Vergangenheit und Zukunft

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Kellys PoV

Stille erfüllte Kellys Ohren, als sie ihr Bewusstsein wiedererlangte. Langsam hob sie den Kopf und blinzelte. Das Schiff stand. Staub tanzte im Sonnenlicht, das durch die Frontscheibe der Thunder hereinfiel. Sie warf einen Blick zur Seite und stellte fest, dass die anderen drei ebenfalls in ihren Sitzen zusammengesunken waren. Auch sie begannen sich gerade zu rühren, blinzelten ihre Verwirrung weg. Obi-Wan stand auf und ging an die Frontscheibe, um nach draußen zu sehen, doch es war Skywalker, der als Erster sprach. "Wo sind wir?" Kelly antwortete nicht. Sie betrachtete fasziniert die grüne Welt hinter der Scheibe. "Ich weiß es nicht," murmelte Obi-Wan mit einem besorgten Unterton in der Stimme. "Wie sind wir gelandet?" "Ich war's nicht!" Sie schüttelte den Kopf und erhob sich dann ebenfalls. "Aber ich seh mir das mal an. Wer kommt mit?" "ICH!", brüllte die Togruta-Schülerin, an deren Namen sie sich gerade nicht erinnern konnte. Aber das kümmerte sie gerade wenig. Gemeinsam verließen sie die Thunder, ohne darüber nachzudenken, ob sie Schutzanzüge brauchten oder nicht. Doch sie hatten Glück. Neugierig betrachtete Kelly eine kleine, hellgrüne Pflanze, die sich auf dem Boden ringelte und pulsierte, als würde sie atmen. Hinter sich hörte sie die anderen Jedi aus ihrem Shuttle steigen. "Das ist unglaublich...", murmelte Obi-Wan und die unterdrückte Begeisterung in seinem Tonfall entlockte ihr ein breites Lächeln. Sie erhob sich und trat zu ihm. "Hier gibt es keine Tiere, nur Pflanzen und Steine. Ich verstehe das nicht. Sind wir in diesem-" Sie unterbrach sich, als sie eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm. Auf einem schmalen Weg direkt an einer Felswand war eine Frau erschienen. Ihr grünes Haar wallte lockig über ihren Rücken. Sie war schlank und schien zu leuchten. Misstrauisch legte Kelly eine Hand an ihren Blaster. "Herzlich Willkommen," sagte sie und ihre Stimme hallte etwas nach. "Kommt mit mir, bitte." "Wer bist du? Ich folgte niemandem, den ich nicht kenne!" Noch immer angespannt beobachtete die Kopfgeldjägerin jede Bewegung. "Ich bin die Tochter." "Hast du keinen Namen?" Ihr ruppiger Tonfall schien ihr nichts auszumachen. "Das ist mein Name." "Red keinen scheiß, jeder hat einen richtigen Namen!", fauchte sie sie an, verstummte aber, als Obi-Wan ihr eine Hand auf die Schulter legte. "Verzeiht ihr, sie hat schlechte Manieren. Könnt Ihr uns sagen, wo wir sind?" Er lächelte die Tochter an, während seine Finger in ihre Schulter drückten, um Kelly unauffällig für ihr Verhalten zu strafen. Aber die Tochter ignorierte seine Frage. Stattdessen wandte sie ihren Blick Skywalker zu und fragte: "Seid Ihr der Eine?" Völlig verwirrt starrte er zurück. "Der Eine? Wovon redest du?" Aber auch diese Frage überging sie. "Ich werde Euch zu ihm bringen." Irgendwie fühlte Kelly sich unwohl. Sie nahm die Hand von ihrer Waffe und verschränkte stattdessen die Arme vor der Brust, um sich zu wärmen. Mit einem Mal war ihr furchtbar kalt. Ein Schauer jagte über ihren Rücken, verpasste ihr dabei eine unangenehme Gänsehaut. Wo auch immer sie sich befanden, dieser Ort war etwas besonderes. "Kelly?" Die sanfte aber besorgte Stimme Obi-Wans riss sie aus ihren Gedanken. Im gleichen Moment verschwand auch die Kälte. "Ja?" Als sie ihn ansah, stieg in ihr das seltsame Bedürfnis auf, sich eng an ihn zu drücken, die Augen zu schließen und einfach mit ihm zu verschwinden. Aber sie ignorierte es. Nicht jetzt. Nicht hier. "Die Zeit ist knapp!", sagte die Tochter gerade und beobachtete dabei ihre Umgebung. "Folgt mir! Wir müssen vor Sonnenuntergang eintreffen." Also brachen sie auf.

Kelly hatte zwar noch nicht ganz verstanden, worum es hier eigentlich ging, aber da sie nicht die Einzige zu sein schien, kümmerte es sie recht wenig. Viel zu abgelenkt war sie von der Landschaft und dem unglaublich starken Gefühl, das sie seit ihrer Ankunft verfolgte. Es fühlte sich ähnlich an wie damals, als sie Skywalker ausgeknockt hatte. Ein Gefühl, als würde sie etwas umfließen, warm und geborgen, aber zeitgleich kühl und scharf. Sie schüttelte sich, um ihre Gedanken loszuwerden. "Ist euch aufgefallen, dass sich die Jahreszeiten im Laufe des Tages ändern?", fragte Obi-Wan leise. Skywalker knurrte zustimmend. "Ja und es gefällt mir nicht..." "Und spürst du das?" Fast klang er begeistert. "Schon seit der Ankunft. Die Macht ist unheimlich stark hier." Die Macht. Schon wieder war die Rede davon. Fühlte sie etwa das? Sie musste es Obi-Wan unbedingt fragen, aber erst, wenn sie alleine waren. Zwar zweifelte sie stark daran, dass es einen solchen Moment geben würde, aber die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt. Der rothaarige Jedi räusperte sich. "Wohin gehen wir eigentlich?" "Zum Vater natürlich." Die Tochter hatte sich nicht einmal umgedreht. Ahsoka verdrehte die Augen. "Natürlich..." Ihr sarkastischer Tonfall gefiel Kelly. Vielleicht konnten sie Freunde werden. Sie grinste den Padawan an und beide kicherten. Dieser Ort war schon seltsam. "Wer seid Ihr?", wiederholte Obi-Wan seine Frage von vorhin. "Wir sind die Hüter der Macht. Der Anfang und das Ende. Wir halten sie im Einklang." "Na dann. Gut, dass wir das geklärt haben." Skywalker verdrehte die Augen und entlockte Kelly das erste Mal ein Lachen.

How to become a JediWo Geschichten leben. Entdecke jetzt