Am nächsten Morgen frühstückten wir gemeinsam auf meinem kleinen Balkon.
Im Augenwinkel sah ich, wie er immer wieder zu mir sah.
In seinem Gesicht konnte ich lesen, dass er etwas von mir wollte.
Vielleicht täuschte ich mich auch, aber er sah schon so aus, als ob ihm etwas an mir sehr gut gefiel.
Ich wartete darauf, dass er mich fragte, wie die "Sturmhöhe" gewesen wäre.
Ich zog die Augenbraue hoch, in der Hoffnung er würde etwas sagen, aber dem war nicht so.
Er sah zu seinem Teller hinunter.
Also musste ich selbst Hand anlegen."Ich habe gestern Abend mit deinem neuen Buch angefangen."
"Jetzt ist es deins.", gab er grinsend zurück.
"Ich bestehe darauf.", sagte er und biss von seinem Brot ab.
"Also, ich muss schon sagen. Auf deinem Sofa ist es schon sehr gemütlich gewesen."
"Meinst du das ehrlich?", wollte ich begeistert wissen.
"Ja, ich bin gleich eingeschlafen und habe mich ordnungsgemäß erholt."
Zufrieden lächelte ich ihm zu.
"Wenn es dir zu hart geworden wäre, hätte ich dir durchaus mein Bett angeboten..."
Robin verschluckte sich fast an seinem trockenen Brot.
"Das würdest du tun?"
"Natürlich."
"Und was wäre dann mit dir gewesen?", fragte er mich verschmitzt lächelnd.
"Dann hätte ich auf meinem Sofa geschlafen."
Jetzt wurde Robin nachdenklich.
Er sah wieder zu seinem Teller und fuhr mit dem Finger an dem Holz des Tisches entlang."Wäre es denn so schlimm, neben mir zu schlafen? "
Bedrängt lehnte ich mich schnell zurück.
"Das wollte ich damit nicht sagen. Ich meinte eigentlich, dass du deinen Schlaf brauchst. Und wenn du mich neben dir hast, kannst du bestimmt nicht schlafen."
"Woher willst du das denn wissen?
Ich würde seelenruhig schlafen, wenn ich wüsste, dass du neben mir bist.
Du hast nämlich etwas beruhigendes an dir.""Ich fühle mich geehrt.", bedankte ich mich.
Während wir abräumten, machte ich mir Gedanken, wie es mit uns weitergehen sollte.
Am liebsten hätte ich ihm irgendwie geholfen.
Vielleicht könnte ich Robin eine Arbeit verschaffen, damit wir beide wieder ein normales Leben führen konnten.
So sehr wie ich ihn mochte, wollte ich ihm auch helfen.
Aber woher wusste ich, dass er auch etwas machen wollte, was ich tat?
Es war gut möglich, dass Robin eine Stelle als Textilweiterverarbeiter nicht zusagen würde.
Einen Versuch wäre es wert."Ich möchte heute gerne zu meiner Arbeitsstelle.", platzte ich heraus, als wir gerade die Teller abspülten.
"Was willst du damit sagen? Ich würde dich bestimmt nur aufhalten."
"Was ist, wenn du dir meine Arbeit erst einmal ansiehst und dann entscheidest, ob du es nicht vielleicht in Erwägung ziehen willst... "
Er sah mich zweifelnd an.
"Ich bin glücklich, wenn ich unabhängig bin."
"Ein Leben auf der Straße kann man nicht als 'unabhängig' bezeichnen.", versuchte ich ihn etwas zu beruhigen.
"Du weißt nicht was es heißt heutzutage arbeiten zu gehen. Jeden Tag kommen da Leute von der Armee vorbei. Soldaten, die nicht davor zurück schrecken dich einfach für das Heer einzustellen."
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Das schwarze Band
RomansaJocelyn kommt von ihrer Weltreise zurück nach Hause. Vorerst versucht sie vor einem unheimlichen Mann zu flüchten, der ihr immer wieder erscheint. Durch einen Unfall soll sie ihm allerdings wieder begegnen. Sie kommen sich zum ersten Mal näher und...