Es roch nach Pfannkuchen. Der süße Duft erfüllte Kellys Nase und verwirrte sie. Pfannkuchen? Die hatte sie seit Beginn des Krieges nicht mehr kochen können... Nur langsam begannen ihre anderen Sinne zu arbeiten. Ihre Ohren nahmen ein fröhliches Summen wahr. Ihr Körper fühlte die Wärme einer Decke und eine weiche Matratze. Als sie ihre Augen aufschlug, starrte sie an eine weiße Zimmerdecke. Wo zur Hölle war sie denn jetzt gelandet? Zögerlich setzte sie sich hin. Sie fühlte sich seltsam überarbeitet, als hätte sie in der Nacht kaum geschlafen. Das Bett, in dem sie saß, war groß genug für zwei Leute. Mehrere Kissen lagen darin. Neben ihr war es zerwühlt. Wer auch immer dort schlief war anscheinend schon aufgestanden. Am Fußende des Bettes befand sich ein Kleiderschrank. Er war groß genug, dass zweierlei Kleidung darin Platz haben musste. Alles hier kam ihr so bekannt vor... aber woher? Kelly streckte sich und stand dann auf. Neben dem Schrank hing ein Spiegel, in den sie einen kurzen Blick warf. Schon wieder ein Spiegel und schon wieder stimmte etwas nicht. Sie hatte keine Strähnen in den Haaren. Zwar stimmte der Rest überein, doch dieses kleine Detail erinnerte sie erneut an die blonde Frau in der Höhle. Blond, Einfach nur blond. Nachdenklich riss sie sich von ihrem Spiegelbild los und strich das graue Nachthemd zurecht, das sie trug. Sie würde noch herausfinden, wer das war. Es konnte einer ihrer Vorfahren sein. Dieser Gendefekt musste schließlich schon einmal in ihrem Stammbaum aufgetreten sein. Vielleicht handelte es sich um ihre Urgroßmutter oder so.
Kelly verließ das Schlafzimmer und lief durch den Flur. Allmählich erkannte sie die Räumlichkeiten wieder. Es handelte sich um ihre geheime Wohnung auf Stewjon. Außer ihr und Celsa wusste niemand davon. Seltsam. Neugierig ging sie in ihre Küche, die direkt an ein gemütliches Wohnzimmer grenzte. Der Duft nach Pfannkuchen verstärkte sich. Am Herd stand ein Mann. Zuerst war sie verwirrt. Warum stand da ein Mann und briet Pfannkuchen? Und wer war er? Als der Groschen fiel, blieb ihr Mund offen stehen. Eigentlich war das rostrote Haar unverkennbar, aber von hinten hatte sie ihn trotzdem erst nicht erkannt. Vielleicht lag es an der schwarzen Kleidung, vielleicht aber auch daran, dass er bestimmt zwanzig Kilo mehr wog. Um ehrlich zu sein, sah Obi-Wan aus wie ein weicher Teddybär. Sein Haar war ordentlich zusammengebunden und reichte ihm bestimmt über die Schultern. Diese waren noch immer breit, aber es war unverkennbar, dass er einen Bauch hatte. Als er sich umdrehte, konnte sie Grübchen sehen, die von weniger Sorgen und mehr Lachen zeugten. "Ah, guten Morgen," grüßte er sie mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen. "Ich hatte schon befürchtet, Lumia hätte dir zu viel Kraft geraubt." Lumia? Er stellte die Pfanne weg. "Ich habe dir Pfannkuchen gemacht." Kelly schluckte ihre Verwirrung herunter und mühte sich, nicht auf seine Rundungen zu starren. Das hier war einfach surreal. "Oh. Danke." Er nahm sie liebevoll in den Arm. "Setz dich schon mal, dann hole ich die Kinder." KINDER. 'Was zum Arsch? Seit wann habe ich Kinder? Ist Lumia mein Kind? Wo ist Celsa? Was ist mit ihm passiert?' Ihre Gedanken kreisten wie wild, während ihr Herz merklich raste. Schließlich ließ er sie los und verschwand durch die Tür. Mit zitternden Knien sank Kelly auf einen der Stühle. Das hier konnte nicht die Realität sein. Aber warum? Sie hatte sich doch von diesem See entfernen wollen? Das laute Knurren ihres Magens riss sie aus ihren Gedanken. Mann, die Pfannkuchen dufteten wirklich lecker. Sie schloss einen Moment die Augen, um den Geruch tief in ihrem Kopf zu verankern. Gut, sehr gut... "MAMA!" Der Schrei war so plötzlich, dass sie zusammenschrak. Ein kleiner Junge, nicht älter als fünf Jahre, rannte auf sie zu. Er hatte blondes Haar und strahlende pfauenblaue Augen. Ihm folgte ein Mädchen, ungefähr neun, das auch recht glücklich grinste. Sie hatte rostrotes Haar. Etwas überfordert nahm Kelly beide in ihre Arme. Das waren ihre Kinder, wenn auch auf eine verdrehte, merkwürdige Art und weise. "Meine Güte, lasst eurer Mutter Luft zum Atmen..." Obi-Wan gluckste amüsiert. Neben ihm betrat jetzt auch Celsa den Raum. Sie war tatsächlich ebenfalls deutlich mopsiger geworden und machte einen zufriedenen Eindruck auf sie. Das Mädchen, wahrscheinlich Lumia, ließ sie los. "Na komm, Jupiter, ich hab Hunger!" Okay, ihr Sohn hieß Jupiter. Die Beiden nahmen auf ihren Stühlen Platz und begannen damit, Pfannkuchen in sich hinein zu stopfen. Kelly starrte noch etwas überfordert auf ihren Teller, bis sie eine warme Hand an ihrer Wange spürte. Langsam hob sie den Blick. "Hey, geht's dir gut? Du bist so blass..." "Ich... Eigentlich schon... Du hast etwas zugelegt, meinst du nicht?", fragte sie zögerlich. Er legte den Kopf schief, bevor er an sich heruntersah. "Ach ja? Nun gut, seit ich die Jedi hinter mir gelassen habe, bin ich eventuell etwas runder geworden, aber das hat dich bis jetzt noch nicht gestört..." "Ja, nein. Äh... Es stört mich nicht wirklich. Ich bin nur..." Sie brach ab. Er hatte den Jedi-Rat verlassen. So wie Lumia aussah wahrscheinlich schon vor fast zehn Jahren. Das war einfach nicht richtig, oder? Er hatte für sie drastisch sein Leben geändert. "Mir ist schlecht." Kelly stand auf und eilte aus dem Wohnzimmer in ihr Bad. Dort sank sie zitternd auf dem Badewannenrand zusammen. Was war nur los mit ihr? "Rrr?" Ein schwerer, blauer Kopf legte sich auf ihr Bein und sah sie aus fuchsiafarbenen Augen an. Celsa war ihr gefolgt. "Feines Mädchen... Ich.. Danke." Sie lehnte ihre Stirn an die ihrer besten Freundin. "Vergib mir, meine Süße..." Das hier war ganz anders als die erste Vision, die sie in diesem verfluchten See hatte bestaunen dürfen. Das hier war... perfekt? Nein, völlig falsch. Einerseits hatte sie sich so eine Zukunft vorgestellt, aber jetzt, wo sie da war, wollte sie es nicht. Das hier war paradiesisch... und so unwirklich. Heiße Tränen schossen ungewollt in ihre Augen. Warum weinte sie?
Das Geräusch der Badezimmertür riss sie aus ihren Gedanken. Auch wenn sie nicht ihren Kopf hob, wusste sie, dass Obi-Wan den Raum betreten hatte. "Kelly? Was ist los?" Celsa zog sich etwas zurück, um für ihn Platz zu machen. "Du hast erwähnt, dass dir schlecht ist... Bist du schwanger?" "Nein! Wobei... ich weiß es nicht." Er kniete sich vor sie und nahm ihr Gesicht in seine weichen, warmen Hände. "Etwas bedrückt dich. Bitte, sprich mit mir." Kelly zögerte. Wie sollte sie ihm erklären, was wirklich in ihr vorging? Würde er ihr glauben, wenn sie ihm sagte, dass nichts hiervon real war, weder ihre Kinder, noch er? "Liebes, ich spüre, dass es dir schlecht geht. Bitte... Ich kann dir nur helfen, wenn du mir die Wahrheit sagst." Kelly holte tief Luft. In ihrem Kopf kreisten wild die Gedanken. Die Wahrheit... Vielleicht wusste er wirklich Rat. "Obi-Wan... bitte hör mir erst einmal zu," begann sie leise. "Das hier ist nicht echt. Weder du, noch Celsa, noch unsere Kinder. Das hier ist eine Vision, ein Traum, ein Bild in einem See. Alles ist hier so perfekt und doch... es ist falsch." Sein Blick war ernst. Sanft nahm er ihre Hand, bevor er sprach. "Das ist nicht deine erste Vision heute, oder?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein... und die Erste war schrecklich. Celsa war tot und du hast mich nicht leiden können," stieß sie zwischen den Zähnen hervor. Ihrer Kehle entrang sich ein Schluchzen. "Ich weiß nicht, wie ich hier raus komme. Es ist nicht richtig." Erst in seinen Armen erlaubte sie sich, loszulassen. Sie war absolut verzweifelt. Obi-Wan streichelte liebevoll ihren Kopf. Er küsste sanft ihre Schläfe und hielt sie fest. "Es ist okay. Wenn du sagst, dass das nicht richtig ist, ist das in Ordnung." Seine leise Stimme beruhigte sie ungemein. Sie atmete tief seinen Geruch ein, erlaubte ihm, ihren Geist etwas zu betäuben. Wenigstens das war gleich.
"Warum möchtest du gehen?" Sowohl Kelly als auch Obi-Wan zuckten zusammen. Keiner von ihnen hatte gehört, dass Lumia das Badezimmer betreten hatte. Ihre Stimme klang nicht mehr so kindlich wie vorhin. Stattdessen hallte sie etwas nach. "Es ist doch so schön hier. Es ist alles so, wie du es möchtest. Perfekt." "Lumia, bitte. Lass uns allein," sagte Obi-Wan leise, aber sie ignorierte ihn. "Bleib! Du wünscht es dir doch." Während sie auf sie zu kam, veränderte sich ihre Gestalt. Ihr Haar färbte sich grün, wallte ihren Rücken herunter und schwebte. Sie wuchs ein gutes Stück. Kelly fuhr ein Schock in ihre Glieder. Sie hatte diese Frau schon einmal gesehen, ganz am Anfang, als sie auf diesem verfluchten Planeten gestrandet waren. "Was willst du von mir?", spie sie ihr entgegen. "Ich will nach Hause! Das hier ist nicht echt!" Zornig sprang sie auf. Ihre Augen färbten sich rot. "Du und dieser Andere, ihr spielt mir Lügen vor. WARUM?" Ihre Stimme bebte vor Wut. "Lügen? Das sind keine Lügen. Mein Bruder und ich, wir zeigen dir Visionen, dein Potential, deine Möglichkeiten und deine Wünsche." Die Frau hob eine Hand und zerriss damit das Bild des Badezimmers. Mit einem Mal befand Kelly sich in den Sternen oder zumindest sah es so aus. Vor ihr standen der Bruder und seine Schwester und neben ihnen schwebten die Bilder der beiden Visionen. Bevor sie sich richtig fangen konnte, begann der Bruder zu sprechen. "Du hast die Wahl zwischen deinem Wunschtraum und deiner eigentlichen Zukunft." Seine Augen glühten noch etwas mehr, als er die Zukunft erwähnte. "Dein jetziges Leben ist schrecklich. Es könnte so viel besser sein und trotzdem stehen wir jetzt hier. Die Frage ist: Warum willst du nicht dein Schicksal ändern? Wir wollen dir doch nur helfen." Kelly zögerte. An diesem seltsamen Ort hatte sich ihr Bauchgefühl verstärkt. Sie fühlte die Kraft, die die Beiden umgab, sowohl das warme Glück der Schwester, als auch den brodelnden Hass des Bruders. Je länger sie sie betrachtete, desto mehr Unterschiede nahm sie wahr. Die Schwester schien eine Quelle reinen Lichts zu sein. Es beleuchtete warm und gütig den Wunschtraum neben ihr. Dieser war eingerahmt von leicht gelbstichigen Wolken und waberte vor sich ihn. Auf der anderen Seite stand der Bruder. Er war umgeben von pechschwarzem Dunst, verströmte eine unangenehme, kalte Dunkelheit und versuchte fast schon, das Licht zu verdrängen. Seine Potentialsvision wurde von schroffen, schwarzen Linien in der Luft gehalten, die fast schon Fesseln ähnelten. Kellys Blick huschte zwischen den Beiden hin und her.Und langsam, ganz langsam verstand sie. Vor ihr standen die zwei Aspekte der Macht, Gut und Böse. Beide Seiten der Münze neben den zwei Seiten ihres Lebens. Positiv und Negativ. Und sie musste sich entscheiden.
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How to become a Jedi
FanfictionAuch nach Kellys erfolgreicher Flucht ist ihr Kontakt zu der Republik nicht abgebrochen. Zufälle bringen sie und einen gewissen Jedi-Meister immer öfter zusammen, bis sie sich fragt, wem ihre Loyalität noch gilt: Sich selbst oder dem Jedi-Rat..? Die...