5. Kapitel

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Meyra musste zugeben, dass die Filme, die sie gestern mit Luc gesehen hatte, wirklich toll gewesen waren. Sie mochte normalerweise keine actionreichen Filme, doch Star Wars hatte ihr tatsächlich gefallen.

Trotzdem verstand sie nicht, weshalb Luc seinen Kater Yoda genannt hatte. Das pelzige Tier hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem irgendwie niedlichen, alten Yedi. Außerdem war die Katze nicht einmal ansatzweise so klug – nur verfressen und faul. Doch obwohl Meyra ihn und Luc gerne mit dem Gewicht des Katers aufzog und sich darüber lustig machte, mochte sie Yoda insgeheim sehr.

Gerade mixte Meyra sich in der Küche ein Getränk, als Kezia hereinkam. Ihr Blick lag auf ihrer Armbanduhr.

"Denkst du daran, dass du noch Blumen besorgen sollst?", fragte sie ihre Tochter.

Diese nickte und widmete sich weiter ihrer Tätigkeit. Doch dann ließ ein Klingeln sie erneut aufsehen.

"Dein Handy hat geklingelt", bemerkte Kezia überflüssigerweise.

"Kannst du kurz draufschauen wer das war?", fragte Meyra.

Sie hob ihre klebrigen Hände und ihre Mutter machte sicherheitshalber einen Schritt zurück, bevor sie auf das aufleuchtende Display sah. Ihre Augen leuchteten auf. "Es ist Cailan. Sieht so aus, als wolle er sich mit dir treffen", erklärte sie.

Meyra trat zum Waschbecken und wusch sich die Hände. Fast hätte sie Cailan vergessen, er hatte sich in den letzten Tagen nicht mehr gemeldet. Aber natürlich nur fast.

"Und was steht da genau drinnen?", fragte Meyra. Sie setzte ihr Getränk an die Lippen und trank es in einem Zug aus.

"Er meint, er hätte gerade Zeit und würde sich wenn es in Ordnung ist gerne direkt mit dir treffen."

"Na gut, dann mache ich mich fertig", sagte Meyra.

Sie begann ihre Sachen aufzuräumen, doch ihre Mutter ging dazwischen. "Geh schon. Ich mach das schnell noch", sagte sie mit einem Augenzwinkern.

Meyra bedankte sich, schnappte sich ihr Handy und lief zu ihrem Zimmer. Sie stieg aus ihrer Jogginghose und ersetzte sie mit einer violetten Jeans. Dann band sie ihre Haare nach oben und schulterte die Tasche, die über einem Stuhl baumelte.

"Du siehst toll aus", bemerkte Kezia, als Meyra wieder zurück in die Küche kam.

"Danke." Das Mädchen sah das erste Mal selbst auf ihr Handy und fragte Cailan in einer Nachricht, wo er wohnte. Er schickte ihr einen Standort und sie speicherte ihn ab.

"Ich bin wirklich stolz auf dich. Ich kann nicht glauben, dass du schon so groß und erwachsen bist, aber..." Sie stockte und schüttelte lächelnd den Kopf. "Ich hab dich lieb."

Meyra lächelte zurück. "Ich dich auch, Mama. Ich mache mich jetzt auf den Weg. Bis später." Sie lief auf die Wohnungstür zu.

"Bis nachher!", rief Kezia ihr nach. "Viel Spaß!"

Spaß. Ob sie den haben würde? Meyra hoffte, dass ihre Mutter Recht behielt und sie sich bei ihrem zweiten Treffen in Cailan verlieben würde. Sie atmete kurz durch, ehe sie, das Handy mit der Karte, auf der der ihr Ziel markiert war in der Hand, den Weg fand. Ihr begegneten einige Vögel, die trotz der kühlen Temperaturen fröhlich auf dem Bürgersteig herumhüpften. Der Anblick entlockte Meyra ein kleines Lächeln.

Fünfzehn Minuten später blieb sie stehen. Sie befand sich jetzt direkt vor dem roten Punkt auf ihrer Karte. Ein großes, wunderschönes Haus ragte vor ihr in die Höhe. Es hatte etwas Edles, mit dem hinter den sauber verschnittenen Hecken erkennbaren dunkelroten Fensterläden, den versteckten Balkons und einem Wintergarten. Das Grundstück besaß auch einen großen Garten, der hauptsächlich aus gut gepflegtem Rasen und Sträuchern bestand.

Meyra lief auf das Gebäude zu, nahm ihren Mut zusammen und drückte auf den altmodischen Klingelknopf. Ein schrilles Geräusch ertönte. Wenige Sekunden später öffnete Cailan die Tür. 

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