Am nächsten Morgen wurde Kelly von Kit Fisto abgeholt. Er führte sie etwas abseits des Trubels auf eine Art Innenhof. Vereinzelt standen hier ein paar Bäume. Es war ruhig und als sie die Plattform betrat, fühlte sie sich ausgeglichener und ruhiger. An diesem Ort war man vor vielen Augen versteckt und zog nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich. Sogar Celsa hatte mitkommen dürfen. Während Fisto sich noch vorbereitete, sah sie sich noch ein wenig um. Heute schien sogar die Sonne. Kelly hatte ihre Rüstung angezogen. Einerseits war sie das Einzige kampftaugliche, was sie besaß, andererseits lag sie Kelly sehr am Herzen. Während sie sich noch neugierig mit einem der Bäume auseinandersetzte, warf ihr der große Nautolaner mit einem Mal von hinten etwas metallisches entgegen. Sie drehte sich um, um es noch zu fangen, aber es war zu spät. Der Griff traf sie am Arm und fiel dann zu Boden. "Hey! Was sollte das? Ich war nicht vorbereitet," beschwerte sie sich, als sie sich bückte und das Ding aufhob. Fisto grinste breit. "Das war ich damals auch nicht. Du musst lernen, immer bereit zu sein." Dann holte er seine eigene Waffe heraus und entzündete die grüne Klinge. "Einer Sache musst du dir immer gewiss sein. Das Universum lässt dir keine Zeit, dich vorzubereiten." "Ich weiß das. Jeder Tag meines Lebens war bis jetzt ohne Vorbereitung. Nun gut, fast..." Sie betrachtete genauer, was er ihr mitgebracht hatte. Dabei handelte es sich offensichtlich um ein Übungsschwert. Es fühlte sich recht schwer an und hatte so einige Kratzer. "Du wirst in der nächsten Zeit viel lernen, Kelly," sagte Fisto, während er mit seinem Lichtschwert spielte. "Ich wurde mit zwei Aufgaben beauftragt. Einerseits soll ich dir den ersten Umgang mit diesen edlen Waffen beibringen, andererseits bin ich hier, damit du Frieden mit deinem Bruder schließt." "Frieden mit Quin?" Kelly starrte ihn ungläubig an. "Ja. Denn er wohnt auch hier und dieser Konflikt zwischen euch beiden tut weder euch noch allen anderen gut. Ihr seid Geschwister." Der Nautolaner steckte sein Schwert wieder weg, nahm ebenfalls eine Übungswaffe an sich und zündete deren Klinge. "Ich werde dich jetzt angreifen und du wirst dich verteidigen." Sie nickte stumm. In ihrem Kopf versuchte sie noch, darüber nachzudenken, wie sie sich mit ihrem Bruder wieder vertragen konnte, doch eine Lösung wollte ihr nicht einfallen. Stattdessen lenkte sie ihre Gedanken zur aktuellen Situation und zu dem Jedi-Meister, der gerade auf sie zu lief. Sein erster Schlag war schlicht und direkt, zielte auf ihre Beine und war leicht abzuwehren. Kelly zog ihre eigene Klinge nach unten, bis die Funken sprühten, bevor sie sein Schwert nach oben drückte, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ihr Plan funktionierte zumindest fast. Fisto nutzte ihre eigene Kraft, um ihr auszuweichen und plötzlich hinter ihr zu stehen. Seine nächsten Schläge kamen schneller hintereinander, wurden kräftiger und genauer, während sie mit jedem Mal mehr darum kämpfen musste, auf ihren Füßen zu bleiben. "Es gibt insgesamt 7 verschiedene Kampfstile," erklärte er gelassen, während seine Angriffe immer weiter auf sie einprasselten. "Dieser hier nennt sich Shii-Cho. Er ist der basischste aller Stile, die Grundform und somit das Erste, was Jünglinge lernen, sobald sie ihr Lichtschwert erhalten. Ich nutze ihn am Liebsten, er fällt mir am leichtesten." Kelly stellte überrascht fest, dass er anscheinend keinerlei Probleme damit hatte, ihr während dieses Kampfes auch noch einen Vortrag zu halten. Allmählich musste sie zurückweichen. Er gewann immer mehr die Überhand, bis sie taumelte und zu Boden fiel. Mit einem schalkhaften Lächeln auf den Lippen hielt Fisto ihr die unangenehm heiße Übungsklinge an die Kehle. "Und damit wärst du jetzt tot. Gut gekämpft." Er deaktivierte seine Waffe und hielt ihr die Hand hin, an der sie sich jetzt hochzog. "Wie zum Geier könnt Ihr gleichzeitig sprechen und kämpfen? Ich komme mit meinen Gedanken kaum hinterher." "Die Bewegungen mache ich schon mein ganzes Leben. Für mich ist das keine Herausforderung mehr." Keuchend fuhr Kelly sich durch ihre kurzen Haare. Mit viel Konzentration hatte sie es geschafft, diese so wachsen zu lassen, dass sie auch in ihrer wahren Gestalt kinnlang waren. Zusammen mit einem Pony rahmten sie ihr Gesicht recht hübsch ein. Sie würden auf natürliche Art und Weise wieder länger wachsen, doch jetzt wollte sie diesen Kurzhaarschnitt als Mahnung behalten. Vertrauen würde sie erst einmal nicht mehr so leicht. "Meinen Respekt habt Ihr auf jeden Fall. Ich-" "Kelly?"
Die scharfe Stimme ihres Bruders zerschnitt die Luft, wie es die beiden Klingen zuvor getan hatten. Quinlan Vos hatte den Hof betreten. In seinen grimmigen Augen erkannte sie schnell, dass er nicht unbedingt erfreut war, sie zu sehen. "Ihr hattet mir nicht gesagt, dass meine Schwester auch hier sein würde." "Oh ja... Das muss ich vergessen haben." Fisto lächelte und verbeugte sich ein wenig vor ihm. "Aber ja, es ist wichtig, dass ihr beide hier seid." Kelly verschränkte ihre Arme vor der Brust. Sie fühlte sich durchaus unwohl in seiner Gegenwart. "Ich habe den Auftrag von Meister Windu und auch Meister Yoda bekommen, den Frieden zwischen euch beiden wiederherzustellen. Eure Beziehung zueinander wird wichtig werden, wenn Kelly länger hier bleiben soll," erklärte Kit Fisto ihm, während man Quin allmählich ansah, dass er eine Erkenntnis hatte. "Einen Augenblick. Sie soll hierbleiben? Hat sie deshalb ein Trainingsschwert?" Er klang genervt. Kelly knurrte leise. "Überraschung, bitch. Ich habe anscheinend auch Mini-Machtheinis im Blut! Du bist damit nicht mehr alleine in unserer Familie," frotzelte sie und warf ihm einen kritischen Blick zu. "Na großartig. Du und dein Temperament sind vielleicht nicht unbedingt das richtig für diesen Kodex, meinst du nicht?" "Du hast genau das gleiche Temperament! Du hast deinen eigenen Ruf unter den Anderen!" Damit schien sie allerdings nicht unbedingt ihr Ziel erreicht zu haben, denn ihr Bruder grinste nur und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich weiß und er ist sogar um Einiges besser als deiner!" "Na wunderbar, jeder beschwert sich über dich und du feierst das auch noch." Quin grinste breit. "Du bist immer noch beleidigt, kann das sein?" "Beleidigt?! Ich wäre deinetwegen beinahe verhungert! Du hast mich damals abgewiesen, als ich zu dir kam und dich auf Knien angefleht habe, mir zu helfen!" Sie musste sich unterbrechen, um die Tränen herunter zu schlucken, die in ihren Augen brannten. Dann griff sie in eine der kleinen Taschen, die an ihrem Gürtel befestigt waren, und holte eine kleine Holzfigur heraus. Sie war das letzte, was noch von ihren Eltern geblieben war. Sie streckte ihm die Hand hin. "Hier! Ich weiß, was du kannst. Nutze es!" Zögerlich berührte Quinlan das dunkle Holz, bevor er seine Hand um die ihre schloss und sich konzentrierte. Seine Augen wurden für einen Moment lang leer, während Kelly dazu gezwungen wurde, all das noch einmal zu erleben.
Die Bilder der Leichen ihrer Eltern erfüllten ihren Geist. Verzweiflung und Angst kochten in ihr hoch, während sie fest ihre Zähne zusammenbiss und sich immer wieder in's Bewusstsein rief, dass dies hier nur Erinnerungen waren. Und doch waren sie anders als ihre eigenen. Holz konnte sich nicht über die Jahre verfälschen, so wie der Kopf eines Lebewesen es konnte. Die Szene veränderte sich. Mit einem Mal konnte Kelly erkennen, was wirklich passiert war. Pethros und Quian, ihre Eltern, wurden hingerichtet. Nein, geopfert. Im Hintergrund sah sie Tinté, ihre Großtante, die einen Pakt mit den Anzati geschlossen hatte. Es waren keine Piraten gewesen. Mit einem Schlag wurde Kelly bewusst, dass ihr Bruder seine Erinnerungen mit ihr teilte. Er hatte den Tod seiner Mutter durchleben müssen, während sie zwar verfolgt und ausgegrenzt, aber zum Glück nicht gefunden wurde. Ihr Herz begann zu rasen. Der Anblick ihrer geschundenen Eltern schmerzte wie ein Dolch in ihrer Brust. Als Quin sich aus ihrem Geist zurückzog, betrachtete er sie mit Tränen in den Augen. "Ich konnte dir damals nicht helfen. Du hast die Augen unserer Mutter. Nicht unbedingt die gleiche Farbe, aber es steckt so viel von ihr in dir," sagte er mit rauer Stimme. "Kannst du es in deinem Herzen finden, mir zu vergeben?" Kelly konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal so mit ihr gesprochen hatte. Seine Worte rührten sie tief in ihrem Innersten. "Ja... Ich vergebe dir. Und jetzt hör auf so herumzuschwurbeln. Das bist nicht du." Sie grinst, boxt ihn ein wenig und umarmt ihn dann innig. "Ich habe dich irgendwie vermisst..." "Ich dich auch."
Von da an half Quin ihr bei den Lichtschwertübungen. Er war ein guter Kämpfer, der auch einen anderen Stil hatte, als Kit Fisto. Und während Kelly ihre Ausbildung begann, kehrte Obi-Wan erfolgreich von seiner Mission zurück...
AN: Es tut mir leid, dass so lange nichts mehr kam. Mein Studium hat mir sehr viel abverlangt. Ich hoffe, euch gefällt dieses leider etwas kürzere Kapitel trotzdem. Dieses Buch ist nahezu abgeschlossen. Ich habe mir jetzt fest vorgenommen, häufiger zu updaten.
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How to become a Jedi
FanfictionAuch nach Kellys erfolgreicher Flucht ist ihr Kontakt zu der Republik nicht abgebrochen. Zufälle bringen sie und einen gewissen Jedi-Meister immer öfter zusammen, bis sie sich fragt, wem ihre Loyalität noch gilt: Sich selbst oder dem Jedi-Rat..? Die...