Kapitel 31 "Reinen Tisch Machen"
Ich redete den ganzen Samstag und Sonntag nicht mit Adrian. Erst Sonntagabend befand ich, dass es wirklich Zeit war mit ihm zu reden. In den zwei Tagen seit dem Ball hatte er verzweifelt versucht mich zu erreichen und keine Reaktion darauf erhalten.
Obwohl ich mich emotional nicht bereit für dieses Gespräch fühlte, wollte ich es nicht noch länger aufschieben. Ich wusste, dass ich es nicht ertragen würde ihn am Montag zu sehen ohne vorher mit ihm geredet zu haben. Als mein Handydisplay erneut aufleuchtete und die Worte Adrian Price ruft an. darauf erschienen, ging ich schließlich ran.
„Hallo? Tessa?" Adrians Stimme hörte sich besorgt und müde an. Ich fühlte mich sofort schlecht deswegen, aber nur für einen kurzen Moment bis die Erinnerungen an die Ballnacht wieder aufkamen und ich dachte, dass er es schon so verdient hatte.
„Wir müssen reden, Adrian." Der Klang seines Namens schmerzte meinen Ohren und schon wieder quellten Tränen in meinen Augen auf.
„Okay... soll ich vorbeikommen und dich abholen?" Er hörte sich alarmiert an und ich nahm an, dass er zumindest vermutete, dass ich über die Bedingung Bescheid wusste.
„Ja, bitte."
„Gut, gib mir 15 Minuten." Sagte er, bevor er auflegte.
Ich saß in meinem Zimmer und starrte auf mein Handy, nicht wirklich sicher was ich sagen oder wie ich mich benehmen sollte, wenn er kam.
***
Genau 15 Minuten nachdem ich den Anruf mit Adrian beendet hatte, hörte ich sein Auto in unsere Einfahrt fahren und ihn den Motor abstellen. Aber er kam gar nicht weiter als aus seinem Auto, denn ich hatte schon die Haustür hinter mir ins Schloss geworfen und war zu ihm hinüber gegangen.
Er sah auch ausgelaugt aus. Sein Haar war ein einziges blondes Durcheinander und die Tränensäcke unter seinen Augen waren lila und riesig. Da war kein Anzeichen eines Lächelns auf seinen Lippen und die Augen, die mich ansahen, wirkten leer.
„Hey." Sagte er.
„Hi." Antwortete ich.
„Sollen wir ein Stück fahren?"
Ich nickte nur mit dem Kopf auf seinen Vorschlag hin und setzte mich auf die Beifahrerseite. Er stieg auch ins Auto und ließ den Motor an. Es herrschte Totenstille, auch noch dann als Adrian schon lange aus unserer Straße gefahren war und sich den Weg Richtung Schnellstraße bahnte.
Nach 10 Minuten, die mir endlos und schmerzvoll erschienen waren, räusperte sich Adrian schließlich und er warf mir einen kurzen Blick zu.
„Also, wirst du mit mir reden oder nicht?" Er hörte sich nicht gemein oder so an, aber seine Worte trafen mich trotzdem schwer.
Ich wusste es nicht. Ich wusste es wirklich nicht, ob ich in der Lage sein würde die richtigen Worte zu finden.
„Na schön. Nimm dir Zeit!" Sagte er, nachdem ich nicht auf seine Frage reagierte.
„Ich weiß es." War der erste Satz, der aus meinem Mund kam.
Ich war mir sicher, dass Adrian wusste worüber ich sprach, trotzdem tat er so als hätte er keine Ahnung und sah mich fragend an, ermutigte mich weiter zu reden.
„Ich weiß über die Bedingung Bescheid und über deine Beziehung mit Abby und wie sie geendet ist." Erläuterte ich meine vorige Aussage und ich konnte aus den Augenwinkeln aus sehen wie Adrian zusammenzuckte.
„Wie hast du es herausgefunden?" War alles was er wissen wollte, als ich nicht weitersprach.
„Ich hab dein Gespräch mit Stella und später mit Abby belauscht, und ja ich weiß, dass das falsch ist, aber ich werde mich nicht rechtfertigen, denn ich bin nicht diejenige, die den anderen anlügt und ausnutzt." Nachdem ich das gesagt hatte, holte ich tief Luft und wartete auf Adrians Reaktion.
Unser Gespräch war trocken, unsere Stimmen emotionslos und kalt. Es war so als würde sich eine riesige Wand aus Lügen und Anschuldigungen zwischen uns aufbauen und jedes Gefühl und alles andere verschlucken.
„Ist das der Grund warum du plötzlich vom Ball abgehauen bist?"
„Ja."
„Also hast du alles was ich zu Abby über uns gesagt habe gehört?"
Uns? Ich war mir nicht so sicher ob es noch so etwas wie uns gab.
„Ja." Ich hatte nicht bemerkt, dass ich wieder zu weinen begonnen hatte, erst als die ersten Tränen meine Wangen hinunterliefen und auf meine Hände tropften, nahm ich es wahr.
„Ich hab's richtig versaut, diesmal, oder?" Fragte Adrian und sah dabei auch aus als würde er kurz davor sein zu weinen, seine Stimme leise und langsam.
„Ja." Meine Stimme zitterte mittlerweile und ich schluchzte leise, während ich neben dem Jungen saß, von dem ich 72 Stunden vorher noch gedacht hatte, dass ich hilflos in ihn verliebt war. Aber jetzt war da kein Gefühl mehr wie Schmetterlinge im Bauch oder rosa Herzen um ihn herum. Da war nur noch diese unüberwindbare Distanz zwischen uns.
Adrian schloss seine Augen für eine Sekunde, vielleicht um seine Tränen zurückzuhalten. Und wieder saßen wir in vollkommener Stille in seinem Auto als er sich zurück auf den Weg zu meinem Haus machte.
„Willst du nicht irgendwas sagen um dich zu verteidigen?" Fragte ich nach einer Weile, gerade als Adrian wieder in meine Straße bog.
„Ich... ich finde einfach nicht die richtigen Worte."
„Schön. Halt an!" Verlangte ich und beobachtete Adrians erschrockene Reaktion auf meine Anweisung.
„Wieso?"
„Weil ich dich nicht länger ertrage." Meine Worte waren forsch und kalt und taten genau das was ich wollte. Sie verletzten ihn.
„Tessa, ich bin ein Idiot. Wirklich. Ich weiß, dass ich das größte Arschloch der Welt bin und dass es falsch war, scheiß drauf, es war absolute Scheiße was ich dir angetan habe. Aber ich mag dich wirklich sehr." Schien er endlich seine Stimme wieder zu finden.
„Nette Art mir deine Zuneigung zu zeigen." Meine Tränen hatten gerade erst gestoppt aber sie waren schnell wieder da.
„Es tut mir leid. Ich wollte dich nie so verletzen. Ich hab genau das getan was ich nie wollte. Ich hab dich verarscht wie dein Ex-Freund und ich hab dein Vertrauen wieder verletzt auf die schlimmste, mögliche Art. Aber bitte glaub mir wenn ich dir sage, dass es nicht bloß ein Spiel für mich war. Du warst nicht bloß ein Spielzeug für mich.
Vielleicht habe ich dich anfangs nützlich gefunden, weil meine Mutter die perfekte Freundin in dir sah. Aber das hat sich geändert, ich schwöre es. Weil ich auch begonnen habe das in dir zu sehen.
Ich liebe dich, Tessa Farrell. Voll und ganz.
Und ich will, dass du das weißt bevor du irgendwelche Entscheidungen triffst." Adrians Stimme zitterte und jetzt schlich sich auch eine Träne aus seinen Augenwinkeln und landete auf seiner Wange.
„Nicht jede Liebesgeschichte hat ein Happy End. Das hast du selbst gesagt, nicht? Und vielleicht ist unsere Geschichte nicht dazu vorgesehen ein Happy End zu haben. Denn wenn du mir so etwas nur 72 Stunden früher gesagt hättest, hätte ich deine Gefühle wahrscheinlich erwidert. Aber jetzt kann ich das nicht. Ich kann diesen Jungen, den ich mal geliebt habe, nicht mehr sehen."
„Tess-"
„Lass mich einfach in Ruhe, okay?" Und damit sprang ich aus seinem Auto, das er gerade in unserer Einfahrt angehalten hatte.
Und ich konnte durch die Windschutzscheibe sehen wie er zu weinen begann. Und ich begann ebenfalls zu weinen als ich zurück ins Haus lief und die Tür hinter mir zuwarf.
Nicht jede Geschichte hat ein Happy End und unsere würde höchstwahrscheinlich auch keines habe.
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Promise? Promise! [1] | ✓
Teen Fiction„Du springst, ich springe, schon vergessen?" „Komm schon. Hör auf Leo DiCaprio zu zitieren." Was passiert wenn die Person, die du am meisten verachtest, dich plötzlich um einen Gefallen bittet? Tessa sitzt in der Klemme. Gerade die Person, die sie a...