7. Kapitel

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Meyra beobachtete überrascht, wie ihre Freunde in die Eisdiele traten. Beide schienen sie noch nicht bemerkt zu haben. Als Nevilla sie schließlich entdeckte, machte sie auch Luc auf sie aufmerksam und zupfte ihn am Ärmel, als wollte sie ihn zum wieder Gehen bewegen.

Doch Luc ignorierte sie und lief auf ihren Tisch zu.

"Hey, Mey. Witzig, dass du zufälligerweise auch hier bist. Ist hier noch ein Platz frei?", fragte er.

Gerade als Meyra antworten wollte, wurde sie von Nevilla unterbrochen.

"Komm, lass uns woanders hingehen. Ich bin sicher, es gibt noch eine andere Eisdiele in der Gegend", versuchte die Schwarzhaarige Luc zum Gehen zu bewegen.

Dieser beachtete sie wenig. Stattdessen ließ er sich einfach neben Meyra fallen, die ihm einen verwirrten Seitenblick zuwarf. Luc war jawohl klar, dass er gerade ihr Date mit Calian störte? Ihr Blick wanderte zu Nevilla, die sie entschuldigend anblinzelte, und sich dann zögernd ebenfalls niederließ.

"Was habt ihr denn heute noch vor?", fragte Luc beiläufig. Meyra überließ es Cailan, zu antworten.

"Eigentlich wollten wir uns gegenseitig besser kennenlernen", erklärte dieser ruhig.

Nevilla begann unauffällig erneut an den Ärmeln von Luc zu ziehen. Die Situation war ihr offensichtlich sehr unangenehm – im Gegenteil zu Luc. Statt des gewünschten Erfolges fing sie einen genervten Blick von Meyras Nachbar ein.

"Oh, da störe ich doch nicht, oder?", fragte dieser nun.

Meyra war irritiert von seinem Verhalten. Sie starrte ihn an und versuchte, ihm durch ihren Blick zu Verstehen zu geben, dass er gehen sollte, doch Luc schien davon nichts mitzubekommen.

"Was haltet ihr davon, dass wir alle hier zusammensitzen und uns über die Welt unterhalten?", fragte Luc fröhlich.

"Daraus wird leider nichts. Meyra und ich wollten uns noch die neue Abteilung im ‚Museum der Geschichte' ansehen", erwiderte Cailan.

Nevilla seufzte auf und Meyra hätte es ihr am liebsten gleichgetan. Die Lage eskalierte gerade wirklich.

"Na dann! Nevilla und ich haben heute eh nichts weiteres zu tun", erklärte Luc. "Wir kommen mit."

Nevilla riss die Augen auf. "Luc...", begann sie zaghaft.

Meyra starrte Luc ungläubig an. "Ich denke nicht, dass..."

"Schon okay", sagte Cailan leise. "Von mir aus können die beiden uns begleiten."

Meyra starrte ihn an und zögerte. "Also gut", sagte sie schließlich, warf Luc aber noch einen letzten, verärgerten Blick zu.

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"Warum sind wir noch gleich hier", fragte Luc, "Damit Cailan in den verstaubten Bücherregalen rumschnüffeln kann?"

Meyra warf ihm einen wütenden Blick zu. "Hör auf damit!", zischte sie ihm zu. "Du wolltest doch unbedingt mitkommen! Außerdem sind die Regale nicht staubig."

"Gut. Dann lass uns jetzt reingehen", entgegnete Luc.

Meyra schüttelte den Kopf. Sie verstand das Verhalten ihres Freundes nicht. War er etwa eifersüchtig auf Cailan? Aber das ergab keinen Sinn. Wenn sie mit Nevilla zusammen war, benahm er sich auch nicht so. Er musste einfach einen schlechten Tag gehabt haben. Trotzdem war das kein Grund, sich ihnen so aufzudrängen.

In dem Museumsgebäude angekommen schlenderte die Gruppe eine Weile schweigend durch die Gänge. An den Wänden hingen Aufzeichnungen aus den letzten tausend Jahren der Geschichte. Die neue Abteilung war etwas abwechslungsreicher gestaltet, mit Filmräumen, Lesetafeln und ausgestellten, alten Gegenständen.

"Hey, Cailan! Ich wette, dass du dich nicht traust in diesen Raum zu gehen", rief Luc Cailan zu und nickte mit dem Kopf zu einer Tür.

"Das ist auch nicht nötig, denn er muss niemandem etwas-", begann Meyra, wurde jedoch von Cailan unterbrochen.

"Ist schon okay. Ich nehme die Herausforderung an."

Meyra sah die beiden kopfschüttelnd an. "Da steht 'Nur Für Personal' drauf. Das wird einen guten Grund haben!"

Cailan wich ihrem Blick aus. Mit großen Schritten ging er auf die Tür zu. Als er die Klinke hinunterdrückte, ertönte ein leises Quietschen. Meyra betete innerlich, dass niemand das Geräusch gehört hatte. Sie sah sich um, um zu sehen, ob Wachpersonal in der Nähe war. Dann eilte sie ebenfalls auf die Tür zu, blieb jedoch davor stehen.

"Cailan?", fragte sie beunruhigt und blinzelte durch den offenen Türspalt. "Cailan, bitte komm dort raus."

"Einen Moment noch."

"Cailan, bitte", drängte Meyra.

"Das ... das müsst du dir ansehen. Hier liegt Papier. Richtiges, altes Papier. Und das ist noch nicht alles ... das hier scheint irgendwie in einer Art Geheimschrift verfasst zu sein, und da steht irgendwas über das System, das..."

"Cailan! Jetzt komm endlich da raus." Sie zog die Tür ein Stück weiter auf. Cailan stand über einen Tisch gebeugt, auf dem tatsächlich ein Stapel rechteckigen Papiers lag. Sie eilte auf ihn zu und packte seinen Arm.

"Das alte System", murmelte er. "Was soll das heißen, altes System?"

Meyra warf einen Blick auf das Papier. Cailans Finger lag unter seltsamen, krakeligen Buchstaben. "Was ist das?", fragte sie und ließ die Hand wieder sinken.

"Altgriechisch", erklärte er, ohne aufzublicken. "Da ... da ist irgendwas komisch." Sein Blick wanderte zu einem roten Stempel. Geheim. Das war das einzige Wort, das auch Meyra entziffern konnte.

"Cailan ... ich hab da irgendwie ein ganz mieses Gefühl."

Er wandte sich zu ihr um. "Gut, du hast wohl Recht. Lass uns lieber schnell gehen, ich glaube, wenn wir hier erwischt werden, dann gibt es richtig Ärger."

Meyra nickte erleichtert.

"Hey, was ist das?"

Sie zuckte zusammen. Luc stand plötzlich ebenfalls hinter ihnen und betrachtete die Unterlagen neugierig.

"Nichts", entgegnete Meyra schnell.

"Kannst du das lesen?", fragte Luc an Cailan gewandt, ohne auf sie zu achten.

"Teilweise. Der Text scheint aus unterschiedlichen, alten Sprachen zu bestehen, es ist ziemlich verwirrend. Aber ich könnte ihn vielleicht übersetzen, wenn ich nicht nur wenige Sekunden dafür hätte", erklärte Cailan.

"Gut! Und wie wollen wir das Übersetzen? Hier können wir nicht bleiben", sagte Luc.

"Wir wollen das gar nicht übersetzen", seufzte Meyra.

"Wenn ich das richtig verstanden habe, stehen da geheime, ziemlich interessante Informationen drinnen", entgegnete Luc. "Komm schon, Mey."

"Also schön", seufzte Meyra. "Hauptsache wir gehen endlich hier raus."

"Wie wäre es, wenn wir ein Foto machen?", schlug jemand vor.

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