"Bist du aufgeregt?", fragte Meyra.
"Soll das ein Witz sein?" Ein Zittern überlief Nevillas Körper. "So aufgeregt wie noch nie!"
Ihre Freundin legte ihr eine Hand auf den Rücken. "Du schaffst das schon."
Nevilla nickte. Meyra beobachtete, wie sie auf das Standesamt zulief. Ihr langes, weißes Hochzeitskleid streifte in einer kurzen Schleppe hinter ihr her. Keyn trat zu ihr, er trug einen grauen Anzug. Er gab ihr einen schnellen, sanften Kuss auf die dünnen, schwarzen Haare und nahm ihre Hand.
"Sind sie nicht süß zusammen?", fragte Meyra seufzend an Luc gewandt. Er nahm ihre Hand und spielte mit dem neuen Verlobungsring daran. Dünn, silbern, schlicht und ohne Stein.
"Das können wir auch", entgegnete er zwinkernd und gab ihr einen Kuss.
Meyra zog sich zurück und schüttelte mit einem Grinsen den Kopf. "Luc!" Sie packte ihn am Handgelenk und zog ihn hinter sich in das Gebäude hinein.
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Eine Stunde später betraten die beiden den großen Vorhof eines Restaurants. Nevilla und Keyn waren jetzt offiziell Mann und Frau, sie hatten den Ehevertrag unterschrieben. Nun wurden sie von ihren Gästen umschwärmt und beglückwünscht.
"Cailan müsste hier irgendwo sein", meinte Meyra und sah sich suchend um.
"Da." Luc deutete mit dem Kopf in eine Richtung. Meyra folgte seinem Blick und erkannte Cailans breite Schultern und den blonden Haarschopf. Neben ihm stand ein kleinerer, schlanker Typ. Er hatte hellbraune, verwuschelte Haare und ein auffällig breites, verschmitztes Lächeln.
"Das muss Erin sein", vermutete Meyra. "Komm, wir gehen zu ihnen."
Luc ließ sich von ihr zu den beiden ziehen.
Als er seine ehemalige Verlobte erkannte, lächelte Cailan sie strahlend an. "Meyra, wie schön dich zu sehen!" Er zog sie in eine rasche Umarmung. Meyra blinzelte verblüfft. Solch eine überschwängliche Herzlichkeit hätte sie gar nicht von ihm erwartet. "Erin, das ist Meyra. Das Mädchen, das mir im Januar vom System zugeteilt wurde. Und Meyra, das ist mein Lebensgefährte Erin", stellte Cailan sie vor.
"Hallo", begrüßte Meyra den Jungen lächelnd.
"Hey", erwiderte er und legte mit einem fröhlichen Funkeln in den Augen den Kopf schräg. "Schön dich mal kennenzulernen."
"Finde ich auch", entgegnete Meyra.
"Habt ihr dem Brautpaar schon gratuliert?", fragte Cailan.
Sie nickte.
"Wir noch nicht, ich denke, wir gehen mal. Aber man sieht sich bestimmt später nochmal", erklärte Cailan.
"Alles klar, bis dann." Meyra winkte ihnen kurz zu und beobachtete, wie sie zu Nevilla und Keyn liefen.
"Lass uns reingehen", forderte Luc sie auf. Sie nickte und folgte ihm in das Restaurant. Kleine, runde Tische standen in einem riesigen Saal, silberne Namenskärtchen waren darauf verteilt.
"Siehst du unsere Plätze?", fragte Meyra.
"Wir sind Trauzeugen", entgegnete Luc. "Wir sitzen bestimmt am Brauttisch."
Meyra entdeckte ihr Namensschild. Luc hatte Recht. Sie saß direkt neben Nevilla, Luc neben Keyn.
"Wow, siehst du diese Torte?", fragte Luc staunend und leckte sich über die Lippen. "Die sieht echt hammermäßig aus."
Meyra folgte amüsiert seinem Blick. Luc hatte Recht. Die Hochzeitstorte sah himmlisch aus. Sie bestand aus drei Stöcken weißer und brauner Creme und war mit bunten Beeren verziert.
"Ich kann es kaum erwarten, dass die angeschnitten wird", seufzte Luc, während er sich setzte.
"Was?", fragte eine ältere Dame freundlich. Sie ließ ihre Handtasche auf den Stuhl Meyra gegenüber fallen und nickte ihnen grüßend zu.
"Die Torte", erklärte Luc. "Sie sieht großartig aus."
"Möchten Sie etwas trinken?"
Meyra erblickte eine junge Kellnerin, die an ihrem Tisch stand und sie freundlich anlächelte.
"Ein kleines, stilles Wasser bitte", antwortete sie.
"Und ein Bier für mich", fügte Luc hinzu.
Meyra sah ihn stirnrunzelnd an. "Jetzt schon?"
"Ja?", entgegnete er in demselben, kritischen Ton und kräuselte amüsiert die Lippen. Doch er drehte sich erneut zu der Kellnerin um. "Na gut. Dann für mich auch ein Wasser."
"Und für Sie?", wandte sich die Frau an die ältere Dame. Vermutlich Nevillas oder Keyns Großmutter.
"Ein Bier", erwiderte die Alte trocken.
Luc sah Meyra mit hochgezogenen Augenbrauen an.
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"Und, wie geht es dir jetzt?", fragte Meyra.
Nevilla lächelte ihr zu und schluckte ein Stück Torte herunter. "Viel besser. Es fühlt sich so unglaublich gut an, endlich mit ihm verheiratet zu sein", erklärte sie und griff über den Tisch nach Keyns Hand. "Obwohl ... eigentlich habe ich es noch gar nicht richtig realisiert. Ich fürchte ständig, dass ich gleich in meinem Bett aus einem Traum aufwache. Das wäre echt schrecklich."
Meyra nickte. "Das wirst du aber nicht."
Nevilla seufzte und schloss für einen Moment die Augen. "Das werde ich nicht."
"Liebling?" Keyn sah seine Frau besorgt von der Seite an. "Ist alles in Ordnung?"
Nevilla nickte. "Ja, alles gut."
"Wollen wir jetzt den Tanz eröffnen?", fragte er.
Sie stand auf. "Gut. Machen wir das."
Meyra beobachtete, wie ihre beste Freundin mit ihrem Mann auf die Tanzfläche lief. Als ein neues Lied begann, tanzten sie, die Zuschauer blickten ihnen gebannt zu. Zwei Minuten später hielt Luc ihr mit einem charmanten Lächeln die Hand hin. "Wollen wir auch?"
"Ich weiß nicht...", begann Meyra. "Ich kann nicht sonderlich gut..."
"Unsinn", unterbrach Luc sie. "Das sagen alle. Jetzt komm schon."
Seufzend stand Meyra auf und ließ sich auf die Tanzfläche führen. Luc legte seine Hand auf ihre Hüfte und führte sie sanft, während sie sich im ruhigen Rhythmus der Musik bewegten.
Meyra ließ sich fallen. Sie schloss für einen Moment der Augen und genoss es, die warme Berührung über ihren Körper streichen und den Duft seines Parfüms in ihrer Nase kitzeln zu spüren.
"Meyra", flüsterte Luc, plötzlich nah an ihrem Ohr.
"Ja?", fragte sie ebenso leise.
"Ich liebe dich", raunte er.
Sie lächelte und schlug die Augen auf. Seine warmen Braunen waren keine zehn Zentimeter von ihren entfernt und blickten sie aufmerksam und liebevoll an.
"Ich liebe dich auch", erwiderte sie.
Er lächelte. Sein raues Kinn strich ihre Wange, dann legte er die Lippen auf ihre und küsste sie.
E N D E
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81 Prozent Liebe
Science Fiction𝐸𝐼𝑁 𝑀𝐴̈𝐷𝐶𝐻𝐸𝑁 𝐴𝑈𝐹 𝐷𝐸𝑅 𝑆𝑈𝐶𝐻𝐸 𝑁𝐴𝐶𝐻 𝐿𝐼𝐸𝐵𝐸. 𝐸𝐼𝑁𝐸 𝐾𝐴̈𝑀𝑃𝐹𝐸𝑅𝐼𝑁 𝐹𝑈̈𝑅 𝐹𝑅𝐸𝐼𝐻𝐸𝐼𝑇 𝑈𝑁𝐷 𝑍𝑈𝐾𝑈𝑁𝐹𝑇. Meyra hat immer gewusst, dass sie im Januar ihres achtzehnten Lebensjahrs ihre große Liebe kennenlernen...