Kapitel 7

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"Florence", räusperte Clary sich und guckte mich an. "Ja", antwortete ich immer noch vollkommen unsicher. "Ich ... es ... Es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun dürfen. Ich hätte wissen müssen, dass du so reagierst. Es war ein Fehler dich zu küssen. Ich... Es tut mir einfach leid. Wir können es einfach vergessen und ... ", Clarys Stimme überschlug sich und ich wusste noch weniger was ich sagen sollte als vorher. "Warum sagst du, es wäre ein Fehler gewesen?", fragte ich. "Wegen deiner Reaktion", sagte sie und guckte mich an. "Du bist immerhin, nachdem ich dich geküsst hab, weinend weggerannt. Was soll ich denn da denken?", setzte sie hinzu und jetzt war es offensichtlich an mir, etwas zu sagen. "Willst du mir damit etwas sagen, dass du für mich mehr empfindest als nur Freundschaft?", fragte ich. Immer noch ein bisschen ungläubig. Konnte das wirklich wahr sein? "Was soll das Florence? Ich hab dich nie für jemanden gehalten, der sich über jemanden lustig macht. Also ich hab es doch ziemlich deutlich gesagt", sagte Clary jetzt und stand auf, um das Wohnzimmer zu verlassen.

Ich stand auch auf und griff nach ihrem Handgelenk. "Bitte geh nicht", flüsterte ich und hatte schon wieder Tränen in den Augen. Hatte sie grade wirklich gesagt, dass sie für mich mehr empfand, sich vielleicht sogar in mich verliebt hatte? "Warum sollte ich bleiben? Damit du dich weiter über mich lustig machen kannst?", fragte sie und klang verbittert und ich glaubte kurz, ebenfalls bei ihr Tränen in den Augen zu sehen. "Das würde ich nie machen. Ich ... ich bin nur weggerannt, weil ich gedacht habe, dass dir der Kuss weniger bedeutet hat als mir", sagte ich leise und guckte sie an. "Ich kann mir kaum vorstellen, dass dir der Kuss noch mehr bedeutet hat als mir", sagte sie furchtbar leise und ich war mir gar nicht sicher, ob sie mit mir sprach oder nur mit sich selbst. "Clary", setzte ich an und zog sie zu mir aufs Sofa. "Das klingt vielleicht komisch, aber ich hab in den letzten Wochen immer wieder das Gefühl gehabt, dass du mehr bist als nur eine gute Freundin. Ich glaube, ich hab mich in dich...", sagte ich, konnte es aber nicht ganz aussprechen. So weit war ich dann doch noch nicht. Ich konnte es ihr gegenüber einfach noch nicht sagen.

"Ich ... Ich kann nicht ganz glauben, was du da grade gesagt hast", flüsterte Clary und griff nach meiner Hand. "Und ich hab es nicht für möglich gehalten, dass du auch mehr für mich empfindest als nur Freundschaft", flüsterte ich genauso leise wie sie.

Ich griff vorsichtig nach ihrer Hand und rutschte ein Stück näher zu ihr. Mein Blick war fest auf ihre Augen gerichtet und ich versank in ihren Augen. Sie strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und fing dabei noch mehr an zu lächeln. "Ich frage mich grade, womit ich es verdient habe, dass du mich auf die selbe Weise magst, wie ich dich", sagte Clary ganz leise und kam mir immer näher. Unsere Lippen trennten nur noch wenige Zentimeter und dieses Mal war ich diejenige, die diese Lücke überbrückte und drückte meine Lippen auf ihre. Zuerst reagierte sie nicht und ich hatte schon Angst, dass ich sie doch falsch verstanden haben könnte. Aber was sollte ich denn falsch verstanden haben? Nach wenigen Sekunden fing sie dann aber doch an den Kuss zu erwidern und ich lächelte in den Kuss hinein. Sie war einfach wundervoll.

Ich versank in unserem Kuss. Ihre Hand lag in meinem Nacken, während meine auf ihrem Oberschenkel lag. Auf einmal klopfte es an der Tür und wir fuhren auseinander. Clarys Gesicht war knall rot und ihre Haare standen vom Kopf ab und irgendwie befürchtete ich, dass ich ähnlich aussah. "Ja", sagte ich und versuchte meine Stimme und meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Liv tauchte in der Wohnzimmertür auf und guckte zwischen mir und Clary hin und her. Sie grinste und ich wusste, dass sie genau wusste, wobei sie uns gestört hatte. Am Sofa angekommen sagte sie "Ich wollte euch nicht stören" und bevor ich reagieren konnte, war sie auch schon wieder verschwunden.

Clary fing an zu grinsen. "Ich muss dich mal was fragen. Weiß deine Familie, dass du ... dass du mit mir", stotterte sie und guckte mich verlegen an. Ich schüttelte langsam den Kopf. "Nur Liv weiß, was ich für dich empfinde. Ich musste vorhin mit jemandem reden und ich wusste einfach nicht, zu wem ich gehen sollte", sagte ich und versuchte ihr nicht in die Augen zu gucken. Irgendwie war mir das Ganze ein bisschen unangenehm. "Florence, ich sehe, dass dir das unangenehm ist. Das muss es aber nicht. Als ich vor zwei Jahren mit meinen Eltern geredet habe, war ich mir auch unsicher",sagte Clary zu mir und lächelte unsicher. "Ist es komisch, wenn ich sage, dass mich das ein wenig beruhigt?", fragte ich und musste anfangen zu lachen. "Wenn du das beruhigend findest, dann darfst du das", antwortete Clary ebenfalls lachend.

Wir unterhielten uns viel und lange und zum ersten Mal seit langem hatte ich das Gefühl mich bei ihr komplett wohl zu fühlen. Das gezwungene Gefühl aus den letzten Wochen war vollständig verschwunden und ich konnte es immer noch nicht so ganz glauben.

Irgendwann klingelte Clarys Handy und beim ersten Mal ignorierte sie es einfach, aber als es kurz danach wieder anfing zu klingeln, ging sie doch dran. Ich konnte nicht hören, wer dran war, aber nach wenigen Sekunden, entspannte Clary sich und ließ sich ins Sofa zurück fallen. "Ja es ist alles in Ordnung", sagte sie und grinste, worauf ich rot wurde. Das sah sie natürlich und musste das Kichern deutlich unterdrücken. "Klar. Ich komme gleich nach Hause. ... Ja wirklich. Versprochen. Bin spätestens in einer Stunde da. Bis gleich, Mum", sagte sie und beendete das Gespräch. Gleich nachdem sie aufgelegt hatte, fing sie an zu lachen. Ich versuchte beleidigt zu gucken, was aber völlig nach hinten los ging. "Ich muss mir merken das du so schnell rot wirst", sagte sie immer noch lachend und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Du hast voll verräterisch gegrinst, deine Mutter hätte dir alles im Gesicht ablesen können", sagte ich und versuchte vorwurfsvoll zu gucken. "Du weißt schon, dass sie mich durchs Telefon nicht sehen kann, oder?", scherzte Clary und ich musste grinsen. "Natürlich", antwortete ich schlicht. "Ich muss jetzt leider los", sagte Clary schließlich, nachdem wir uns bestimmt eine Minute angeschwiegen hatte. Ich wollte nicht das sie gehen muss. "Hast du morgen schon was vor?", fragte ich sie und hoffte inständig, dass sie nein sagen würde. "Leider ja. Aber sonst hab ich die nächste Woche eigentlich nichts vor. Wollen wir dann am Freitag nochmal in den Kinofilm? Selbst wenn du doppelt so viel wie ich mitbekommen hast, kannst du unmöglich Ahnung von dem Film haben", antwortete sie mir und ich fühlte mich irgendwie ertappt. Ich hatte nämlich tatsächlich überhaupt keine Ahnung von dem Film. Meine Gedanken waren ganz woanders gewesen.

Nachdem wir uns dann endlich verabschiedet hatten (Clary würde unmöglich pünktlich zu Hause ankommen) und ich noch kurz mit Liv geredet hatte und mich bei ihr bedankt hatte, schmiss ich mich auf mein Bett und grinste. Ich hatte es endlich geschafft über meinen Schatten zu springen. Clary war jetzt offizill meine Freundin, auch wenn ich noch nicht ganz dazu bereit war, es meiner Familie zu erzählen, aber das war für sie in Ordnung. Sie hatte aber auch deutlich gesagt, dass sie nicht auf Dauer ein Geheimnis daraus machen wollte.

Hoffe das Ganze kam euch jetzt nicht zu plötzlich, aber ich wollte es auch nicht länger heraus zögern.
Schönes Wochenende euch😊

Silber - Can love survive everything? ~Unterbrochen~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt