Gefängniszeit

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Die kommenden Wochen verschwammen in Kellys Geist zu einer einzigen, grauen Masse. Trotz mehrfacher Überlegungen und nach dem ein oder anderen Versuch alleine und ohne ihren liebgewonnenen Gendefekt aus der Zelle auszubrechen, hatte sie sich mit dem Gedanken anfreunden müssen, zumindest für's erste hier festzusitzen. So hatte sich auch eine Art Routine bei ihr eingeschlichen, die sich dazu führte, dass sie morgens und abends ein wenig meditierte. Nach einigen Tagen fühlte sie sich ausgeglichener und ruhiger. Auch mit Fox und den anderen Wachen hatte sie sich allmählich angefreundet. Manchmal bekam sie eine kleine Leckerei in ihre Zelle geschmuggelt, an anderen Tagen konnte sie sich mit ihnen gut unterhalten. Doch auch dies sollte enden.

Es war wahrscheinlich Nachmittag, als Kelly mal neuen Besuch bekam. Skywalker erschien mit einem der Gleiter und seinem putzigen Padawan an seiner Seite. Bevor sie jedoch etwas zu ihm sagen konnte, schlug er mit seiner Faust gegen die Laserbarriere. "Abschaum! Wo ist er?" Seine Stimme überschlug sich fast vor Zorn. Etwas verwirrt sah Kelly ihn an und sie war damit nicht alleine. Ahsoka schien nicht einmal gewusst zu haben, dass sie hier war. "Wer?" "Dieser Assassine! Du musst ihn doch geschickt haben!", fauchte er sie an. Spucke flog aus seinem Mund und verdampfte zischend an der Barriere. "Was für ein Assassine?!" "Der, den du geschickt hast, um ihn zu töten!" Konfus machte sie den Mund auf, klappte ihn dann wieder zu und zog die Augenbrauen zusammen. "Wer ist tot?" Ihr Blick huschte zwischen Skywalker und seinem Padawan hin und her. Erst jetzt fielen ihr die getrockneten Tränen auf ihren Wangen auf. Der Kopfgeldjägerin rutschte das Herz in die Hose. "Obi-Wan!", brüllte Anakin schließlich. Sie hatte ihn noch nie so zornig gesehen. "Ist das deine Rache dafür, dass du hier drin sitzt?" Kelly wollte ihm antworten, aber ihr fehlten die Worte. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Wie in Zeitlupe sank sie auf die Knie. Das Blut rauschte in ihren Ohren. "Lasst mich rein." Sie hörte, wie die Laserbarriere deaktiviert und dann wieder eingeschaltet wurde. "Geht!" "Aber Meister-" "GEHT!" Kelly hob ihren Blick. Skywalker zitterte vor Zorn. Seine mechanische Hand war zur Faust geballt. "Du wirst mir sagen, was du weißt!" Er streckte seine andere Hand nach ihr aus. Etwas unfassbar mächtiges drang in ihren Geist ein und überwältigte nahezu ihre Sinne. Überrascht keuchte sie auf. Ihr Kopf drohte fast zu platzen. "Was-" "Wer war das? Wen hast du angeheuert?" Trotz ihres Dickkopfs geriet sie innerhalb kürzester Zeit an ihre mentalen Grenzen. "Du wirst mir die Wahrheit sagen!" Kelly wimmerte leise. Sie war nicht mehr in der Lage, klar zu denken. "Ich... ich weiß nicht, wovon du redest..." Ihre Stimme bebte. "Hör auf! Bitte, hör auf!" Plötzlich verlor sie den Boden unter den Füßen. Eine unsichtbare Klaue schloss sich um ihre Kehle und drückte sie zu. Verzweifelt krallte sie sich in das Schockhalsband in einem Versuch, diesen Griff zu lösen. Es half jedoch nichts. Die Kopfgeldjägerin wand sich in der Luft, zerkratzte ihren eigenen Hals, rang hoffnungslos nach Luft. Diese blieb ihr jedoch verwehrt. Allmählich wurde ihr schwarz vor Augen. Sie hörte ihr Blut in den Adern rauschen, ihren Puls, der irgendwie langsamer klang als sonst. Eine Stimme drang an ihre Ohren, doch die Worte verstand sie nicht. Um sie herum verschwamm die Welt, bevor sie vollständig in Dunkelheit versank.

Kelly erwachte in einem sehr hellen Raum. Ihr Kopf pochte unangenehm. Es dauerte einen Moment, bis ihr Blick sich klärte. Anscheinend lag sie auf der Krankenstation. Am Ende ihres Bettes stand eine der Wachen mit dem Rücken zu ihr, neben ihr befand sich ein Medidroide. Als dieser bemerkte, dass sie sich regte, nahm er ihre Hand. "Sehr gut. Sie sind wach," stellte er mit seiner beruhigenden Stimme fest. "Sie werden keine bleibenden Schäden davontragen. Der Sauerstoffmangel, der zu Ihrer Ohnmacht geführt hat, beeinträchtigt nicht Ihre Gehirnleistung. Allerdings ist Ihre DNA seltsam unbeständig." Ein kleines Grinsen huschte über ihre Lippen. "Ich weiß." Ihre Stimme klang schrecklich. Die Wache drehte sich um. "Kann ich sie zurück in ihre Zelle bringen?" "Sie ist noch geschwächt, also seien Sie bitte vorsichtig." Der Klon nickte und half Kelly hoch. Ihre Beine zitterten. Bei näherem Hinsehen erkannte sie Strider, einen der Männer mit denen sie sich gut verstand. "Was ist passiert?", fragte sie ihn leise. "Warum bin ich hier?" "Als General Skywalker gegangen ist, haben wir Sie ohnmächtig in der Zelle gefunden. Wir wissen auch nicht genau, was vorgefallen ist." Kelly verzog das Gesicht, als ihre Erinnerung allmählich zurückkehrte.  Skywalker hatte sie gewürgt. Diese Wut war so unfassbar mächtig gewesen... Sie zwang sich aus ihren Gedanken, als sie sich auf den Gleiter stellte, der sie zurück in Richtung ihrer Zelle brachte. Er hatte ihr berichtet, dass jemand Obi-Wan getötet hatte. Diese Nachricht jagte ihr erneut eine scharfe Klinge mitten ins Herz. Kalt und grausam machte sie ihr klar, dass er nicht mehr nur ein Jedi für sie war. Er war kein Auftraggeber mehr, keine zufällige Bekanntschaft und vor allem kein Feind. Mit einem Mal spürte sie ein kitzeln an ihrer Nase und als sie dorthin fasste, bemerkte sie, dass sie weinte. Die heißen Tränen brannten fast auf ihrer Haut. Kelly hatte wirklich ihr Herz ausgerechnet an einen Jedi verloren. Kaum nahm sie wahr, wie Strider sie zurück in ihre Zelle bugsierte. Ihre Sinne waren getrübt. Fast schon in Zeitlupe setzte sie sich auf ihr unbequemes Bett und begrub ihren Kopf in ihren Händen. Von allen Männern im Universum musste es natürlich er sein. Plötzlich fühlte sie sich beobachtet. Als sie einen Blick in Richtung der Tür warf, entdeckte sie Ahsoka. Anscheinend war sie zurückgeblieben. "Kelly? Ich würde gerne mit dir sprechen," sagte sie leise, betrat ihre Zelle und blieb vor ihr stehen. "Ich weiß, dass du niemanden angeheuert hast. Du trauerst auch um ihn, nicht wahr?" Kelly nickte stumm. "Wir werden den Verantwortlichen finden, das verspreche ich dir." Ahsoka lächelte sie ermutigend an. Mit einem Seufzen richtete die Kopfgeldjägerin sich auf, wischte ihre Tränen beiseite und sah die junge Togruta ernst an. "Ich will, dass er einen Abstecher in meine Zelle macht," verlangte sie mit krächzender Stimme. "Er... er hat mir etwas bedeutet." "Ich verstehe... Vielleicht funktioniert das. Mal sehen, was ich tun kann."

How to become a JediWo Geschichten leben. Entdecke jetzt