Kapitel 2

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Als ich langsam wieder zu mir kam, war das Erste, was ich bemerkte, Kopfschmerzen. Als nächstes, dass ich mit über dem Kopf gefesselten Armen von einem Balken einer ziemlich baufälligen Scheune baumelte. Was auch die Schmerzen in meinen Armen erklären würde.

Die Scheune selbst sah, von dem, was ich von meiner Position aus sehen konnte, recht gewöhnlich aus. Naja, so gewöhnlich wie eine vermodernde Scheune eben aussehen konnte. Längst vergessenes Heu lag auf dem Boden und die Sonne, die durch Teile der Holzwände drang, tauchte die Scheune in sanftes Dämmerlicht. Doch aus dem Augenwinkel heraus konnte ich in einer etwas dunkleren Ecke der Scheune Hängematten und Schlafplätze sehen, von denen die meisten besetzt zu sein schienen.

Stillschweigend verfluchte ich mich für meine Unachtsamkeit, sowohl dafür, überhaupt entführt worden zu sein als auch dafür, die mindestens sieben schlafenden Gestalten nicht schon früher bemerkt zu haben. Leise versuchte ich meine Hände zu befreien, versagte jedoch kläglich. Wütend stieß ich ein gedämpftes Knurren aus und warf dem Seil einen Todesblick zu, in der Hoffnung  es würde sich einfach in Asche verwandeln. Leider passierte das nicht, dafür flatterten meine Flügel leicht und ich warf den gefiederten Gliedmaßen einen genervten Blick zu, ehe mir urplötzlich eine Idee kam. Ich könnte einfach ...

Konzentriert schloss ich die Augen und breitete meine Flügel aus. Ich atmete noch einmal tief durch, schlug mit den Flügeln und krachte gegen die nächste Wand.

Der verursachte Lärm schreckte die Schlafenden auf und ließ sie sich angriffsbereit machen, nur um verwirrt innezuhalten, als sie sahen, was den Lärm verursacht hatte.

Doch der Krach hatte nicht nur die Schlafenden aufgeweckt, er hatte auch etwas auf sie aufmerksam gemacht, was schon so genug angepisst war und das Entführen derjenigen, die sie zu beschützen hatte, trug wirklich nicht dazu bei, ihre Aggressivität zu mildern.

„Urg." Stöhnend richtete ich mich auf, nur um die Gesichter von drei Frauen und vier Männern zu erblicken, welche alle verschiedene Ausdrücke von wütend oder verwirrt zeigten. Kaum eine Sekunde später drückte mich eine der Frauen mit Gewalt zurück auf den Boden.

„Wolltest du uns etwa schon verlassen, Kleine? Das ist aber nicht gerade nett von dir. Wir konnten uns doch noch gar nicht richtig kennenlernen."

Während sie sprach, ging sie mit ihrem Gesicht immer weiter in Richtung meines Halses und atmete, als sie diesen erreichte, tief ein.

„Gott, Luke, du hattest recht, sie riecht himmlisch. Ich kann es kaum erwarten zu wissen, wie sie erst schmeckt."

Die anderen lachten und näherten sich ebenfalls.

„Okay, ihr Leute seid krank vielleicht solltet ihr mal ü-"

Bevor ich den Satz beenden konnte, spürte ich einen stechenden Schmerz an meinem Hals und schrie laut auf.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich realisierte, was gerade geschah. Die Bitch hatte mich gebissen, war gerade dabei, mich auszusaugen und vor mir standen noch sechs weitere dieser Freaks. Endlich ließ der Schock nach und der Überlebensinstinkt setzte ein.

Mit Kraft, die mich selbst überraschte, warf ich den blutsaugenden Freak an meinem Hals von mir herunter und zwang mich, auf die Füße zu kommen. Diejenige, die ich heruntergeworfen hatte, war mittlerweile auch wieder auf den Füßen. Sie fauchte mich an und meine Augen weiteten sich bei dem Anblick ihrer spitzen Zähne sowie der der anderen Freaks leicht.

Ich hätte einfach im Bett bleiben sollen.

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