eine Hand an meiner taille, und dann eine weitere an Meiner Wange fühlte. Ich schaute erst mal wahrscheinlich ziemlich verdutzt, und versuchte eben jene wegzuschieben, als mich die Hände umdrehten, und ich in ein Gesicht mit glasigen, grau-blauen Augen und verwuschelten, dunkelbraunen Haaren, die ihm ins Gesicht fielen, sehen konnte. Er grinste süffisant und nahm meine Hände nun beide in seine, woraufhin er anfing, sich zu der Melodie der Instrumente zu bewegen. Ich fing ob der Komik des Momentes an, zu lachen, und auch er grinste mich breit an, jedoch versuchte ich mich gleichfalls, aus dem Griff zu lösen. Obwohl er mich nicht gefragt hatte, und ich wirklich nachhause wollte und unheimlich müde war, empfand ich das nicht als übergriffig. „Ich kenn dich noch gar nicht", meinte er grinsend, ein starker irischer Akzent, vermischt mit dem alkoholbedingtem lallen, war zu hören. Er musste etwas lauter sprechen, wir tanzen genau neben dem Klavier. „Ich bin neu hier.", erklärte ich ihm. „Und unheimlich müde. Lässt du mich bitte los, ich geh nach Hause.", lachte ich ihn an. Er hielt immer noch meine beiden Hände fest und begann mich um meine eigene Achse zu drehen. „Nein, bleib doch noch.", meinte er, und ich konnte das grinsen tatsächlich heraus hören. „Nein, ich muss wirklich", lachte ich weiter, und merkte, wie mir ein wenig schwindelig wurde. „Was ist, wenn ich das nicht will", meinte er, nun wahrscheinlich, und das beurteile ich, ohne das ich sein Gesicht sehen konnte, noch grinsender. „nein. Ich muss.", meinte ich lediglich, als ich merkte, wie sein Griff um meine Hände lockerer und lockerer wurden, bis sie sich tatsächlich komplett von mir lösten. Ein großer Mann, etwa mein Alter, vielleicht ein wenig älter, stand hinter ihm, und hielt ihn an den Schultern fest. Mich grinste er nur breit an. „ich glaub, du hast genug für heute", meinte er lediglich, als er mit dem Mann im Schlepptau zur Tür ging, nicht ohne davor noch einen Schein aus seiner Hosentasche auf dem Tresen der Bar hinterlassen zu haben. Als er das Paket „gutaussehender, Betrunkener, fremder Tänzer" ordnungsmäßig an der Tür abgeliefert hatte, kam er wieder auf mich zu. Seine dunkelblonden Haare waren ein wenig durcheinander, und das weiße Hemd hing locker an ihm herunter. „Ich bin Conrad." er streckte mir seine Hand hin, die ich wahrscheinlich ein bisschen zu doll schüttelte. „Valentina." er grinste nur, und setzte sich gleich wieder an seinen klavierhocker. „Was soll ich spielen, Valentina?" „ich geh nachhause. Ich hab zu.." ein hickser unterbrach mich „zu viel getrunken", brachte ich den Satz zuende, wovon ich ziemlich kichern musste. „Das ist offensichtlich. Entschuldigen sie den jungen mann, er hatte einen zu viel." meinte er, als er schon wieder eine neue Melodie angestimmt hatte. „Ach, das passiert allen mal", winkte ich ab. Er grinste mich noch breit an, und ich konnte glaube ich eine leichte stirnfalte sehen, bevor er den Kopf schüttelte und in sich hinein grinste.
Ich schaute mich um und suchte nach dem unfassbar blonden haarschopf, jedoch konnte ich weder Victoria noch Thea in der Bar entdecken. Die beiden waren nicht besonders groß, aber Victoria war, so wie ich sie kennengelernt hatte, immer von irgendwelchen Typen umringt, die um sie herum schwirrten, wie Bienen um ihren Stock. Für die Typen war sie wahrscheinlich nur leckerer Honig, aber leckeren Honig braucht jeder mal. Ich kann es den Typen nicht verübeln - sie ist tatsächlich wunderschön. Lange blonde Haare, die ihr beinahe bis zur Hüfte in leichten Wellen fallen, und unheimlich seidig glänzen. Keine Ahnung, wie sie das ohne Haarmasken, Kuren und vielen, vielen Serums - ist das die pluralform von serum? - so hinbekommt, aber ich würde absolut töten für die Haare. Obwohl meine auch wellig sind, fallen sie meistens in umgeordneten, nicht-seidigen Wellen durcheinander. Ihre großen, blauen Augen musste sie noch nicht mal mit Mascara betonen, auch irgendwelche Kosmetik scheinen sie in dem schummerigen Licht des pubs wie sehr helle Saphire. Nur kann ich eben diese Saphire gerade nicht sehen. Ich schaue noch einmal in den kleinen, ungepflegten Kabinen nach, in denen wir dankenswerter Weise unsere Notdurft verrichten können - oh mein Gott, vermisse ich normale, moderne Toiletten-, aber auch hier kann ich die beiden nicht entdecken. Ein wenig resigniert, als ich gerade daran denke, dass ich, wohl die Frau mit der schlechtesten Orientierung in ganz England, jetzt alleine von dem pub nachhause finden muss, krame ich mir ein wenig Münzgeld aus meiner kleinen Tasche, die ich unter meinen Röcken versteckt habe. Thea hat mir diesen Trick gezeigt, und mir ebenfalls nahe gelegt, dass ich darin auch wunderbar einen Dolch verstecken könnte. Ihr Angebot hab ich dankend abgelehnt, so sehr Angelina Jolie In „mr. und Mrs. Smith" bin ich dann dich nicht. Außerdem würde ich mir wahrscheinlich bei meinem Glück irgendwann aus Versehen den Bauch aufschlitzen, und ich würde es, obwohl ich manchmal von pseudo-depressive Episoden habe, begrüßen, weiterzuleben. Der Bartender, ein Mittfünfziger mit dichtem Bart und muskulöser Statur fragt mich noch, ob ich wirklich alleine nachhause gehen wollte, und klingt dabei trotz seines Lächelns ernsthaft besorgt. Ich lächelte ihn lediglich großspurig an und nickte, wahrscheinlich ein wenig zu unkoordiniert, aber mir wurde bei dem Nicken auch nur ein wenig schummerig. Gott verdammt, ich bin eine Frau aus dem 21. Jahrhundert, zwar nicht im 21. Jahrhundert, aber immerhin aus dem 21. Jahrhundert. Verdammte Axt noch eins, ich kann weiß Gott alleine nachhause gehen, das habe ich schon eine Milliarden mal gemacht.
Ich trete auf die dunkle Straße, auf der an der Straßenseite erst ein junger Mann steht, der raucht, und neben ihm zwei gestalten, die sich eng umschlungen absabbern. Ich muss mich zusammenreißen, nicht laut loszulachen, die beiden sehen alles andere als ästhetisch aus. Viel zu betrunken, das vermute ich natürlich nur, treffen sie kaum den Mund des jeweils anderen, und für mein fürhalten ist auch ein wenig zu viel Flüssigkeit mit im Spiel. Wahrscheinlich sehe ich immer genau so aus, wenn ich in einem Club mit jemanden rumgemacht habe, und meine Freunde haben sich genau das gleiche gedacht.
Meine Füße tun unheimlich weh, und ich versuche meine grauen Zellen noch einmal anzuschmeißen, und sich an die Route zu erinnern. Ich erinnere mich lediglich an das Rathaus der Stadt, und eine große Kirche, die beide auf dem Weg lagen, und versuche einfach, gen Süden zu gehen. Die Straßen werden einsamer und die Nacht frischer, ich Wickel mir mein Tuch noch enger um die Schultern, um nicht zu sehr zu frieren. Nach vermutlich viel zu langem umherr Wirren und vermutlich eine Millionen Umwegen komme ich an der Kirche vorbei, und nehme erleichtert wahr, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Obwohl es vermutlich schon sehr spät in der Nacht ist, scheint aus den Kirchenfenstern ein warmes kerzenflackern. Nun sicher in der Annahme, wo ich tatsächlich lang muss, und ein wenig nüchtern durch die kalte Nachtluft gehe ich nun bestimmter in die Nacht hinein. Um meine Langeweile zu nehmen, fange ich an, zu summen. Das erste lied, dessen Melodie ich wahrscheinlich noch kennen werde, wenn ich tot bin, ist „I miss you" von Blink 182, versuche es aber in der 5sos Version zu summen, und gebe alles, als Luke den zweiten Vers in der ersten Strophe imaginär in meinen Kopf abstimmen will. Unbeobachtet und viel zu sehr in meinem Film balle ich meine Hand zur Faust und ziehe sie sehr schnell in sehr emotional zu meinem Körper, als der Refrain einsetzt. Genau in dem Moment werde ich herumgewirbelt. Große, schwere, kalte Hände packen mich hart an den Schultern und drücken mich nach unten. Meine Beine schmerzen, da sie komisch unter meinem Körper liegen, und der große Mann auf mir, und ich sie nicht bewegen kann. Der Boden ist kalt, und ich merke, wie meine Kleidung langsam nass wird, und ich anfange, ob der Kälte und vermutlich auch der Angst, zu zittern. Sein Gesicht ist völlig verwuchert. Ein Dichter, ungepflegter, dunkelblonder Bart, dichte Augenbrauen und wildlockiges, langes Haar, das ihm in das Gesicht fällt. Sein Lächeln ist schelmisch und eklig, er offenbart dabei Zähne, die einige schwarze Stellen aufweisen. Ein schwerer, ohnmächtig-machender Geruch steigt mir in die Nase, als er anfängt, mit starkem schottischem Akzent zu sprechen. „Dich wollte ich", meint er lediglich, als er mir das Tuch, was ich wie einen Schild vor meiner Brust gedrückt hatte, wegreißt, und mir ruppig den Rock hochzieht. Tränen schießen mir aus den Augen und diesmal versuche ich nicht mal, diese zu verbergen. Als seine eklige Hand unter meinen Rock fährt wird mir schlagartig unheimlich übel, und ich werde wütend. Einfach nur richtig wütend. Was erlaubt er sich?! Für manche männer, und zum Glück sind das die allerwenigsten, ein zurückgebliebenes, dämliches, Chauvinistisches Prozent, ist alles, was Frauen machen, eine persönliche Einladung für sie. Ich nehme meine ganze Kraft und meinen mit zusammen und spucke ihm ins Gesicht. Leider wirkt er dadurch nicht abgeneigt von seiner Idee, sondern schaut mich nun nicht mehr belustigt, sondern unheimlich wütend an. Ich weiß nicht mehr, ob das überhaupt noch geht, aber er wird noch ruppiger und fordernder.
Ich höre die kirchturmglocken läuten.

Nach einer gefühlten ewigkeit, in der ich einfach auf Autopilot geschaltet habe, lässt er von mir ab, und mich wie ein Häufchen Elend auf der Straße liegen. Ich fühle mich unheimlich dreckig. Wahrscheinlich bin ich auch unheimlich dreckig, aber viel wichtiger als das äußerliche ist das emotionale. Ich könnte weinen, schreien, wüten wie eine Furie und ein bockiges, zweijähriges Kind zusammen, und um mich herum schlagen, aber obwohl ich das alles will, alles wahrscheinlich machen sollte, um Meine emotionale Stabilität wenigstens ein bisschen aufrecht zu erhalten, kann ich es nicht. Ich kann nichts machen. Nichtmal Weinen. Ich versuche, aufzustehen, aber auch das kommt mir unmöglich vor. Ich robbe mich zu dem rettenden Licht der Kirchfenster, und erklimme die Treppe mühselig, als mir die Augen zufallen.
Wie in einem Nebel merke ich, dass mich jemand hochgenommen hat, und in seinen Armen trägt. Ich höre das Herz beruhigend schlagen und rieche einen fremden, aber dennoch betrauten Duft, der mich einlullt, als wäre ich ein Baby. Ich hab diesen Duft schon einmal gerochen, aber ich hab tatsächlich keine Ahnung, wo. Als ich mir darüber den Kopf zermartere, schlafe ich wieder ein.
Ich wache auf, in weichen, kuscheligen Bettdecken gehüllt, und liege in dem wahrscheinlich bequemsten Bett der welt. Auch wenn ich ob meiner Müdigkeit noch nicht viel sehen kann, sehe ich große, braune, wunderschöne Augen, die ich vermutlich überall erkannt hätte. Meine Müdigkeit macht sich jedoch, ohne das ich es will, wieder bemerkbar, und zieht mich in die friedliche Welt der Träume.

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