Abschied

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Die Tage zogen ins Land.
Robin hatte fast vergessen, dass die amerikanischen Soldatenwerber schon hinter ihm her waren.
Das wusste aber auch ich zu diesem Zeitpunkt nicht.
Meiner Ansicht nach versteckte Robin sich einfach in der Hoffnung, dass der ganze Wahnsinn bald wieder vorbei wäre.
Tief im Inneren hatte auch ich noch etwas Angst davor, ihn zu verlieren.
Genau deswegen sprach ich mit ihm nicht mehr darüber.
Ich ging einfach länger zur Arbeit und begann nebenbei auch mit dem kellnern in einem kleinen Lokal.
Dadurch hatte ich allerdings wieder weniger Zeit für ihn.
Bis ich Robin dann doch überreden konnte, Zeitungen auszutragen.
Er tat es in aller Frühe und es schien ihm sogar ein wenig zu gefallen.

Dieser Tag sollte ihm und unserem Leben jedoch einen Strich durch die Rechnung machen.
Und dabei begann er so schön.

Ich wachte neben ihm auf und wusste, dass wir glücklich waren.
In zwei Stunden musste ich zur Arbeit, aber wollte mir nur für ihn noch etwas Zeit lassen.
Nach unserem gemeinsamen Frühstück, wuschen wir das Geschirr ab.
Die Sonne schien zum Fenster herein und tauchte das Zimmer in einen angenehm, warmen Glanz.

Fast gleichzeitig betrachteten wir unsere Ringe.
Erst Robin, dann ich.

Als wir später entspannt auf dem Sofa saßen, war ich vertieft in mein neues Buch.
Doch trotzdem lag nicht weit von mir auch "Sturmhöhe".
Ich hatte es nicht vergessen und das konnte ich auch nicht.
Wahrscheinlich auch, weil ich mich einfach nicht an ihm satt lesen konnte.
Immer wieder fielen mir neue Stellen auf, die ich vorher noch nicht so wahrgenommen hatte.

Robin las in Utopia.
Immer wenn ich es in die Hand nahm, konnte ich ihn riechen.
Das war Robin.
So sehr war ihm das Buch jetzt vertraut.

Ein klingeln holte mich jetzt aus den Gedanken.
Robin sah mich bittend an und ich ging nickend zur Tür.
Einen Spion hatten wir zwar nicht, aber ich wusste, dass mich etwas schlechtes erwarten würde.

"Guten Tag, wir sind von der US Army und sind auf der Suche nach einem Robin Lancester..."

Das waren die Worte des Mannes im Anzug.
Er hatte streng nach hinten gegelte Haare und sah mich mit seinen dunklen Augen finster an.
Es war auch der, dem Robin schon mehr oder weniger begegnet war.

"Wer sind sie?", fragte ich unsicher.

"Mein Name ist Michael Ledger und ich kümmere mich um alle Nachfolger-Soldaten."

"Und was wollen Sie von...?"

"Ich nehme an, dass Robin Lancester ihr Mann ist, nicht wahr?"

Stutzend und unter Druck gesetzt, sah ich ihn an.
Nach Robin zu sehen, wagte ich nicht.
Der Mann schien ihre Nervosität zu erkennen und konnte sich mit halten.

"Dürfen wir hereinkommen?"

"Das ist jetzt ungünstig!", meinte ich.

"Hören Sie mal zu.
Es steht eine hohe Strafe auf das Bergen eines kampffähigen Mannes.
Es herrscht Krieg und feindliche Truppen haben die Grenzen unseres Landes überschritten.
Wir brauchen jeden Mann und zählen auf ihre Mithilfe.", sagte er fast sanft und sogar etwas verständnisvoll.

Ich nickte und ließ die Männer vorbei.
Sofort ging der zweite Mann ins Wohnzimmer, wo Robin schon stand.
Ich wusste nicht, ob er gehört hatte, wie ich ihre Frage erst abgelehnt hatte.

"Robin Lancester?", wollte der Soldatenwerber wissen.

Mein Mann sah betrübt zu Boden.
Ich erkannte, dass er für all das noch nicht bereit war.

"Wir müssen Sie bitten, Ihre Sachen zu packen und mit uns zu kommen."

"Und was, wenn nicht?", fragte Robin.

"Dann formuliere ich es anders.
Sie müssen mit uns mitkommen.
Die Zukunft Amerikas hängt davon ab."

Robin seufzte.
Mir gefiel es, wie der Soldatenwerber sprach.
Er war ganz anders, als die, die Robin mir bei seiner ersten Begegnung mit Soldatenwerbern beschrieben hatte.

"Darf ich meinen Mann einmal alleine sprechen?", wollte ich wissen.

Die beiden nickten.

Also bat ich Robin mit mir auf die Terrasse.

"Du hast Angst, oder?", fragte ich ihn.

"Vorallem habe ich Angst davor, dass ich dich verlieren könnte."

"Aber es ist deine Bestimmung Amerika zu beschützen. Jeder einzelne Mann kann sich dort an der Front beweisen.
Und wenn du hier bleibst, dann erwischt es uns beide mit Arbeitslosigkeit und Leid."

Jetzt musste ich auch seufzen.
Er sah noch immer zu Boden, aber ich spürte wie sein Blick auf mich gleiten wollte.

"Ich kann das nicht!", verkündete er schlagartig und seine mit Tränen gefüllten Augen betrachteten mich.

Jetzt wollte ich ihn in den Arm nehmen.
Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und atmete schwer.

Später musste Robin eine Entscheidung treffen.
Aber nach unserer Umarmung sprach er nicht.
Er nickte nur, als ich ihn fragte, ob wir zurück zu den Werbern gehen konnten.
Vielleicht hätte er sich etwas anderes von mir erhofft, aber inzwischen war es meine Pflicht, ihn zurecht zu weisen.

Die beiden Männer führten Robin nach draußen, nach dem er einen Rucksack mit ein paar von seinen Anziehsachen gepackt hatte.
Es war nicht viel und es war eigentlich auch kein schöner Anblick, ihn gehen zu sehen.

Ohne mich anzusehen, stieg er ins Auto.
Das wollte ich ihm nicht durchgehen lassen.

"Robin!", rief ich ihm hinterher.

Jetzt konnte er nicht anders, als mich anzusehen.
Ich lief auf ihn zu und gab ihm einen Kuss durch die herunter gelassene Scheibe.

"Ich schreibe dir auf jeden Fall einen Brief.", versprach ich ihm.

"Und ich kann dir nicht versprechen, dass ich zurück komme...", meinte er seufzend.

"Lass es einfach passieren.",versuchte ich meinen Mann aufzuheitern.

"Ich liebe Dich!, fügte ich hinzu.

Er lächelte leicht, doch ich spürte, dass ihn etwas beschäftigte.
Einen letzten Kuss schenkte ich ihm, bis der Wagen gestartet wurde.
Ich wich einen Schritt nach hinten aus und ging auf die Terrasse zurück.

Ein letztes Mal sah ich ihn leicht winken, bis er wegfuhr.
In jenem Moment musste ich mit den Tränen kämpfen.
Und auch als das Auto hinter den anderen Häusern verschwand, war mir unwohl.
Jetzt war ich wieder alleine und ich war mir sicher, dass ich irgendetwas falsch gemacht habe.
Vielleicht weil ich ihn damals überhaupt angesprochen habe und er mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte.
Und jetzt waren wir verheiratet und schon wieder getrennt.

In diesem Augenblick war mir dennoch nicht bewusst, dass wir uns beinahe schon im Krieg befanden.
So viel Leid und Elend kam auf uns zu.
Das schwarze Band, dass sich über unsere Erde zog.

Ich schreibe erst einmal nicht weiter, weil meine Inspirationen sich gerade anderen Büchern und Dingen zuwenden.

Wenn es dennoch weitergehen soll, lasst es mich gerne wissen.
Sollten keine Kommentare kommen, werde ich mich ab jetzt einem neuen Werk widmen.
LG

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 06, 2021 ⏰

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