Kapitel 11

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Panik und Schock überkam sie, als sie beobachtete, wie einer der beiden Eindringlinge ein brennendes Sturmfeuerzeug fast direkt vor ihre Füße warf und sie sich kurz darauf auch schon in einem lodernden Feuerkreis befand.

Ihre Flügel, von denen sich einer direkt an der Stelle befunden hätte, an der jetzt züngelnde Flammen loderten, hatte sie instinktiv dicht an ihren Rücken gepresst. Und mit Entsetzen beobachtete sie, wie eine gelöste Feder nur durch eine Berührung mit den Flammen zu Asche verbrannte.

Angst breitete sich in ihr aus, denn so etwas war noch nie passiert. Noch nie hatte sie sich verbrannt oder ihre Federn auch nur angekokelt. Nicht einmal als sie im Chemieunterricht ihre Hand direkt in die Flamme eines Bunsenbrenners gehalten hatte. Es hatte immer nur leicht gezwickt oder gekitzelt.

Doch dieses Feuer war anscheinend anders. Nicht, dass ihr das durch die verkohlte Feder nicht schon klar gewesen wäre, aber es fühlte sich auch irgendwie anders an. Denn anstatt, dass ihr brütend heiß war, wie es hätte sein sollen, wenn man inmitten eines Feuerkreises stand, war ihr eiskalt. So als stände sie während eines Schneesturms mitten in der Arktis und als wäre das alleine nicht schon schlimm genug, fehlte von Peril jede Spur.

Angsterfüllt sah sie auf und starrte die beiden Männer mit weit aufgerissenen Augen an.

„Wer seid ihr? Was wollt ihr und was zur Hölle ist das?!", fragte sie und und war sich des hysterischen Untertons in ihrer Stimme bewusst als sie während ihres zweiten Satzes auf die Flammen deutete.

Es schien eindeutig nicht die Reaktion zu sein, mit der die beiden kaukasisch aussehenden Männer gerechnet hatten, denn noch während sie sprach, wechselten ihre Mienen von triumphierend zu eindeutig verwirrt.

– - – - – - –

„Was?"

Leicht überfordert mit der Situation starrte Dean den Engel an. Denn dessen Reaktion hatten er und Sam definitiv nicht erwartet. Sie hatten mit der engelstypischen Arroganz und Überheblichkeit gerechnet. Stattdessen wurden sie von weit aufgerissenen Augen voller panischer Angst begrüßt. Es war seltsam.

„Du weißt nicht, was das ist?"

Ja, überlassen sie es Sammy, den zweiten Punkt auf der Liste zur Sprache zu bringen, denn im Ernst: Welcher Engel wusste denn bitte nicht, was heiliges Feuer ist? Immerhin war es auch nicht gerade unbekannt unter Engeln. Zur Hölle, sogar Dämonen wussten um dessen Wirkung und dennoch sah der Engel höllisch verwirrt über Sams Frage aus und als sie antwortete, klang sie trotzig und versuchte eindeutig vergeblich, ihre Angst sowie Unsicherheit zu überspielen.

„Natürlich weiß ich, was das ist. Das ist Feuer. Das brennt, ist heiß und tut weh. Verbrennt bevorzugt Dinge."

„Nein, das meine ich nicht."

Auf Sams Antwort hin schnaubte der Engel und hob sarkastisch eine Augenbraue, bevor sie etwas erwiderte.

„Na, dann los, Gigantor. Klär mich auf und erleuchte mich mit deiner Weisheit."

„Du weißt das echt nicht, oder?", warf Dean ein, welcher es langsam satt hatte, zu warten, und endlich konkrete Antworten wollte. „Das ist heiliges Feuer. Es soll dich hier festhalten. Kein Fliegen, kein Mojo."

Der Engel; und es frustrierte ihn, dass sie ihren Namen noch nicht kannten; prustete, ehe sie, nun mehr amüsiert als ängstlich, antwortete.

„Erstens, heiliges Feuer? Ernsthaft? Das klingt total bescheuert. Wie soll Feuer bitte heilig sein? Zweitens: Ich kann gar nicht fliegen. Diese fetten Chicken-Wings sind eigentlich nur Deko. Und Drittens, was zur Hölle meinst du-"

Doch weiter kam der Engel nicht, denn genau in diesem Moment passierten zwei Dinge mit einem Mal. Deans Handy begann zu klingeln, doch noch bevor er das überhaupt überprüfen konnte, hörte man Glas im angrenzenden Badezimmer zerbrechen und die nur angelehnte Badtür krachte sperrangelweit auf und ein aggressives Knurren ertönte.

Der Höllenhund hatte es in den Raum geschafft.

God's DaughterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt