Gamma lag unter einer grossen Eiche, die Schnauze auf den Pfoten. Er starrte, ohne wirklich zu sehen, auf einen Flecken Sonnenlicht, der direkt vor ihm auf den Boden fiel.
Er hatte es getan. Er hatte tatsächlich seine Beziehung mit Tairal gefestigt, ewig gemacht, gegen den Willen seines Grossvaters. Geh, hatte dieser ihm nur befohlen, nachdem Tairal den Bund bestätigt hatte, und Gamma war gegangen. Für einen Moment hatte er gefürchtet, Alpha hätte ihn aus dem Seelenkreis ausgestossen, doch das Wort hatte nicht diese Art von Macht getragen. Also war er aus dem Bau, aus dem Lager geflohen. Im Vorbeigehen hatte er seine Mutter gesehen; sie hatte den Eindruck gemacht, mit ihm sprechen zu wollen, doch Gamma hatte auch sie ignoriert.
Ganz leicht spürte er noch die Verbindung mit den anderen zwei Schwarzen des Seelenkreises. Sie redeten immer noch. Diskutierten sie über ihn? Oder hatten sie beschlossen, ihn zu ignorieren und machten jetzt Pläne, die Roten die Salbuns vertreiben zu lassen, gerade das, was er zu verhindern versucht hatte?
Frustriert schlug er nach dem Lichtfleck vor ihm und starrte dann auf das Fell auf seiner Pfote, dass von der Sonne gewärmt wurde. Er hätte nicht die Beherrschung verlieren sollen. Alpha war wütend auf ihn, und auf Tairal, und das war überhaupt keine gute Sache.
Tairal! Der Gedanke an sie liess ihn aufschrecken. Nur weil Alpha ihn nicht verstossen hatte, musste das nicht heissen, dass auch seine Gefährtin ausser Gefahr war!
Tairal! rief er durch ihre Verbindung – eine Verbindung, die, wie er mit einem Anflug von Stolz bemerkte, deutlich stärker war als früher.
Schrei doch nicht so! beschwerte Tairal sich. Ich kann dich auch so hören.
Tut mir leid, entschuldigte Gamma sich. Ich war... aufgeregt.
Ich hab's gemerkt, Liebling.
Liebling? Seit wann nennst du mich denn Liebling?
Seit du mein Gefährte bist, Dummkopf! erwiderte Tairal spöttisch. Bist du inzwischen wieder ansprechbar?
Ich hatte Angst... dass sie ihren Ärger an dir auslassen würden.
Ich auch. Deswegen bin ich direkt nach dir aus dem Lager. Ich komme zu dir.
Gamma sprang auf die Füsse und schnupperte. Eine leichte Brise von hinten brachte ihren Duft mit. Er drehte sich um und erwartete sie mit zuckender Schwanzspitze. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sie um einen Baum herumtappte und sich ihm näherte. Das Sonnenlicht, das durch die Blätter des Waldes fiel, brachte ihr Fell fleckenweise zum Leuchten. Ihre leicht schrägstehenden, goldbraunen Augen funkelten klug, und ihr Gang war geschmeidig und elegant.
Er konnte die Augen nicht von ihr lassen. Seine Helle. Seine Gefährtin.
Dann war sie bei ihm, stupste ihn mit der Schnauze an, tröstete ihn, ohne überhaupt den Grund für seine Stimmung zu kennen.
Was ist passiert? fragte sie sanft.
Wir haben uns gestritten, sagte er und erwiderte ihre Zärtlichkeiten. Ich habe mich dafür eingesetzt, die Salbuns in Ruhe zu lassen.
Das hast du getan? Ich dachte, ich hätte dich nicht überzeugt?
Doch, hast du, erwiderte er. Es war logisch, was du gesagt hast. Ich kann nicht verstehen, warum Alpha es nicht auch sehen konnte.
Er hat es eben schon immer so gemacht, erklärte sie weise. Man ändert nicht gern, was sich schon bewährt hat.
Vielleicht. Nun, jedenfalls kam das Gespräch dann auf dich. Alpha glaubte offenbar, dass du einen schlechten Einfluss auf mich hast -
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Seelen: In Rot Getaucht
FantasyDie Zeit des Friedens nach dem verheerenden Krieg der Tränen ist endgültig vorbei. Ohne Vorwarnung und Provokation findet Tahjm sich plötzlich im Krieg gegen sein Nachbarland Andolien wieder. So muss sich die tahjmische Prinzessin Gladria plötzlich...