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Er war sich unsicher, worüber er sich mehr ärgerte - darüber, dass dieser arrogante Mistkerl es gewagt hatte den Moment auszunutzen und seiner Königin dieses Angebot zu machen, wohlwissend das Grischa, unter den wachsamen Blicken der Öffentlichkeit, keine Möglichkeit hatte ihr zu verbieten es anzunehmen, zumindest dann nicht, wenn er verhindern wollte den Eindruck zu erwecken er würde sie unterdrücken und kontrollieren - oder darüber, dass sein kleines Biest doch tatsächlich zugestimmt hatte?

Er hatte die Unsicherheit und die Nervosität in ihrem Blick gesehen, doch verdammt, hatte sie wirklich so wenig Respekt, Angst, vor ihm und vor dem was in ihm brodelte?
Zum Teufel, sie sollte ihn fürchten, und wenn nicht ihn, dann würde das Raubtier ihr die nötige Angst machen, die es benötigte, um sie als die Seine, nur als die Seine, zu halten.
Ihre zierliche Hand ruhte auf seinem Oberarm, und obgleich der Stoff seines Anzugs die direkte Berührung ihrer Haut auf seiner nicht zuließ, konnte er spüren wie sein Innerstes lauerte, wohlwissend das es zu gefährlich war hier, unter den Augen der Anwesenden, auszubrechen und das seine in Besitz zu nehmen.

"Grischa?" murmelte sie, sah hoch zu ihm, doch er erwiderte ihren Blick nicht, behielt weiter das Treiben um sie herum im Auge.
"Du bist wütend." stellte sie fest. "Verdammt Grischa, ich bin ein eigenständiges, fühlendes, denkendes Individuum, du kannst nicht mein gesamtes Leben kontrollieren!" fauchte sie leise, als er noch immer keine Reaktion zeigte.

Langsam drehte er den Kopf zu ihr, Wut brodelte in seiner Brust, Wut und der Drang sich endlich zu nehmen was ihm gehörte.
"Wenn ich mich recht erinnere, gibt es da eine kleine Tattoowierung in deinem Nacken, die das exakte Gegenteil aussagt." flüsterte er leise, bemüht ruhig zu bleiben, bemüht das Raubtier zu zähmen.

Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn wieder. Er konnte den Schmerz in ihren Augen sehen den seine Worte ausgelöst hatten, doch genau das, dieser Schmerz, diese Erkenntnis war es, die sie endlich realisieren musste.

Er seufzte leise.
"Entschuldige." flüsterte er, rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel.
"Ich-" er hielt inne, bemüht die richtigen Worte zu finden, "Ich will dich nicht verlieren." murmelte er, "Und die Blicke, die sie dir hier zuwerfen..."

"Du wirst mich nicht verlieren, Grischa, aber du kannst mich nicht für immer einsperren." gab sie leise zu bedenken, strich zärtlich über seinen Arm.

Er biss sich auf die Zunge, ballte die Hand in der Hosentasche zur Faust.
Doch, verdammt, das konnte er, und doch brachte er es nicht übers Herz das Türchen des goldenen Käfig, in dem sein kleines Vögelchen saß, zuzuschlagen.
Das Raubtier in ihr schrie danach sie einzusperren, sowohl physisch als auch psychisch, doch er wagte es nicht ihr diesen letzten Hauch von Freiheit zu rauben, zu groß war seine Angst das das Vögelchen verstummen würde, dass sie daran zerbrechen würde.

"Ich werde dich dorthin fahren und auch wieder abholen." murmelte er, "Und ich möchte, dass du die Abende danach bei mir verbringst."

Sie lächelte sanft, drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
"Abgemacht." hauchte sie ihm entgegen und die Freude in ihren hübschen, Rehbraunen Augen ließ ihn, wie jedes verdammte Mal, dahinschmelzen.

"Mein Vater hat den Wunsch geäußert dich kennenzulernen-" brummte er leise, sein Blick folgte dem ihren, der sich auf die Empore richtete, auf welcher der alte Mann und Alexander sich wieder eingefunden hatten, "Aber das hat Zeit. Wir werden die Nacht hier verbringen und ich bin mir sicher, im Laufe der Abendstunden, spätestens aber morgen früh beim Frühstück, wird sich die Gelegenheit bieten euch beide miteinander bekannt zu machen."

"Wir bleiben?"

Liebevoll lächelnd sah er zu ihr hinab, strich zärtlich über ihr blaues Haar.
"Du wirst in wenigen Stunden so müde sein, dass du froh sein wirst in ein weiches Bett fallen zu können. Der Abend hat doch gerade erst begonnen." brummte amüsiert und sie setzte an um Nachzuhaken, doch in diesem Moment drang eine Stimme durch die Lautsprecher und die Gäste richteten ihren Blick hinauf zu Alexander und seinem Vater.

BittersüßWo Geschichten leben. Entdecke jetzt