Part 7

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Confused
Hungry for something you can't have
Ignoring the tell-tale cries of the wind
Heart beating at maddening pace
Searching for already there answers.
No one can feel what you are
Inside of that paralized smile.
Each step leads you deeper in
To see the cracks cannot be filled.

Sie nahm mich bei der Hand und führte mich zu dem großen Bett, auf dem akkurat eine weiße Decke, komplett glatt gestrichen, lag. Sie bedeutete mir, dass ich mich hinsetzen solle, und tat es mir gleich. Als sie sah, wie komplett verwirrt und nebenbei unfähig, mit der gesamten Situation umzugehen ich war, legte sie eine Hand an meine Wange und zog mit ihrem Daumen beruhigende Kreise auf meiner Haut.
„Vor vielen Jahren sind meine Eltern verstorben." sie redete ganz ruhig mit mir, als wäre ich ein aufgeschrecktes reh, und sie hätte Angst, dass ich jeden Moment aufspringen und weglaufen würde. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, als würde ich jede Sekunde anfangen, zu weinen.
„Das.. das hast du erzählt.", stotterte ich, ein wenig verwirrt, wohin die Erzählung hinführen sollte.
„Ich war nicht jung, ich war 18 Jahre alt. Die meisten Freundinnen von mir waren verlobt, oder gar verheiratet, aber ich hatte niemanden. Meine Eltern hatten keine Verwandten, immerhin keine Bekannte Verwandten. Man wusste nicht, wo man mich hinstecken sollte, und so landete ich im Waisenhaus." „das ist wirklich schrecklich, es tut mir so leid." ich konnte ihren gesamten Schmerz so gut nachvollziehen. Nur hat mich zum Glück nach dem großen Verlust niemand in ein Waisenhaus gesteckt, und ich wurde gut versorgt.
„Es hört sich ganz schlimm an, aber ich kann dich beruhigen. Ich habe mich um die kleineren gekümmert, sie wurden wie kleine Geschwister oder gar Kinder für mich." nun fing sie an, beseelt zu lächeln, und ich war mir sicher, dass sie jetzt bei den schönen Momenten mit den kleinen war. Auch ich musste unvermittelt an die schönen Situationen in der Krippe denken und vermisste die Würmchen unheimlich. Die kleine Luka, die so ein emotionsbündel ist. Ben, der in dem einen Moment die anderen ärgert und im nächsten der Liebste und einfühlsamste Mensch auf Gottes Erden ist, den jüngeren beim anziehen hilft und den Kindern, die selber noch nicht laufen können, die Tasche zum snacken mitbringt, und kein Lob erwartet. Lola, mit der man einfach so gut kuscheln kann. Und Grayse, die einfach so unheimlich witzig ist. Komisch, damals habe ich meine Routine so gehasst, und wollte nichts mehr, als neues zu erleben, Abenteuer zu bestreiten und fremde Orte zu sehen, jetzt wo ich tatsächlich endlich mal etwas spannendes erlebe, was über die komischen beinahe-Flirts mit Carlo heraus geht, wünsche ich mir nichts mehr, als endlich wieder zuhause zu sein. Ich vermisse meine Freunde unheimlich. Clark, mit dem man so herrlich nachts zusammen Sims spielen kann und danach über Gott und die Welt quatschen kann. Veronica, die trotz der selbstbewussten Schale in den schlimmsten Situationen immer für einen da ist. Und Carlo. Carlo. Es ist sicherlich komisch, dass ich ihn vermisse, da ich ihn ja erstmal gar nicht kenne. Die Worte, die wir miteinander gewechselt haben, kann ich glaub ich an zwei Händen abzählen, und seine Freundin hätte sicher etwas gegen mein vermissen. Und auf einmal spukt mir „I muss you" von Blink182 durch den Kopf. Aber in der wunderbarsten Version. Luke schreit mich quasi verzweifelt an, dass er mich eh schon liebt, und ich meine Zeit nicht mit ihm vergeuden muss, und in meinem Kopf schrei ich mit. Nur ist in meiner Version Carlo die Stimme in meinem Kopf.
„Nun ja, und ich wurde älter und älter, und irgendwann wurde ich aus dem Waisenhaus verwiesen. Es platzte eh aus allen Nähten, und man erwartete, dass ich so langsam heiraten würde." „von der Situation, in der wir uns gerade befinden, deute ich, dass du nicht geheiratet hast?", grinste ich sie an. „Oh, doch, ich habe geheiratet. Einen wohlhabenden Mann, und irgendwann wurde ich schwanger von ihm." Ich schaute sie verwirrt an, das hatte ich nicht erwartet. „Charles. Er.. er war äußerst charmant. Kaufte mir jeden Tag Blumen und schickte mich zu den besten Schneidern ganz Englands, wir gingen häufig aus." ihre Gedanken schwiffen wieder ab, ich konnte ihr beinahe dabei zu sehen, wie die Gedanken auf einen anderen Zug aufsprangen und gleich das Ziel erreicht hatten: glückliche Erinnerungen. Doch schnell verfinsterte sich ihr Blick. „Zuerst war Charles Buchanan der perfekte Ehemann. Als ich ihm offenbarte, dass ich schwanger sei, lud er alle Freunde ein, feierte eine große Feier und fuhr danach mit mir in den Urlaub, zwei Wochen lang. Doch sein erfolgreiches Unternehmen nahm irgendwelche falschen Wege. Ich weiß nicht, welche, aber er wurde zuerst abwesend, dann kälter, und irgendwann fing er an, mich zu schlagen." ein dicker Kloß hatte sich in meiner Kehle gebildet, und jetzt nahm ich ihre Hand, die auf ihrem Schoß lag, und streichelte sie. Ich konnte nur dies tun, um sie zu beruhigen, und sie gebannt anschauen. „Einmal war es so schlimm, dass ich mein ganzes hab und gut in einen Koffer geräumt habe, und in der Nacht aus London nach Schottland geflohen bin. Ich bin hier gestrandet und wusste mir nicht zu helfen, also bin ich in das Bordell gegangen, der einzige Ort, an den Frauen einander unterstützen." nun grinste sie mich breit an. „Ich weiß nicht, ob Charles versucht hat, mich zu finden, aber auf jeden Fall hat er es bis jetzt nicht geschafft." aber ich war in meinen Gedanken gar nicht bei Charles. „Du warst .. du warst schwanger?", fragte ich sie leise, weil ich Angst vor der Antwort hatte. Und ich stotterte dabei noch. Verdammt, Ich stotterte im Moment viel zu oft. „Ich wollte es bekommen, aber bei der Geburt kam es zu Komplikationen. Er lag falsch herum, und hat sich mit meiner Nabelschnur stranguliert." sie sagte dies, als wäre es das ganz normalste. Sie hätte mir auch erklären können, wo das nächste Hotel war. Ich schaute sie fassungslos an. Ich war unheimlich berührt und traurig ob dieser Geschichte, aber gleichzeitig auch sehr beeindruckt von dieser starken Frau, die über so ein Thema mit jemandem sprechen kann, den sie erst seit einem Tag kennt. Ich hätte ihr gerne, so gerne mein Beileid ausgesprochen, aber es fühlte sich komisch an, in einer Sache, von der ich offensichtlich keine Ahnung hatte, mitreden zu wollen, und mir so eine Rolle geben zu wollen. Ich konnte sie nur anschauen.
„Ich gehe mit der Geschichte normalerweise nicht hausieren. Die meisten wollen sie gar nicht hören", erzählt sie, als sie den Kopf ein wenig zur Seite neigt und mich dabei schuldbewusst anlächelt. „Mir kannst du das erzählen", werfe ich schnell ein, „nein, ich danke dir sogar, dass du es mir erzählt hast. Das erfordert Stärke." „ich habe es dir erzählt, weil ich irgendwie den Eindruck habe, dass ich sich schon kenne, du kommst mir vertraut vor." gerade als sie das sagte, kratzte sie sich mit dem Daumen an der Nase, und mich traf der schlag.
„Bitte mom, nur noch den, versprochen." Eine kleine Hand fummelt sich einen Bonbon aus dem großen, dunkelblauen Rucksack. Die Erwachsene, braunhaarige Frau ist gerade dabei, ihre dicken Haare zu einem Pferdeschwanz zu binden. Sie schaut das kleine Mädchen vorwurfsvoll an, grinst dann jedoch, und schaut den großen Mann an, der neben ihr am Fahrrad steht.
Er kippt gerade den Ständer des Fahrrads zur Seite und setzt seinen braunen Rucksack ab. Er grinst das blonde Mädchen stolz an. „Und du freust dich, war ja klar." der Ton der schönen Frau ist zwar streng, aber sie grinst bis über beide Ohren.
„Ich meine, wir haben unsere beiden schon gut erzogen, Tallis." er kommt zu dem blonden Mädchen und hilft ihr, den Verschluss des fahhradhelms zu öffnen. Danach wuschelt er ihr liebevoll durch die Haare. „Dad, echt jetzt?" meint das 12-jährige Mädchen nur, als sie ihre Haare schnell wieder glatt streicht. Sie kann das strahlen auf ihren Wangen und in ihren Augen sehen. Auch wenn sie sich manchmal zu alt für diesen ganzen familienquatsch fühlt, liebt sie diese Momente enorm.
Nun ist es an dem brünetten Mädchen, sie ist zwei Jahre jünger als das blonde, um die Decke, die sicher in ihrem lila Rucksack verstaut ist, auszubreiten. Der blonde Mann hat mittlerweile viele tupperdosen aus den ganzen Rucksäcken geholt, und trinkt gierig selbstgemachten Eistee aus einer Thermoskanne. Nun gibt er sie an seine Frau weiter, die sich einen leichten schweißfilm von der Stirn streicht. Die Fahrradtour, die die vier heute gemacht haben, war unheimlich anstrengend. Sie lassen sich alle auf der kuscheligen, blau-karierten picknickdecke nieder und machen sich über die Sandwiches und Brownies her, die Tallis zusammen mit den beiden Mädchen gestern Abend vorbereitet hat.
„Mom, du kannst die besten brownies der ganzen weiten Welt machen!" Ruft das brünette Mädchen aus, als es genüsslich in einen reinbeißt. Tallis lächelt, und fühlt sich so beseelt, wie noch nie. Ihre Familie ist ihr ein Heiligtum, und gerade in den Momenten ist alles einfach perfekt. Die ganzen Sorgen um ihre Familie, die sich schon vor Jahren von ihr abgewendet hat, da sie die erfolgreiche Firma ihrer Eltern nicht weiterführen und lieber Lehrerin werden wollte, begleitet sie Tag und Nacht, nur in solchen glücksmomenten wagt sie es, ihre Gedanken nicht schweifen zu lassen, und einfach zu genießen.
Der Zopf der älteren Tochter ist ein wenig auseinander gefallen, als sie den fahrradhelm abgesetzt hatte. Eigentlich findet sie das ziemlich uncool, mit 12 trägt man doch keinen fahrradhelm mehr. Immerhin tragen ihre Freunde und Ryan, der angesagteste Typ in ihrer Stufe, keinen mehr. Doch für ihre Eltern macht sie es, auch wenn sie jedes Mal, wenn ihr jemand begegnet, den sie kennt, den Kopf so weit nach unten neigt, in der Hoffnung, man könnte sie nicht erkennen.
Ihre Haare, die nun wild um ihren Kopf herum wirbeln, kitzeln sie an der Nase, woraufhin sie sich kratzt. So, wie sie es immer macht. „Tessie, du bist so komisch manchmal. Du bist die einzige, die sich so kratzt, voll komisch." das jüngere mädchen schaut Theresa vorwurfsvoll an, woraufhin diese lachend ein paar Grashalme in ihre Richtung wirft. „Nicht so komisch, wie du. Oh, Finn, bitte heirate mich!" posaunt sie laut, und macht kussgeräusche, bevor sie sich schüttelt und laut lachen muss. „Maus, wer ist Finn?" Tallis erfüllt natürlich ihre mütterlich Pflicht. „Ein junge aus deiner Klasse vielleicht?" meint der große Mann. „Ja, genau.", lacht die blonde. „Aus Glee", gibt die brünette kleinlaut von sich. In diesem Moment würde sie ihrer großen Schwester am liebsten den Hals umdrehen, aber das würde sie natürlich nie machen. Auch wenn die beiden sich immer mal wieder kabbeln, ärgern, und nicht so selten auch schlagen, sie liebt ihre große Schwester abgöttisch.

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