Hobi tauchte den gesamten Abend nicht im Crestmond auf.
Manchmal bildete ich mir förmlich ein, dass er bereits neben mir stand und mich dabei beobachtete, wie ich Mario Kart spielte, sowie als wir uns kennengelernt hatten...
... doch jedes Mal, wenn ich aufblickte, war der Platz neben der Couch leer.
„Jimin?", fragte Jessi irgendwann. „Ich glaube, deine Person kommt nicht mehr."
Ihr Blick huschte zur Uhr. Es war fast Mitternacht. Trüb nickend stand ich von der Couch auf. Die letzte Hoffnung in mir verpuffte.
„Gute Nacht", murmelte ich beim Rausgehen, was sie mir zurückwünschte, doch da fiel die Tür schon bimmelnd ins Schloss.
Für einen kurzen Augenblick blieb ich einfach stehen und starrte in die Nachtluft, ehe ich mein Fahrrad schnappte und in Richtung Neubaugebiet fuhr.
Etwas in mir wollte einfach nicht glauben, dass Hoseok mich vergessen hatte.
Er hatte sich so lieb um mich gekümmert... wieso sollte ich ihm plötzlich egal sein?!
Egal wie ich es drehte und wendete, ich konnte es nicht verstehen. Ich wollte es nicht verstehen. Hobi war der erste und einzige, der mich als little gesehen hatte.
Immer mehr wurde mir klar, wie sehr ich ihm dadurch bereits vertraute. Wie wichtig er mir in so kurzer Zeit geworden war.
Ich wollte ihn wiedersehen.
Und wenn ich dafür morgen wieder zum Crestmond müsste!
Doch auch am nächsten Tag blieb Hobi weg. Und die beiden Tage darauf ebenfalls.
Als hätte er niemals existiert.
Jessi hielt mich inzwischen wohl für komplett gestört. Und wenn ich auf meinem Handy nicht das Beweisbild dafür hätte, dass der Rothaarige wirklich existierte, würde ich meinen geistigen Zustand inzwischen wohl selbst hinterfragen.
Doch als Hobi auch am fünften Tag nicht erschien, entschied ich, dass ich aufgab.
Wie es aussah... hatte er mich vergessen. Vielleicht war ich ihm nie wichtig gewesen...
... oder die Tage mit mir... unsere kleine Pause... hatte ihm nie so viel bedeutet wie mir.
Auch wenn ich das einfach nicht glauben wollte.
***
Die Tage danach zogen trüb an mir vorüber. Meinen Eltern hatte ich natürlich beichten müssen, dass ich meinen Job verloren hatte. Der Ärger war erstmal groß gewesen und sie wollten, dass ich mich auf der Stelle auf die Suche nach einem neuen Job machte.
Jobsuche war aber so ätzend. Die meisten Laden-Besitzer erkannten ja schon, bevor ich den Mund aufmachte, wie schüchtern ich war.
Und das ausgerechnet das laut Jessi der Kündigungsgrund gewesen war, machte die Sache nicht gerade besser.
Mit einem flauen Gefühl lief ich neben Kookie durch den Schulflur. Er war zur Zeit im Abschlussball-Komitee und berichtete ganz aufgeregt, wie er und die anderen das Event bis jetzt geplant hatten.
Ich nickte immer wieder, auch wenn ich gestehen musste, dass das meiste seiner Erzählung wie transparente Nebelschwaden an mir vorüber zog und sich direkt wieder auflöste.
„Du wirst doch kommen oder Jimin?", fragte er mich plötzlich, was mich erschrocken zucken ließ. „Hm?", machte ich.
„Na zum Schulball!", rief Kookie. Verstreut nickte ich. „Jaja sicher."
Meine ganze Aufmerksamkeit galt viel mehr den Bewerbungsmappen unter meinen Armen, welche in meinen nervösen Händen noch ganz schwitzig wurden.
„Alles gut?", fragte mein Kumpel, der ebenfalls merkte, dass ich nicht wirklich bei der Sache war. Ich nickte, doch gleichzeitig fielen mir die Mundwinkel tief herunter und deckten meine Lüge auf.
„Ich brauch nen neuen Job, aber hab so Angst davor, mit denen zu reden", jammerte ich. In Jungkooks Augen trat Mitleid. Er war im Gegensatz zu Taehyung mehr so ein Sensibelchen, weswegen ich mich auch nicht ganz so unwohl dabei fühlte, das hier zuzugeben.
„Ach Jimin", seufzte er und legte mir die Hände auf die Schulter, „ich bin mir sicher, du schaffst das. Glaub einfach an dich!"
Leichter gesagt, als getan...
Mit diesen Worten verabschiedete er sich von mir und wünschte mir einen schönen Tag, ehe er zur Bushaltestelle vor der Schule lief. Ich sah ihm wehmütig nach und lief dann ebenfalls vom Schulhof.
Mein Fahrrad ließ ich erstmal stehen, da der erste Laden, den ich mir rausgesucht hatte, direkt um die Ecke war.
Nervös näherte ich mich dem Reklameschild und blieb dann stehen. Nur um das Schild geschlagene 5 Minuten anzustarren.
„Komm schon Jimin", flüsterte ich mir selbst zu, „du kannst das."
Mit einem letzten tiefen Atemzug trat ich in das Geschäft. Hinter dem Tresen stand bloß ein kleiner Junge. Sogar Jünger als ich, was mich irgendwie erleichterte.
„Hallo", murmelte ich.
„Hey", japste er. Er war bestimmt nicht älter als 15.
„Ähm bist du...", ich räusperte mich, „bist du ganz alleine hier?" Er nickte.
„Mein Vater ist grad' Zigaretten kaufen und kommt erst in ner viertel Stunde wieder", erklärte er.
Hoffnung keimte in mir auf. Ein unangenehmes Gespräch mit einem Erwachsenen weniger auf der Liste.
Ich drückte dem Jungen meine Bewerbung in die Hand, woraufhin er mir versprach, sie seinem Vater zu geben. Dann kaufte ich noch einen Lolli bei ihm und lief zur Tür hinaus.
Draußen angekommen, tanzte ich erstmal ein kleines Freudentänzchen.
Mir war natürlich absolut klar, dass ich den Job noch lange nicht hatte. Aber nur die Tatsache, dass meine Bewerbung bei denen auf dem Tisch lag, war schon ein kleiner Erfolg für mich.
Glücklich stopfte ich mir den Lolli in den Mund und wollte gerade zurück zur Schule laufen, als ich realisierte...
... dass man mich beobachtete.
Direkt an der äußeren Wand des Ladens, lehnte ein älterer Kerl im dunkelgrünen Sweater und grinste mich direkt an.
Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich ihn erkannte.
🐥🐥🐥
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☼ 𝐋𝐢𝐭𝐭𝐥𝐞 𝐁𝐫𝐞𝐚𝐤 | ʲⁱʰᵒᵖᵉ
FanfictionAls die zweite Aushilfskraft des Kinos Crestmond ausfällt, muss der 19 Jährige Jimin doppelt so doll schuften. Die späten Abendstunden werden ihm jedoch durch einen gut aussehenden Gast versüßt, der ihn jeden Abend um seine Film-Empfehlung bittet. B...