Part 11

3 1 0
                                    

Stop.
Stand here.
And breathe in
All the things
That make you grateful
For this life.
x

Es fühlte sich nicht besonders an, nicht wie die Male, die Ich Carlo angesehen hatte, und er mich. Es fühlte sich nicht so aufregend an, wie der Moment, als er ganz nah bei mir saß, und ich nur keinen Mut hatte, alles frei heraus zu sprechen, was ich sagen wollte. Im Nachhinein hätte ich ihm gerne alles gesagt. Ich hätte ihn vermutlich angeschrien, oder mit der leisesten Stimme überhaupt geredet, und er hätte mich vermutlich gar nicht verstehen können. Aber ich hätte ihm gesagt, wie ich mich fühle. Meine Gefühle sind immer in mir drin, nur in mir. Ich weiß, ich kann immer mit clark oder Lexie reden, und nerve die beiden unheimlich mit meinen Gefühlen. Es ist gar schrecklich. Ich erinnere mich an einen Tag, als Lexie und ich gerade nach der Schule in einem kleinen Café saßen, die leckerste heiße Schokolade mit Marshmallows der Welt tranken, und ich ihr drei Stunden damit in den Ohren lag.
„Du musst ihm vielleicht mal sagen, was du für ihn empfindest.", sagt das große, schlanke Mädchen, welches gegenüber von mir sitzt, und mit einem Löffel in ihrer roten Tasse rührt. „Ich weiß, nur ist es nicht so einfach.", erwidere ich, als ich ihre Gestik spiegele. „Niemand hat gesagt, es wäre einfach", lächelt sie, und in meinem Kopf beginnt „the scientist" von Coldplay zu spielen, und ich muss mich sehr beherrschen, die Melodie nicht zu summen. „Ich hab einfach zu viel schiss. Gott, ich bin die größte pussy der Welt", erzähle Ich resigniert, und fahre mir mit der flachen Hand über die Nase bis hin zu dem Ansatz meiner Haare. „Immerhin weißt du es dann", meint die blonde gegenüber von mir, die wirklich gut reden hat. Sie ist mit ihrem Freund zusammen, seit die beiden 15 sind, und sind noch so glücklich, wie am ersten Tag. „Ich hab einfach zu viel Schiss, dass ich seine Antwort schon kenne." ich trinke einen großen Schluck aus meiner weißen Tasse, auf der kleine rentiere abgebildet sind. Bald ist Weihnachten, und in der heißen Schokolade ist angenehm viel Zimt. Meine Mutter würde jetzt die Nase krümmen. Sie hat Zimt gehasst.
Ich würde gerne wissen, was er von der Idee von uns beiden hält, aber gleichzeitig würde ich nichts weniger gerne wissen. Ich möchte einfach wissen, ob er mich mag, oder nicht, ohne dass er weiß, das ich ihn mag. Ich weiß, es ist genauso dämlich, verwirrend und kindisch, wie es sich anhört. Es fühlte sich nicht so an, als würde mir bei jedem Blick, der nur minimal in meine Richtung geht, die Röte in das Gesicht fahren. Es fühlte sich nicht so an, als würde mein Herz kurz einen Schlag auslassen, nur weil er in der Nähe ist.
Aber es fühlte sich gut an. Es fühlte sich seltsam vertraut mit ihm an, obwohl ich ihn heute zum ersten Mal sah. Irgendwo hatte ich sein Gesicht schon mal gesehen, aber ich konnte meinen Finger nicht darauf setzen.
Sein Lachen, seine ein wenig verpeilte und humorvolle Art, die er mir den ganzen Tag zeigte, kannte ich irgendwo her. Er drückte mir gerade einen Eimer voller Hafer in die Hand, während er sich selber einen nahm, der kaum merklich voller war, als meiner. „Ich hab gedacht, du magst sicher helfen.", grinste er mich verschmitzt an, bevor er das Tor zur Box der wunderschönen Stute aufmachte, und selber den Inhalt seines Eimers in einen kleinen Futtertrog kippte. „Natürlich", meinte ich unverzüglich, und machte die angrenzende boxentür auf, auf die Nate mit einem Kopfnicken gezeigt hatte. Geräuschvoll schwang diese in die Box hinein. Die große braune Stute schaute mich zuerst ein wenig verwirrt an, auf jeden Fall deutete ich ihren Gesichtsausdruck so, und wandte sich gelangweilt ab, als ich den Inhalt des Eimers in ihrem Futtertrog entleerte. Sie knabberte mit großer Begeisterung an einem kleinen Holzstück, welches in die Wand integriert war. Ich glaube, mein blaues Kleid war mittlerweile am Saum unheimlich dreckig, aber mir machte es nichts aus. Wenn man mit Kindern arbeitet, die einem täglich Essensreste, Schnodder und spucke auf die Kleidung schmieren, ist man irgendwann einfach abgehärtet. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie mithelfen, so wie sie aussehen", meinte er, ich konnte deutlich ein grinsen aus seiner Stimme erkennen. „Wie sehe ich ihrer Meinung aus?", fragte ich ihn, gespielt schnippisch, was er aber durch ein großes grinsen erwiderte. Ich nahm meinen Rock mit dem Daumen und dem Zeigefinger der rechten Hand penibel nach oben, und verzog meinen Mund zu einem schmalen Strich, konnte aber diese Pose nicht lange halten, und fing laut an zu lachen. Diese ganze Situation war so grotesk, ich könnte, genauso wie ich hier stehe Georgiana Darcy in irgendeiner schlechten high school Inszenierung von „stolz und Vorurteil" darstellen können, und scherze hier mit irgendeinem wildfremden Mann in einer wildfremden Zeit. „Wenn ich schon hier bin, dann wenigstens, um zu helfen.", meinte ich bestimmt, als ich den Eimer Wasser, gegen den ich vorhin gestoßen war, nahm, und ihn in die box von vinnie stellte. „Die meisten reichen jungen Damen, denen ich hier zufällig begegne, möchten keinen Finger krumm machen", erwidert er, während er den Eimer wieder mit Wasser fühlt. Mein ganzes Herz befindet sich gerade in einem Krieg mit meinem Kopf. Es schreit, ich solle „ich bin nicht wie die anderen"  sagen, genauso, wie die Protagonisten aus den schlechten one direction fan fictions es immer machen, während mein Kopf mich durchgehend anbrüllt, ich solle das verdammt nochmal nicht machen. Vermutlich passt der Satz „ich bin nicht wie die anderen", gerade zu mir am allerbesten. In Ermangelung einer klugen, schlagfertigen oder geistreichen Antwort meine ich einfach nur schlapp „ich bin keine reiche junge Dame". Wenn er wüsste. Er hält mich für irgendeine reiche Bekannte, aus gutem Hause, wohl mit großem Erbe, und eine tugendhafte Dame noch dazu. Ihm zu erzählen, dass ich irgendwie in diese komische Welt gespült wurde, mich prostituieren musste, vergewaltigt wurde und wohl gerade am weitesten von einer Dame entfernt bin, wie es nur irgendwie geht, das würde ich nie über mein Herz bringen. Vermutlich würde ich im Sanatorium landen. Ich hätte viel zu viel Angst, dass dort Jack the Ripper auf mich warten würde, oder noch viel schlimmer - wendigos.
Er schaut mich lediglich verwirrt an, merkt aber anscheinend, dass ich darüber nicht sprechen möchte, und fängt win belangloseres Thema an. Ich erfahre, dass er Nathaniel heißt, 24 Jahre alt ist, hier auf dem Gelände geboren wurde, Stallmeister wurde, und sich nun um die Pferde kümmert. Seine Eltern leben in London, wo sie ursprünglich auch herkommen. Seine Eltern waren sehr arm, und haben dann für Mr. Phàidein gearbeitet, und nun, da Nate eine gute Stellung hat, unterstützt er die beiden Elternteile. Er erzählt viel von sich, und ich könnte ihm stundenlang zuhören. Er hat eine angenehme Art zu erzählen, beinahe singt er, und alle Themen, seien sie noch so groß und toll, hören sich bei ihm nie nach angeben an. Wir gehen mit vinnie spazieren, was sich beinahe total komisch, aber auch wunderschön anfühlt. Der angenehme, naturverbundene Geruch der Stute ist besser als jedes teure Kissen-einschlafspray von Rituals oder lush, wenn ich mich jetzt einfach auf eine Wiese legen würde, wäre ich innerhalb von Minuten weg. Wir gehen einen breiten Landweg entlang, der immer mal wieder durch majestätische Eichen, blühende Wiesen oder kleine Wäldchen mit bachläufen gesäumt wird, und ich fühle mich mittlerweile wirklich ein wenig wie lizzie aus stolz und Vorurteil. Das Anwesen der Familie Phàidein liegt anscheinend am Rand der Stadt, irgendwie kommen wir gegen Sonnenuntergang wieder am Stall an. Ich möchte Nathaniel noch helfen, die schöne Stute zu versorgen, aber er besteht darauf, das alleine zu machen. Ich glaube, das ist ein bisschen seine Ehre. Männer und ihre Ehre. Womit wir wieder bei stolz und Vorurteil wären. Nur habe ich ihn eher als Mr. Bingley eingeschätzt, statt als Mr. Darcy.
Als ich irgendwie, nach unzähligen Malen des verirrens doch den Rückweg in das imposante Hauptgebäude gefunden habe, versuche ich, extrem leise einzutreten, weil ich unbedingt niemanden stören möchte. Ich bin schon hier als Gast, und da sollte ich wohl die beste und unkomplizierteste Gästin sein, die es nur geben kann. Nur geht „leise über Parkett schleichen" mit „hohen, klackenden Absätzen" nicht so Hand in Hand, wie ich es gerne hätte. Als ich einen Schritt in die Richtung gemacht hatte, schauten mich die klugen Augen mr. Phàideins belustigt an. „Sie brauchen gar nicht erst versuchen, sich an mir vorbeizuschleichen, ich habe zwei Kinder, die mich auf alle Schleich-Geräusche sensibilisiert haben.", grinst der ältere Mann verschmitzt, und sieht dabei ein wenig wie ein lausbub aus, der einem gerade eine Schelle geben möchte, oder einen extragroßen penis an die Tafel gemalt hat. Ich kann mir vorstellen, dass er früher genau so ein Schüler war, und auf jeden Fall in meiner Zeit Kanye West und Drake gehört hätte, doppelironisch Fred Perry, Champion und Ellesse angezogen hätte und seinen Look definitiv mit einer fanny pack und SnapBack komplettiert hätte. „Kommen sie, setzen sie sich doch.", winkt er mich heran, in der anderen Hand ein dickes Buch. „Was lesen sie?", frage ich unvermittelt, als ich versuche, den Titel auf dem Cover zu entziffern, daran jedoch ob der kleinen Schrift und der stetigen Bewegung scheitere. „les Misérables", lese ich vor, als er mir das Cover vor die Nase hält. „Les Misérables." bejaht er. „Haben sie die Novelle bereits gelesen?", fragt er, während er das Buch vorsichtig auf den Tisch legt. „Ja, aber das ist schon etwas her.", erzähle ich extra ausweichend. Ich kann ihm wohl schwer erzählen, dass ich ein riesengroßer Fan der Musicalfassung von Sschönberg, der Verfilmung von Tom Hooper und den Interpretationen der Lieder „on my own" und „I dreamed a dream" aus glee bin, und regelmäßig bei dem Film heule. „Sagen sie, Können sie Jean valjean verstehen?", fragt er mich, und der amüsierte Gesichtsausdruck verschwindet komplett. „Ja, kann ich.", erzähle ich nach einigem überlegen. „Er versuchte, seine Familie zu beschützen, und wusste sich in seiner Not nicht besser zu helfen, als zu stehlen. Nachdem er durch den Bischof die uneingeschränkte Nächstenliebe gefühlt hat, und seine Sünden vergeben wurden, möchte er helfen, wo er kann. Wenn eine kleine Halbwaise vor mir stehen würde, gefangen in einer gar schrecklichen Familie, ich würde sie auch zu mir nehmen." „ich glaube, die thenardiers haben keine andere Möglichkeit." „ein Kind zu lieben, und wie das eigene zu behandeln, ist sicher schwer, und vermutlich sahen sie in ihr eine Möglichkeit, sich ihr eigenes Leben positiver zu gestalten. Aber wie kann man nur so etwas schlimmes machen?", frage ich ihn, und hoffe auf eine intellektuelle Antwort. „Vielleicht sind die thenardiers einfach keine guten Menschen?", „das glaube ich nicht." er schiebt mir das Buch herüber. „Hier, lesen sie es." Ich danke ihm gerade, als ich ein helles Lachen den ganzen Raum erfüllen höre, und beinahe einen Schock bekomme, als ich das Gesicht zu dem Lachen sehe. Blonde, glatte Haare, ein strahlendes Lächeln und eine winzige Figur, viel winziger als meine. Obwohl die Kleider die Figur immer schön betonen, sieht ihre Taille so filigran und schlank aus, auch wenn ich nichts mehr mein ganzes Leben lang essen würde, so eine Taille würde ich nie bekommen. Wie eine Elfe schwebt sie zu Mr. Phàidein, und zeigt vor ihm sogar einen perfekten Knicks, bevor sie ihm einen Kuss auf die Wange gibt. „Vater, ich freue mich so, sie zu sehen." „liebes, wie schön, dass du uns besuchst. Darf ich dir vorstellen: leonora", er zeigt auf die kleine elfe, die ich aus Prinzip schon hasse, und anschließend auf mich. „Valentina." leonora versucht, die Nase nicht zu sehr zu rümpfen, ich sehe aber, wie ihr Lächeln immer mehr und mehr einfriert, als ihr Blick über mein mit dreck bedeckteste Kleid rauf zu meinen amateurhaft-frisierten Haaren wandert. „Es ist schön, sie kennen zu lernen.", meint sie, aber ich kann genau sagen, dass ihr das kennenlernen eigentlich gar nicht gefällt. „Vater, Liebster Vater, leider kann ich nicht lange bleiben, Finnigan und ich müssen noch ein Stück in den Norden, wir werden den Urlaub bei seiner Familie verbringen.", erzählt sie, in der behandschuhten Hand eine kleine Tasche, während sie mich spitz anlächelt. „Ihnen wünsche ich natürlich noch einen schönen Aufenthalt, Valentina. Auf Wiedersehen, Vater.", beendet sie ihren Monolog, macht auf dem Absatz kehrt, und lässt nur noch ein Türknallen hören. Ich murmele eine Verabschiedung, Mr. Phàidein hat sich in der Zeit ein Glas scotch eingeschenkt, und ist gerade dabei, auch mir eins einzuschenken. Vielleicht bin ich zu provinziell, oder zu unkultiviert, oder zu schwach, aber scotch hat mir noch nie geschmeckt. Selbst der gute, teure, den Kai mal bei einer Feier mitgebracht hatte, war nicht mein Fall. „Meine Tochter", meint er, als er das Glas vor mich hinstellt, „braucht manchmal ein wenig Zeit, um aufzutauen." jetzt nippt er an seinem Glas, und lächelt mich aufmunternd an. „Ich entschuldige mich in aller Form für ihr Verhalten." „Machen sie sich keine Gedanken. Es muss einen komischen Eindruck gemacht haben, dass ich hier mit ihnen sitze. Ich sollte auch wirklich auf das Zimmer gehen.", erzähle ich, während ich das Glas an meine Lippen halte, und so langsam es geht den winzigsten Schluck möglich trinke. Es brennt wie Feuer. Wirklich, man könnte den night King und die gesamte Armee an weißen Wanderern und wiederkehrern mit einem Glas davon erledigen, Daenerys Drachen wären absolut neidisch. Er öffnet kurz den Mund, schließt ihn aber sofort wieder, er hat sich wohl entscheiden, doch nichts zu sagen, und nickt lediglich. Leider muss ich nun wirklich auf mein Zimmer gehen. Ich hätte es mir schön vorgestellt, mit ihm noch ein wenig länger einfach über Gott und die Welt zu quatschten, aber jetzt hier zu bleiben, wäre ziemlich komisch. Ich suche mir mein Zimmer, und finde es überraschend schnell. Das Bett ist frisch gemacht. Ich rieche sofort, als ich den Raum betrete, kerzenduft und frische Wäsche. Auf einer kleinen Kommode liegen meine Kleider, frisch gewaschen und perfekt zusammengelegt. Der ganze Raum ist von einem wunderschönen Schimmer erfüllt, und irgendwie kann ich jetzt noch nicht schlafen. Ich bin in einer schreib-Stimmung. Manchmal, zwar nicht besonders häufig, aber dennoch immer mal wieder sagt mir mein Unterbewusstsein, Herz oder Verlangen, dass ich einfach schreiben muss. Ich stehle mich aus meinem Zimmer, und finde eine kleine Bibliothek. Ein winziger Raum, komplett mit Büchern vollgestellt. Ich krame ein wenig herum, finde aber nur komplett fertige Romane, keine leeren Bücher, als ich jedoch im Schreibtisch nachschaue, werde ich fündig. Ein dickes Buch mit braunem Ledereinband und einem Band an der Seite, um das Buch zusammen zu halten. Als ich auch einen alten, wunderschönen Füller in einer Schublade fand, und dazu ein Glas Tintenpatronen, flog ich beinahe in mein zimmer, pflanzte mich auf das Bett und begann, die ganzen Ereignisse der Tage aufzuschreiben. Ich schrieb ganze drei Patronen leer, und meine Hand schmerzte unheimlich, aber ich fühlte mich vollends befreit und selig. Alles, was vorher in meinem Kopf herumwuselte, war weg, wissend, dass ich es bei Bedarf wieder durch das Lesens des Tagebucheintrages heraufbeschwören konnte. Ich löschte schnell die Kerzen, zog die Vorhänge noch ein wenig fester zu, legte mich in das kuschelige Bett und schlief sofort ein.
Als ich aufwachte, waren die Vorhänge schon zur Seite geschoben und helles, warmes Licht fiel in mein Zimmer. Auf meinem Nachttisch stand eine Schüssel voll mit porridge, auf welchem Himbeeren, Erdbeeren und Honig wunderschön drapiert waren. Genauso ein Frühstück hätten Kim Kardashian und homeboy Kanye west haben können, und sie hätten dafür sicherlich Millionen likes auf insta bekommen. Neben der Schale lag ein kleiner Teller mit einem Messer, einer Gabel und einem Löffel darauf, die neben perfekt knuspriggebratenem bacon und einer Scheibe Brot lagen. Ein Glas Wasser wartete geduldig auf mich, ich exte es sofort aus. Danach machte ich mich hungrig an das porridge, und hatte danach sogar noch Appetit auf den bacon und die Scheibe Brot. Ich hatte noch nie so ein köstliches Frühstück gegessen. Manchmal gingen Veronica und ich in ein kleines Restaurant in rye, welches klassisches English breakfast anbietet, aber nie schmeckte es so gut, wie jetzt. Das Brot schmeckte würzig, aber nicht zu stark, fluffig und knusprig, der bacon hatte die perfekte garstufe und wunderbare röstaromen, das porridge war einfach nur ein Traum. In meiner Welt und meiner Zeit wäre ich mir sicher gewesen, dass tatsächlich gordon Ramsey gekocht hatte, aber ich bin mir sicher, dass die Haushälterin diese Köstlichkeiten gezaubert hat. Ich muss ihr unbedingt dafür danken. Ich war komplett gesättigt, und fühlte mich wie ein kleiner, dicker, runder Stein. Ich rollte mich die Treppe herunter, auf der Suche nach einem Badezimmer, und fand tatsächlich eine kleine badestube, in der ich mich schnell wusch, und mir mit Kernseife notdürftig die Haare säuberte. Wahrscheinlich schrien sie mich an. „Hör auf, Du unkultiviertes Schwein, wir haben Jahre gebraucht, um so gesund zu werden!", aber ich unterdrückte den sofortigen Drang, damit aufzuhören, und wusch weiter. Mit einem Handtuch rubbelte ich mir meine Haare trocken, und tapste anschließend mit handtuchnassen Haaren, meinem Nachthemd bekleidet und barfuß durch die Gänge, bis ich Augen auf mir spürte. „Vielen dank für ihr Verständnis, Mr. Phàidein, ich werde sofort zu Doctor Grande fahren." Nate hatte ein solches grinsen im Gesicht, dass ich es bis hier sehen konnte, während ich etwa 10 Metern von ihm und mr. Phàidein entfernt im Gang stand, und mir sicherlich die Röte in die allzu hellen Wangen geschossen war. „Natürlich, natürlich, sie können gerne meine Kutsche nehmen, Nathaniel." Ich konnte Mr. Phàideins grinsen ebenfalls sehen, anders als Nate versuchte er es jedoch, zu verstecken. Ich sprintete in mein Zimmer hoch, und schlug die Tür ein wenig zu doll zu. Unten hörte ich die beiden Männer lachen. Ohje, jetzt hatte ich mich schon am zweiten richtigen Tag zum absoluten Göppel gemacht. Am zweiten Tag. Das war neuer Rekord für mich. Ich verzog mich in mein Bett und schrieb die ganze Situation haarklein in mein Tagebuch. Als ich fertig war, und keine männliche Stimme aus dem Flur hören konnte, zog ich mich an, dieses Mal dankenswerter Weise mit Hilfe der Haushälterin, die mir beim schnüren des Korsetts half, und mir ein neues, hellgrünes Kleid gab, welches mir noch besser gefiel, als das von gestern, welches jetzt allerdings auch erst mal gewaschen werden müsste, wie sie mir streng erzählte. Sie ließ sich über die ganzen Flecken aus, und ich verbot mir, zu kichern. Nachdem ich fertig angekleidet war, drückte sie mich auf den Stuhl vor dem Spiegel und frisierte mir die Haare, welche danach tatsächlich absolut schick aussahen. Nicht nach zu viel, sondern perfekt für einen ganz normalen Tag, aber trotzdem schick. Auf meine Frage, woher sie das so gut kann, antwortete sie mir, dass sie früher Leonora immer beim ankleiden und frisieren geholfen hatte. Sie erzählte mir, dass sie sehr dazu beigetragen habe, dass leonora so eine gute Partie gemacht habe, und grinste stolz. Ich kann es mir vorstellen, die Sympathie in Person war leonora gestern weiß Gott nicht. Als ich ihr erzählte, wie lecker das Frühstück war, lächelte sie, und dieses Mal ernsthaft glücklich. Ich ging nach unten, nur um vor der Haustür eine Versammlung von Männern vorzufinden. Mr. Phàidein stand dort mit Nate, einem großen, muskulösen, etwa Ende 40-jährigen Mann und einem schlanken, etwa 15-jährigen jungen mit einer Tasche in der Hand auf der imposanten Einfahrt. Ich schaute durch einem Fenster aus zu. Nate hatte den Strick von vinnie in der Hand, die Stute stand, ein Bein angewinkelt, neben ihm. Die Männer sprachen in ernstem Ton. „Sie hat vermutlich nur einen Nagel in ihrem Huf, aber nachschauen muss ich auf jeden Fall.", meinte der breite Mann, der sich der Stute beruhigend näherte, die jedoch trotzdem die Nüstern ängstlich aufblähte und ihre Augen weit aufriss. Ich glaube, ich machte gerade genau die gleiche Mimik. Das Tier tat mir so unheimlich leid. Sie hatte große Angst, und am liebsten wäre ich zu ihr gekommen, und hätte sie beruhigt, aber das wäre mir irgendwie unpassend vorgekommen. Als sich der Mann jedoch trotz der Angst des Pferdes nähert, wiehert sie spitz, und Nate muss den Strick fester greifen, sie war schon dabei, sich von seinem Griff zu befreien. Ich atme hörbar ein, jedoch schlage mir sofort die Hände auf den Mund, ich will auf keinen Fall beim Spannern erwischt werden, und kann meinen Blick nicht von dem armen Tier abwenden, welches total abgekämpft, ängstlich, schmerzverzerrt und traurig ausschaut. Mein Blick gleitet zu ihren Augen, die nicht mehr aufmerksam und belustigt ausschauen, sondern halb geschlossen sind, und fast keinen Ausdruck mehr haben, doch irgendwas zieht meinen Blick an. Als ich meinen Blick weiter zu der Quelle streifen lasse, sehe ich Nate, wie er mich durchdringend anschaut. Auch er schaut aus, als würde er gleich weinen.

CastawayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt