"Nun komm schon, erzähl doch mal endlich! Wie fandest du ihn?"
Meyra schob sich seufzend eine Gabel mit Spagetti in den Mund. Seit ihrer gestrigen Heimfahrt vom Hotel drängte ihre Mutter sie pausenlos, von ihrem ersten Treffen mit Cailan zu erzählen.
"Er hat so einen schönen Namen", schwärmte Kezia. "Findest du nicht auch?"
Meyra nickte knapp.
"Also? Hast du schon Schmetterlinge im Bauch gehabt?", hakte ihre Mutter nach.
Meyra runzelte die Stirn. "Was? Nein."
"Mach dir keine Sorgen." Kezia griff über den Tisch nach ihrer Hand. "Manchen Menschen geht es so. Aber ich bin sicher, spätestens beim zweiten Treffen, wenn ihr nicht mehr so nervös seid, werdet ihr die Anziehungskraft zwischen euch spüren."
"Mhm", machte Meyra. Im Moment empfand sie bei der Vorstellung, Calian zu heiraten, nur Unbehagen. Sie hoffte, dass ihre Mutter Recht hatte, und sie sich bald in den blonden Schwimmer verlieben würde. Er war ja auch wirklich nett. Ruhig, klug und höflich. Hilfsbereit schien er ebenfalls.
"Hat es gerade geklingelt?", fragte Xaver und blickte von seinem Essen auf. "Kiyan wollte heute Mittag kurz vorbeikommen."
Kiyan war ein guter, alter Freund von Xaver. Er arbeitete für das System. Da Meyra keine Lust hatte, noch mehr zu Cailan ausgefragt zu werden, erhob sie sich und brachte ihren Teller in die Küche.
Doch als Meyra auf dem Weg zu ihrem Zimmer an der Tür vorbeikam, sah sie, dass statt dem erwarteten Besuch Nevilla vor der Tür stand. Als sie ihre beste Freundin erkannte, blieb Meyra erfreut neben ihrer Mutter, die geöffnet hatte, stehen.
"Hallo Nevilla, wie schön dich zu sehen. Wir sind gerade mit dem Essen fertig geworden, du hast ein wirklich ein super Timing", bemerkte Kezia an den Gast gewandt freundlich.
Nevilla nickte ihr lächelnd zu. "Hallo Kezia."
"Hey", begrüßte auch Meyra ihre beste Freundin, als ihre Mutter sich abwandte, zurück ins Wohnzimmer ging und sie alleine ließ. "Ich bin froh dass du vorbei gekommen bist, ich muss mit dir reden." Meyra führte ihre beste Freundin hinaus auf die Terrasse. "Wollen wir etwas spazieren gehen?", fragte sie.
"Klar", erwiderte Nevilla nickend.
Sie verließen den Garten durch das Gartentor und spazierten durch die kleinen Vorgärten.
"Was hältst du von Keyn?", begann Meyra vorsichtig ein Gespräch.
Die Unterhaltung vorhin mit ihrer Mutter hatte sie nicht beruhigt, sondern eher noch nervöser gemacht, daher hoffte sie nun insgeheim, dass sie mit ihrer bisher fehlenden Zuneigung ihrem Partner gegenüber nicht alleine war.
Nevilla lächelte. "Ich finde ihn wirklich sehr nett. Er ist irgendwie anders als die Jungen, die ich bisher getroffen habe", gestand sie.
Meyras winzige Hoffnung wurde mit diesem Satz endgültig zerstört.
"Wie ist es bei dir und deinem Partner?", fragte Nevilla neugierig und vergrub ihre zierlichen Hände fröstelnd in den Jackentaschen.
"Er heißt Cailan. Und ich würde sagen, es lief so, wie mit allen anderen Jungs, die ich bisher kennengelernt habe. Etwas außergewöhnliches habe ich noch nicht wirklich gespürt", antwortete Meyra vorsichtig.
Nevilla nickte und lächelte ihr aufmunternd zu. "Ach, das wird sicher schon. Du wirst sehen, in einigen Jahren wirst du über deine jetzigen Sorgen lachen. Dann wirst du dich freuen, dass du Cailan geheiratet hast."
Meyra sah sie an. Genau damit hatte sie sich auch versucht zu beruhigen. "Du hast sicher Recht. Ich brauche vermutlich wirklich nur Zeit."
Schweigend liefen sie eine Weile nebeneinander her. Die frische Luft tat Meyra gut und brachte sie auf andere Gedanken.
"Weißt du noch, wie wir als wir klein waren die ältere Frau gegenüber geärgert haben? Das ist noch gar nicht so lange her. Irgendwie tut sie mir jetzt leid", setzte Nevilla zu einem neuen Gespräch an.
"Sie fand es aber auch lustig, uns um sich herum zu haben", entgegnete Meyra mit einem Lächeln. "Und weißt du noch, wie wir immer im Wettbewerb nach Hause gerannt sind? Ich habe dich immer angetippt und dann..." Sie pikste ihre Freundin in die Schulter und lief los.
"Oh nein, das ist nicht dein Ernst!", rief Nevilla ihr hinterher, ein Jammern schwang in ihrer Stimme mit. "Muss das sein?"
"Ja!", rief Meyra lachend über die Schulter.
Nevilla seufzte, dann rannte sie auch los. Obwohl sie hier nicht wohnte, kannte sie jedes Eck in dem Wohngebiet. Die beiden Mädchen sprinteten zusammen durch die Vorgärten zurück. Meyra spürte, dass der Lauf ihr gut tat. Der Wind, der ihr entgegen peitschte und ihre roten Haare verwirbelte, schien ihre Sorgen davonzuwehen.
Gemeinsam kamen sie an dem Haus, in dem Meyras Wohnung lag, an. Meyra gewann nur knapp vor ihrer besten Freundin. Nevilla krümmte sich und rang nach Luft, doch sie lachte mittlerweile ebenfalls.
"Komm, lass uns etwas zu trinken holen", forderte Meyra sie auf. Das schwarzhaarige Mädchen nickte. Sie gingen in das Gebäude und tranken in der kleinen Küche einen Becher mit Fruchtsaft.
"Das hat war echt toll", sagte Meyra. "Wir haben das schon so lange nicht mehr gemacht."
Nevilla nickte lächelnd. "Ich muss jetzt leider wieder los. Meine Mutter will noch, dass ich ihr beim Basteln von irgendeinem Zeug helfe. Ich komme aber bald nochmal vorbei."
"Okay. Viel Spaß", erwiderte Meyra, begleitete ihre Freundin zur Tür und winkte zum Abschied.
DU LIEST GERADE
81 Prozent Liebe
Fantascienza𝐸𝐼𝑁 𝑀𝐴̈𝐷𝐶𝐻𝐸𝑁 𝐴𝑈𝐹 𝐷𝐸𝑅 𝑆𝑈𝐶𝐻𝐸 𝑁𝐴𝐶𝐻 𝐿𝐼𝐸𝐵𝐸. 𝐸𝐼𝑁𝐸 𝐾𝐴̈𝑀𝑃𝐹𝐸𝑅𝐼𝑁 𝐹𝑈̈𝑅 𝐹𝑅𝐸𝐼𝐻𝐸𝐼𝑇 𝑈𝑁𝐷 𝑍𝑈𝐾𝑈𝑁𝐹𝑇. Meyra hat immer gewusst, dass sie im Januar ihres achtzehnten Lebensjahrs ihre große Liebe kennenlernen...