-Kapitel 29-

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Am Abend sitze ich mit einer Tasse Kakao auf dem Sofa. Esse Süßkartoffelchips und schaue dabei Titanic. Wie klischeehaft dabei habe gar kein Liebeskummer. Ich vermisse Marten nur unfassbar. Dabei ist er gerade einmal zwei Stunden nicht an meiner Seite.

Marten habe ich vorhin meinen Schüssel gegeben, damit nicht noch mal so was wie gestern vorkommt. Auch wenn es im Nachhinein echt süß war und man dem Riesen so etwas, wenn man ihn auf der Straße sieht, wahrscheinlich eher nicht zutraut, vor allem wenn er seine Kutte anhat. Aber ich weiß es und liebe ihn.

Langsam kommt der Film zum Schluss und auch meine Chips sind schon längst alle und meine Tasse mit dem leckeren Kakao auch schon lange.

Bei dem tragischen Ende, wenn Jack dort so untergeht, muss ich wie jedes Mal heulen. Dieses Mal ist es länger und ich mache mir Gedanken, wenn Marten einmal nicht vom Kiez nach Hause kommt oder er eingesperrt wird und dann ganz lange weg ist und ich ihn nur hinter Gittern sehen kann. Komplet aufgelöst heule ich vor mir hier, zittere und hoffe, dass Marten bald zurückkomme.

Immer noch panisch höre ich, wie sich circa eine Stunde später die Wohnungstür öffnet. Meine Decke habe ich wohl noch nie so schnell von mir geschoben wie gerade eben. Mit einem Satz springe ich auf und renne auf Marten zu, der gerade im Flur seine Schuhe von den Füßen kickt und hoch schaut, mich sieht und schwups liege ich schon in seinen Armen und fange wieder an zu weinen. Er schlingt seine Arme um meinen Körper, der zittert.

Als Marten merkt, dass ich weine, streichelt er mir über meinen Rücken. „Babe, was ist los? Alles okay?" Es liegt Liebe, Besorgnis und ein Funken Hilflosigkeit in seiner Tonlage. „Mhh, ja, alles okay. Ich weiß auch nicht, warum ich so emotional bin. Ich bin einfach nur froh, dass du Heile hier angekommen bist und dir nichts passiert ist." Erklärte ich ihm mit verweinter Stimme.

„Du bist in letzter Zeit auch sehr müde und jetzt sagst du, du bist sonst nicht so emotional. Sag mal ist dir übel, oder ist dir schwindlig?" Fragt Marten leicht angespannt. „Nein, aber ich habe in letzter Zeit so ein komisches Gefühl auf der Zunge." Erzähle ich ihm. Seine Körperhaltung ist angespannt und er presst nahe zu an seinen Körper. „Sag mal hattest du deine Tage in letzter Zeit?" - „Was stellst du denn fü- oh du denkst, ich bin schwanger, aber ich hatte meine Tage. Ich hatte sie nur leicht bei den letzten zwei Malen. Ich bin doch nicht schwanger Marten." Zicke ich ihn an. „Babe das klingt alles danach." – „Nein, wenn du willst, mach ich dir auch nen Test, aber ich bin nicht schwanger." Er nickt, lässt mich los und zieht sich die Schuhe an. „Wo willst du hin?" Zicke ich weiter. „Ich hole jetzt zwei oder drei Tests." Damit nimmt er sich seine Jack und geht wieder.

Da die Apotheke nicht weit weg ist, von unserer Wohnung. Gehe ich runter ins Junior und mache uns leckere Kakaos mit Sahne, Streusel und Mini- Marshmallows.

Gerade als ich beide Gläser auf den Tresen abstelle, geht die Hintertür auf. „Nia, hier bist du. Ich dachte schon, du wärst verschwunden." Kommt es erleichtert von Marten.

„Nein, setzt dich, du machst den ersten, dann warten wir ein paar Minuten und du machst den zweiten und wenn wir uns immer noch unsicher sind, dann machen wir einen dritten oder vierten. Ich habe, glaub ich, dreizehn Stück mitgenommen oder so." Erklärt er mir in so einem schnellen Tempo, das ich glaube, das nicht John der Rapper in der Familie ist, sondern er.

Ein einfaches Nicken und ich nehme ihm die Tüte ab, die er in der rechten Hand gehalten hat. Schnell flitze ich auf die Gästetoilette und benutze den Ersten.

Dann stelle ich mir einen 15 Minuten Timer.

Mit zittrigen Beinen gehe ich zurück. So langsam habe ich selber etwas Bammel und meine Selbstüberzeugung bekommt Zweifel. „Marten, was ist, wenn ich schwanger bin?" Wisper ich in die gar nicht so unangenehme Stille. „Nia, wir bekommen das hin. Ist doch egal, dann bekommen wir eben ein Baby." Während er sich vor mich stellt und mich in seine Arme schließt. „Wir sind ein Team." Nuschle ich in seine Halsbeuge. Dabei durchflutet sein Duft meine Lungen. „Baby, ich liebe dich, natürlich sind wir ein Team." Bei seinen Worten kommen mir die Tränen.

Wir stehen die ganze Zeit festumschlungen am Tresen, bis mein Handy auf einmal klingelt. Ich zucke zusammen und schaue flehend zu Marten rauf. Schmunzelnd gibt er sich wortlos geschlagen und geht Richtung Bar Ende, wo ich den Test abgelegt habe. Ein freudiges Lächeln spiegelt sich in seinen Gesichtszügen wider. Freudig kommt er zu mir gelaufen, hebt mich hoch und wirbelt mich im Kreis herum. „Wir bekommen ein Baby." Ruft er mir freudig in die Ohren. Er setzt mich ab und zeigt mir den Test. In der kleinen Digitalanzeige wird ‚+3' angezeigt. „Wir sind schwanger, Marten." Realisiere ich zum ersten Mal. „Ich bin schwanger." Wispere ich ehrfürchtig.

„Wie geht es weiter?" Fragt mich Marten, als ich dann einfach los plappere, um ihm alle meine Ideen mitteile.

030 oder 040Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt