-Kapitel 5-

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Ein Hauch von Ungläubigkeit schwingt in seinem Tonfall mit. Max schüttelt den Kopf mit den Worten, doch es schaut nicht ehrlich aus. "Bruder, sie ist wie ne Schwester für mich. Ich kann nicht Mal daran denken, da wird mir schlecht." was soll das denn heißen? "Soll das heißen ich bin hässlich oder was?" zicke ich ihn jetzt an, denn seine Aussage tat schon etwas weh, auch wenn ich weiß, was er meint. "Ti, du weißt ganz genau, dass du nicht hässlich bist, aber bei dem Gedanken meine Schwester zu ficken muss ich kotzen." okay, klingt einleuchtend. Mit einem Kopfnicken und einem "Okay." nehme ich die Sache so hin wie sie nun Mal ist. Freiwillig würde ich es nun mit ihm auch nicht treiben wollen.

Anton zieht eine Augenbraue hoch "Also ist die Kleine noch Single, wenn sie dich als Bruder hat?" er versucht seine Frage etwas ins Lächerliche zuziehen damit man nicht sofort checkt, dass er nur wissen will, ob ich Single bin. "Ja, Anton, ich bin noch Single, aber keiner von diesem Tisch sagt mir zu." und zwei Leute an genau diesem Tisch wussten: Ich lüge.

Mein Blick wandert zur Uhr von Max. Die er, wie ein Prolet, an seinem Handgelenk zur Schau stellt. "Ich muss los." schnell bewegt sich mein Körper in die Senkrechte. "Es war eine nette, dennoch kurze Unterhaltung. Freut mich euch kennengelernt zu haben. Ich wünsche eu..." und schon werde ich von meinem ehemaligen Sitzplatz unterbrochen "Willst du jetzt mit der Bahn heim?" Es klingt fürsorglich, aber dennoch abwertend. "Ja Maximilian, ich werde jetzt mit der Bahn nach Hause fahren. So wie immer!" und da war sie die Angriffslustige Katharina. Max hasst es Maximilian genannt zu werden und ich es bevormundet zu werden. "Nicht dein Ernst. Werd jetzt nicht zickig. Ich fahr dich." erwidert er, jedoch verdammt ruhig. Nun mischt sich John ein "Wir wollten doch feiern." ist sein Einwand. Noch bevor irgendeiner etwas sagen kann erklingt eine raue, tiefe, melodische Stimme, die ich ohne sie jemals gehört zu haben, genau einer Person auf dieser Welt zuordnen würde. "Ich fahr sie. Hab sowieso kein Bock auf Feiern." alle Köpfe drehen sich zu ihm und Maxwell sagt sarkastisch "Du hast keinen Bock auf Feiern, ja ne is klaa" Der Unbekannte steht auf "Dicka, ich habe Kopfschmerzen und wenn du mir weiter auf die Eier gehst knallts." nun wendet er sich an Max "Bruder, ich bring sie sicher nach Hause und verpiss mich dann ins Hotel. Kein Bock auf Stress." er quittiert das Ganze mit einem nicken und der Mann erhebt sich. Erst jetzt wird mir bewusst wie groß er ist. Es sind mindestens zwei Köpfe. Alles an ihm ist voller Tattoos. Er nickt allen zu und alle nicken zurück, was wohl soviel heißt wie 'Sehn' uns' und dann geht er einfach aus dem Lokal. Mit einem Winker in die Runde verabschiede ich mich und trotte ihm hinterher. Wie ein verloren gegangener Hund.

Er steigt in einen schwarzen Mercedes. Fragt mich nicht welches Modell. Ich bin ungefähr so Autobegeistert, wie ein Apfel es liebt mit einer Birne verglichen zu werden, also gar nicht.

"Und wer sagt, dass ich von dir gefahren werden will?", trotze ich ihn an, als er einsteigen will. Kurz bleibt er verdattert stehen nach dem Motto: Wie du willst nicht bei mir einsteigen? Bei mir will jede Bitch einsteigen.

Doch dann schaut er angepisst zu mir rüber. "Dicka, deinetwegen verpass ich heute ne Muschi zu ficken, also setzt deinen heißen, kleinen Arsch in dieses Auto, oder ich machs" dabei deutet er mit einer Kopfbewegung einzusteigen und um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich angepisst, wegen der Kraftausdrücke sein soll oder mich freuen soll, weil er mich lieber nach Hause fährt. Doch irgendwie will ich ihn weiter provozieren. Mich, weil es mir Spaß macht, dies ist offensichtlich. Nein, weil ich meine Grenzen bei ihm testen will.

"Man soll nicht zu Fremden ins Auto steigen, das wird einem immer wieder gesagt und gerade als Frau sollte man da vorsichtig sein" okay, ich habe es anscheinend zu weit getrieben, denn er kommt mit vier großen Schritten auf mich zu. Zieht an meinem Arm. Mit der anderen Hand macht er den Mercedes auf, schleudert mich gerade zu ins Auto und schnallt mich an. Dieses ganze Szenario geht so schnell, dass ich keinen Laut rausbekomme oder gar merke wie er es wirklich anstellt.

Kurz bevor er die Tür zuknallt, flüstert er, ja schon fast sanft "Marten."

Marten. Der Name bedeutet soviel wie 'Der Kriegerische...' und ich glaube, er wurde für den Krieger neben mir geschaffen.

Der Motor startet und er fädelt sich in den Berliner Abendverkehr ein.

Meinen Kopf lehne ich an die Scheibe und bewundere die Lichter der Stadt. Die Menschen, die sich durch das Gewühle der Stadt schlängeln und sich ihrem Tempo anpassen. Es ist atemberaubend. Manchmal vergesse ich die einfachen und kleinen Dinge zu schätzen.

Meine Augenlider werden schwer und ich kämpfe gegen den Drang einzuschlafen, denn das Letzte, was ich will, ist bei Marten im Auto zu schlafen.

030 oder 040Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt