3. Kapitel: Rote Liebe (1/2)

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Dunkelgrün schimmerten die Tannen im Licht der heissen Sonne, als Gamma an der Spitze einer kleinen Gruppe roter Sairus durch den Wald trabte. Sie hatten den Auftrag, die Grenze ihres Gebiets hier genauer zu untersuchen. Frühere Patrouillen hatten in dieser Gegend Hinweise auf eine Herde wilder Salbuns entdeckt und Gammas Grossvater Alpha hatte ihn mit der üblichen Gruppe Roter geschickt, um sich ein genaueres Bild davon zu machen.

 Du solltest lernen, wie alle Teile des Seelenkreises funktionieren, hatte Alpha gesagt. Nur wenn du das weisst, kannst du diese Teile später optimal einsetzen.

Und ausserdem, hatte sein Vater Beta mit einem Anflug von Belustigung hinzugefügt, wird es dir wohl guttun, ein wenig Bewegung in deinen Körper und Kopf zu bekommen.

Gammas Gedanken waren immer noch in Aufruhr wegen dieser letzten Bemerkung. War es wirklich so offensichtlich, dass er bis ins letzte Haar seines Fellkleids verliebt war? Selbst jetzt, auf einer wichtigen Mission, war sein Kopf voll von Tairal, ihrem glänzend roten Fell, ihren langen Beinen - schlank, aber kräftig - und ihrer süssen, zierlichen Schnauze.

Frustriert schüttelte er den Kopf. Konnte er nicht einmal für einen kurzen Moment ohne sie auskommen? Sie näherten sich jetzt der Stelle, an der die Salbuns am häufigsten gerochen wurden und er konnte es sich nicht leisten, sich von Gedanken an Tairal ablenken zu lassen - so hübsch und klug und witzig sie auch war.

Halt, sandte er den anderen Sairus, als er einen verdächtigen Geruch aufschnappte. Es war ein äusserst seltsamer Geruch, der so gar nicht in den Nadelwald passte. Stattdessen erinnerte er an Wind, an Schweiss und an Staub.

Salbuns.

Alpha, Beta, sprach er die zwei ranghöheren Schwarzen über ihre Verbindung an.

Gamma. Was hast du gefunden? schickte Alpha zurück.

Hier sind Spuren von ungewöhnlich vielen Salbuns, berichtete Gamma, während er die Stelle untersuchte. Sieht so aus, als ob sie hier regelmässig vorbeikommen. Er zögerte kurz. Ich gehe ihnen nach.

Nein. Warte, bis Verstärkung da ist, befahl Alpha. Du weisst nicht, wie viele es sind. Es könnte gefährlich sein.

Deswegen will ich ihnen nachgehen. Ich werde herausfinden, wo sie sind, wie viele sie sind und in welcher Verfassung. Erst dann können wir wirklich wissen, womit wir es zu tun haben, erklärte Gamma.

Wir sollten Grüne oder Blaue schicken, schaltete sich nun auch Beta ein. Sie sind geschickter und schneller.

Gamma unterdrückte seinen Ärger. Denkt ihr wirklich, wir könnten nicht mit ein paar Salbuns fertig werden? Selbst ich kann schneller rennen als diese armseligen Kreaturen. Die letzte Gruppe ist gerade erst vorbeigekommen. So schnell wird keine zweite kommen, die uns von hinten überraschen könnte.

Die Stimmen der anderen verstummten. Sie schienen seine Argumente zu überdenken.

Nun gut, beschloss Alpha schlussendlich. Geh. Aber sei vorsichtig. Und wenn sie euch entdecken und verfolgen, führt sie nicht zum Lager. Geht zu einer der anderen Wachgruppen.

Gamma schickte sein Einverständnis. Dann sammelte er seine Truppe und führte sie über die Grenze, den Spuren der Salbuns nach.

Es war erstaunlich einfach. Keine Wachen, kein Versuch, die Spuren zu verschleiern. Gamma bemitleidete die Tiere. Sie besassen nur einen Bruchteil der Intelligenz eines Sairus, waren schmutzig und unzivilisiert. Er wusste, dass die Bewohner eines der Menschenkönigreiche – war es Effendos? – die Salbuns ritten wie gewöhnliche Gäule. Was für eine Schande.

Seelen: In Rot GetauchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt