Kapitel 10

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Das Stimmengewirr unten wurde immer lauter. Sowohl Liv als auch Arthur schrien und zwar nicht grade leise. Ich löste mich völlig von Clary und ging zur Tür, die Liv beim Rausgehen nur angelehnt hatte. "Verschwinde", schrie Liv, aber es schien so, als würde Arthur nicht mal daran denken, wieder zu verschwinden. Clary kam zu mir zur Tür und legte einen Arm um meine Taille. "Du sagst mir jetzt sofort, wo Anabel ist!", schrie Arthur. Dann hörte man einen Knall und es wurde schlagartig ruhig. Die nächsten Sekunden zogen sich furchtbar, aber man hörte keinen mehr schreien.

"Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl, was die Situation da unten angeht. Ich glaube, wir sollten mal runter gehen", sagte Clary leise und sehr nah an meinem Ohr. Ich nickte nur stumm. Grayson und die anderen hatten mir zwar nicht erzählt, warum die Freundschaft zu Arthur so vollkommen kaputt gegangen ist, aber ich hatte schon kurz vor dem Herbstball das Gefühl, dass er irgendwas gemacht hat, was mein Bruder ihm einfach nicht verzeihen kann. Clary und ich schlichen uns also langsam Richtung Treppe und lauschten die ganze Zeit aufmerksam, ob man von unten nochmal etwas hört. Die Tatsache, dass wir nichts hörten, machte mir einfach nur Angst. Im Flur unten war nichts zu sehen, also gingen wir weiter zur Küche und dann stand ich unter Schock, Arther stand zur Wand gedreht da und drückte Liv am Hals an genau diese. Liv hatte inzwischen einen roten Kopf und bekam sichtbar schlecht Luft. Ich war wie gelähmt. Clary hingegen reagierte blitzschnell, sie ging an mir vorbei in die Küche rein. Tippte Arthur auf die Schulter, der sich völlig auf Liv fokussiert hatte und uns noch gar nicht bemerkt hatte. Wodurch er sich leicht irritiert umdrehte und Clary die Chance nutzte, ihm zwischen die Beine zu treten und ihm eine feste Kopfnuss gab. Arthur ging zu Boden, aber auch Liv sackte in sich zusammen. Clary stützte sich auf Arthur, damit dieser bloß nicht auf die Idee kam. sich wieder hinzusetzen und ich löste mich endlich aus meiner Starre, suchte ein Telefon und rief die Polizei an. Ich bekam zwar gefühlt keinen ganzen Satz raus, aber es schien so, als hätte die Frau am Telefon mich trotzdem verstanden.

Keine fünf Minuten später hatten wir zwei Polizeiwaagen vor der Tür. Clary hatte mich raus geschickt. Arthur hatte sie unter Kontrolle und ich war einfach noch viel zu aufgewühlt, um mich mit ihm in einem Raum zu befinden.

Wieder drinnen übernahm Clary das Reden mit den Polizisten. Ich setzte mich auf den Boden und legte mir den Kopf von Liv auf ein Kissen in meinen Schoß. Ich hörte nur mit halbem Ohr, was Clary den Polizisten schilderte und mir liefen langsam und still die Tränen über die Wangen. Meinen Kopf lehnte ich gegen Clarys Beine, denn ich hatte das Gefühl, dass ich ansonsten gleich neben Liv auf dem Boden liegen würde. Liv kam langsam wieder zu sich. "Liv?", flüsterte ich. "Liv? Wie geht es dir?" "Mir dröhnt der Kopf und mein Hals brennt", antwortete sie mir und ich atmete ein wenig auf. Wenn sie reden konnte, war es nicht ganz so schlimm, wie ich befürchtet habe. "Arthur wurde von der Polizei mitgenommen. Hausfriedensbruch und Körperverletzung", sagte Clary in dem Moment und half erst Liv und dann mir hoch. "Wir sollten Sie ins Krankenhaus bringen, damit Sie untersucht werden. Ihr Hals sieht gar nicht gut aus", sagte der Polizist, der sich bis vor wenigen Sekunden mit Clary unterhalten hatte. Liv nickte nur stumm und war schon fast aus der Küche raus, als sie sich nochmal zu mir und Clary drehte. "Könnt ihr Henry Bescheid sagen und Mum?", fragte sie uns. "Natürlich. Ich rufe sie sofort an", sagte ich und dann war sie auch schon durch die Tür und wenige Sekunden später hörten wir die Haustür ins Schloss fallen.

Clary nahm mich in den Arm und zog mich ganz nah sich. "Hey, atme tief durch. Alles wird wieder gut", flüsterte sie mir leise in mein Ohr und strichelte mir über meine Haare. "Ich bin fix und fertig", gab ich genauso leise zu und versuchte das Zittern in meiner Stimme zu überspielen. "Komm, wir gehen ins Wohnzimmer und setzen uns kurz. Ann kannst du auch noch in fünf Minuten noch anrufen. Erst einmal muss du dich ein bisschen beruhigen", sagte Clary lächelnd und zog mich an der Hand ins Wohnzimmer.

Ich brauchte doch ein bisschen länger mich wieder zu beruhigen, um mich so sicher zu fühlen, dass ich die anderen informieren konnte. Ich schnappte mir also mein Handy, während ich mich weiterhin an Clary lehnte. Sie gab mir die Sicherheit und den Mut, um die anderen anzurufen bzw zu informieren. Henry schrieb ich eine Textnachricht und dann rief ich Ann an. "Hi Florence. Ist alles in Ordnung?", fragte Ann mich, nachdem das Telefon bestimmt eine Minute geklingelt hatte. "Ann, ich muss", fing ich an, wurde dann aber von ihr unterbrochen. "Oh, warte Liebes, da ist noch ein zweiter Anruf in der Leitung von einer unbekannten Nummer", sagte Ann und schon hatte ich so ein nerviges Warteschleifengeräusch im Ohr. Ich guckte verdattert auf mein Handy. "Was ist los?", fragte Clary irritiert. "Ann hat mich abgewürgt, um einen zweiten Anruf abzunehmen", erklärte ich. "Florence, bist du noch da?", hörte ich in diesem Moment Ann sagen. "Ja", sagte ich und versuchte zu einer weiteren Erklärung anzusetzen, aber Ann unterbrach mich schon wieder. "Also ich vermute, dass du mich über Liv informieren wolltest und es tut mir leid, dass ich dich so abgewürgt habe. Das Krankenhaus hat mich grade angerufen und ich mache mich jetzt auf den Weg. Danke Liebes. Bis später", sagte sie und legte auf. "Diese Frau macht mich echt fertig", sagte ich und schmiss mein Handy auf den Tisch. Clary kicherte hinter mir und ich boxte ihr dafür kurz in die Seite.

Keine zehn Minuten später stand Henry vor der Tür. Er hatte sich nicht gemeldet, sondern war einfach gekommen. Von Grayson hatte ich noch nichts gehört, aber wenn mein Zeitgefühl noch halbwegs stimmte, saß er eh noch mit Anabel im Kino und hatte meine Nachricht noch gar nicht gelesen. Clary hatte sich kurz bevor Henry gekommen ist von mir verabschiedet und war nach Hause gegangen. Sie hatte es getan, weil sie wusste, dass ich mich nicht wohl gefühlt hätte, wenn sie noch hier gewesen wäre, wenn meine Familie nach Hause kommt. Aber in ihren Augen hatte ich gesehen, dass es sie (obwohl ich nichts gesagt habe) verletzt hat. Und wieder fragte ich mich, wovor ich eigentlich so Angst hatte. Und in diesem Moment beschloss ich, dass ich zwar nicht allen auf die Nase binden wollte, dass ich was für Clary empfand, aber sobald es sich daraus etwas ernstes entwickeln sollte, würde ich es ihnen erzählen. Ich würde es genauso machen wie ich es mir früher immer vorgestellt habe. Ich würde mich einfach nicht anders verhalten, als Liv mit Henry oder Grayson mit Emily bzw Anabel. Ich würde einfach versuchen alles normal zu gestalten. Denn an meinen und Clarys Gefühlen war nichts falsches. Daran glaubte ich ganz fest.

Pünktlich zum Wochenende ein neues Kapitel. Und zwei kleine Sachen.
1. Ich muss leider zugeben, dass ich momentan nicht viel zum schreiben komme und die vorgeschriebenen Kapitel sich dem Ende neigen und ihr deshalb leider mit unregelmäßigen in der Zukunft rechnen müsst, ich gebe mir aber große Mühe sie zu verhindern. Nächste Woche bin ich allerdings unterwegs und werde keine gute Internet Verbindung haben, weshalb nächste Woche sehr wahrscheinlich keins kommt.
2. Habe ich gesehen, dass die Reads und Votes abnehmen und ich wollte an der Stelle hier nochmal sagen, dass ich Feedback gerne entgegennehme.

Jetzt aber ein schönes Wochenende!

Silber - Can love survive everything? ~Unterbrochen~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt