13 - Eine Faust, mitten im Gesicht

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POV. Cassy

Mit einem voll geladenen Teller und schonmal essend folgte ich Ron in Richtung Tresen zu unserem Ziel.

Der Mann saß, Tequila trinkend, am Tresen und flirtete mit der Barkeeperin. 

Er hatte vermutlich schon etwas über den Durst getrunken...

Ich setzte mich, natürlich mit meinem Schokoladen Vorrat, neben ihn und begann einfach weiter zu essen.

"Schön hier, oder?", versuchte ich ihn in ein Gespräch zu verwickeln, damit Ron, wenn er abgelenkt war, den Stick entwenden konnte.

"Ja, vor allem eine schöne Aussicht",  antwortete er, leicht lallend, und starrte dabei abwechselnd auf den Ausschnitt der Barkeeperin und meinen.

Widerling...

Ich war kurz davor ihm eine rein zu hauen, als Ron mich mit einem Räuspern zurückhielt, vorerst zu mindestens.

"Sie sind betrunken", stellte er nüchtern fest. "Sollen wir sie nach Hause bringen?"

"Fassen sie mich nicht an! Wenn dann soll mich bitte die junge Dame dort raus begleiten", während unsere betrunkene Zielperson sprach, grinste er mich absolut widerlich an.

"Okay, jetzt reichts", sagte ich, mit viel zu ruhiger Stimme.

Im nächsten Moment geschahen viel zu viele Dinge auf einmal: Ich holte aus und schmetterte dem Betrunkenen meine Faust mitten ins Gesicht. Seine Nase knackte viel zu laut und Sekunden später landete der Mann auf dem Boden.

Boom, der hatte gesessen.

Noch während ich ausholte hörte ich aus meine Funkgerät soviel wie: "Cassy, was hast du vor?! Irgendetwas sagt mir, dass du das besser sein lassen solltet!"

Natürlich ignorierte ich Arons Rat.

Ron sah mich solange geschockt an, bis der Mann am Boden landete. 

Sofort beugte er sich über ihn und begann seine Taschen ab zu suchen. 

Ich rieb währenddessen meine, leicht schmerzenden, Fingerknöchel. Ich genoss diesen Schmerz schon fast. Dieser Schweinehund hatte es einfach verdient. 

Dabei musterte ich die Menschen um uns herum, welche so in ihre Gespräche vertieft waren, dass sie den betrunken der nun auf dem Boden lag noch Garnichts wirklich mitbekommen hatten.

Die Barkeeperin war gerade nicht da, sie schien irgendwo Bestellungen aufzunehmen, was für uns einen Vorteil darstellte. 

"Ich hab ihn, lass uns verschwinden bevor jemand was von deinen Dummheiten mitbekommt", sagte Ron in dem Moment.

"Ach komm schon, ich hab meine Schokolade noch gar nicht aufgegessen", stellte ich daraufhin unzufrieden fest.

"Cassy, überspann den Bogen nicht", presste Ron, gefährlich ruhig, hinter zusammengebissenen Zähnen hervor.

"Ist ja schon gut, immer langsam mit den jungen Pferden", antwortete ich nur genervt und gespielt einsichtig.

Als letztes schnappte ich mir noch ein paar Schokofrüchte von meinem Teller und steckte sie in meinen Mund. Dann trappte ich Ron hinterher, in Richtung Ausgang. 

"Da sollte wohl mal jemand lernen sein Temperament zu zügeln", begrüßte uns Aron mit einem abfälligen Blick, als wir wieder am Track ankamen.

"Zu meiner Verteidigung, er hatte es verdient, klar?!"

"Natürlich hatte er das, aber du hast verdammt nochmal die ganze Mission mit deinem vorschnellen handeln gefährdet", kahm es daraufhin genervt von Ron, während er den Stick aus seiner Tasche zog und ihn auf eine Art ablege legte.

"Oh, wie schön, die Herren sind sich endlich mal einig", stellte ich, gespielt erstaunt, fest.

"Ach sei doch ruhig. Mal schauen was der Boss hierzu zu sagen hat", war alles was Aron darauf erwiderte, während er sich auf den Fahrersitz setzte und den Motor startete. 

"Ach, ihr geht wohl petzen", stellte ich fest und verschränkte meine Arme vor der Brust, während ich mich in den Sitz fallen ließ.

"Wie petzten nicht, wir erstatten Bericht. Das ist ein entschiedener unterschied", stellte Ron klar und ich atmete genervt aus.

***

"Ist dir eigentlich klar, dass du damit, verdammt nochmal, die ganze Mission gefährdet hast?!", Nils O'brien, oder der Boss wie ihn alle nannten, lehnte sich über seinen Schreibtisch, so das nur noch ein paar Millimeter unsere Nasen voneinander trennten.

"Ach kommt schon Leute, ihr übertreibt doch voll! Ich hab ihm lediglich eine Reingehauen, weil es verdient hat. Ich dachte darum geht's in diesem Job, Gerechtigkeit, die Bösen bestrafen?!", war meine nüchterne Antwort darauf.

"Er hat betrunken zwei Frauen auf den Ausschnitt geschaut, dass ist vielleicht ne Ordnungswidrichkeit, aber sicher kein Verbrechen!"

"Und jetzt wird er es hoffentlich nicht nochmal machen. Das war jawohl ne offensichtliche Wahrung", stelle ich klar und lasse mich wieder nach hinten, auf meinen Stuhl fallen.

"Eine Wahrung?! Du hast ihm die Nase gebrochen", stellte er nüchtern fest und setzte sich auch wieder auf seinen Stuhl.

"Pff!"

Damit war das Thema dann wohl abgeharkt, denn das nächste was der Boss sagte hatte nichts mehr mit meiner kleinen parallel-Aktion zu tun: "Ansonsten habt ihr recht gute Arbeit geleitet, auch wenn man noch etwas an ihrem Teamwork arbeiten könnte. Das ist eure neue Mission: lernt euch besser kennen, eure stärken und schwächen. Ihr sollt euch gegenseitig ergänzen lernen, bevor, wegen miserabler Teamarbeit, eine andere Mission direkt gegen die Wand fährt."

Mit offenem Mund starrte ich ihn an: "Das ist jetzt nicht dein ernst, oder?! Zuerst mal hab ich noch einen zweiten >Job< zu erledigen und außerdem, wie stellst du dir das vor? Eine nette kleine Übernachtungsparty bei mir, wo wir uns gegenseitig Schminken, die Haare flechten, und wenn wir endgültig betrunken sind, uns heulend gegenseitig unsere größten Sünden beichten?!"

"Ja, ja ich denke das klingt ganz akzeptabel", antwortete Nils ignorant, meine Ironie ignorierend.

"Das ist jetzt aber nicht ernst gemeint, oder?", dieses mal war es Arons Kinnlade, die Bekanntschaft mit dem Boden machte.

"Nein, dass ist tot ernst, und jetzt raus hier", ignorant wie immer dieser Mistkerl...

(898 Worte)

Shades - I see youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt