14. Kapitel: Arenon Timal

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Ich bin ja schon da, ich bin ja schon da! Sorry für die lange Pause, wie gesagt, ich bin total langsam im tippseln🙈. Aber jetzt ist das neue Kapitel hier. Enjoy!

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Gladria hatte nicht daran gedacht, dass sie auch auf Toilette gehen müsste, doch als der Abend fortschritt, wurde das Problem immer drängender. Dennoch bat Gladria nicht darum, dass man sie kurz in den Wald liesse. Alles in ihr, absolut alles sträubte sich dagegen, ihre Bewacher auf so etwas anzusprechen, tatsächlich konnte sie sich wenig Schlimmeres vorstellen als das..

Glücklicherweise kamen die Soldaten irgendwann von selbst darauf. Inzwischen waren auch die Männer ausgetauscht worden und diese zweite Gruppe schien um einiges lockerer, freundlicher und vor allem höflicher zu sein als die vorige. Als sie Gladria in den Wald begleiteten, drehten ausnahmslos alle ihr den Rücken zu und sie erwischte nicht einen auch nur einen winzigen Moment linsend, als sie sich in die Büsche erleichterte.

Kurz überlegte sie, zu fliehen, doch jede Idee, die sie hatte, verwarf sie gleich wieder. Einen der Wachen niederschlagen und davonschleichen? Und natürlich würde keiner der Soldaten bemerken, wie ihr Kollege zu Boden geht - wenn ich das überhaupt schaffe. Einfach rennen und hoffen, die Soldaten im Dunkeln abzuhängen? Du kannst dir nicht mal ordentlich die Hose ausziehen, Mädel, schimpfte sie. Und ausserdem, würde sie ihre Eltern einfach so im Stich lassen?

Also kehrte sie gemeinsam mit den Soldaten ins Lager zurück, wo sie sie erneut überraschten, indem sie ihre Fesseln lösten. Erleichtert schüttelte sie die Arme aus. Die Hände konstant hinter dem Rücken gefesselt zu haben sorgte vielleicht für eine bessere Haltung, auf Dauer war es aber äusserst unbequem, ganz zu schweigen von gewissen Schwierigkeiten im Umgang mit Kleidungsstücken.

Deshalb war Gladria den Umständen entsprechend sehr erfreut, als ihre Hände, nachdem sie ihre täglichen Fitnessübungen absolviert hatte, diesmal vorne gefesselt wurden.

Nacheinander erhielten auch Mira und schliesslich Arlo die gleiche Behandlung. Besonders letzterer beunruhigte Gladria sehr, als sie mit ansehen musste, wie er von zwei Soldaten quasi geschleppt werden musste, um ihn irgendwohin zu bewegen.

Kurz darauf kamen die erbetenen Decken, noch dazu ein Zelt für sie alle sowie drei Strohmatratzen, was wiederum mehr Menschlichkeit zeigte, als Gladria unter den Eindringlingen zu finden erwartet hatte, und Gladria wusste, dass sie sich eigentlich nicht beschweren konnte.

Dennoch, das Stroh pikste.

Sie erwischte sich dabei, von ihrem Bett in Alos Phalion zu träumen. Was taten sie dort überhaupt? Erwarteten sie immer noch einen Angriff, obwohl Timal bereits schon einen halben Tagesmarsch entfernt war? Vielleicht planten sie sogar selbst einen Gegenangriff, um sie zu befreien – oder sie fanden, drei Leben waren ein akzeptables Opfer, um den Krieg zu beenden. Der Gedanke erfüllte Gladria mit Schrecken, dann Resignation und einem Anflug von Trauer.

Narda und Ferna suchen bestimmt einen Weg, mich zu befreien, versuchte sie sich Mut zu machen. Das haben sie sogar getan, als das ganze Königreich gegen mich vereint war – selbst als Narda Grund hatte zu glauben, ich hätte ihren Vater getötet.

Diese Gedanken, Versprechungen gleich, waren manchmal schwer zu glauben.

Statt sich ewigen Zweifeln hinzugeben, stürzte Gladria sich mit nach einer kurzen Mahlzeit wiederaufgefüllter Kraft erneut auf den dunklen Geist, der die Seele ihres Vaters umklammert hielt. Doch trotz der Stärkung merkte Gladria, wie sie immer müder wurde. Der Schmerz in ihrer Seele begann sie auszumergeln. Wie lange würde sie das durchhalten können? Irgendwann würde sie schlafen müssen – und Arlo auch. Hiess das, ihre Verteidigung würde zusammenbrechen? Und was dann?

Seelen: In Rot GetauchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt