In den Nebel

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Am nächsten Morgen stand Kelly als Erste auf und verließ die Höhle. Strahlender Sonnenschein erwartete sie. Die Pflanzen ragten wieder prächtig und grün in die Höhe, nichts wies mehr darauf hin, dass all das bald wieder sterben würde. Kelly streckte sich und besah sich ihre Umgebung noch ein bisschen. In ihrem Kopf kreisten ihre Gedanken noch um den gestrigen Kuss. Es war ganz anders gewesen, als das letzte Mal. Warm, weich, friedlich. Nicht gehetzt und heimlich. Zufrieden schloss sie ihre Augen. Am Liebsten würde sie ihn wieder und wieder küssen... Schade, dass das wahrscheinlich niemals möglich sein würde. Immerhin war und blieb er ein Jedi. Sie verlangte auch nicht, dass er sich ihretwegen aufgab. Nein, lieber war sie unglücklich, als sein Leben zu ruinieren.
Schritte erklangen neben ihr und verleiteten Kelly dazu, ihre Augen zu öffnen. Ahsoka hatte die Höhle verlassen. "Guten Morgen," grüßte die Togruta sie fröhlich und lächelte sie an. "Wir müssen heute unbedingt Meister Skywalker finden." Die Kopfgeldjägerin gähnte verhalten. "Ach ja, da war ja was." "Bist du schon lange wach?" "Nein, aber lange genug, um mein Schiff zu vermissen." Der Verlust der Thunder passte ihr defintiv nicht. Hinter den Beiden kam jetzt auch Obi-Wan zum Vorschein. Das Sonnenlicht verlieh seinem rostroten Haar einen wahrlich wundervollen Glanz. Kelly zwang sich, ihren Blick abzuwenden. "Da wir vollständig sind... wollen wir aufbrechen?", fragte sie, während sie ihre beiden Blaster kontrollierte. Fehlfunktionen konnte sie derzeit nicht brauchen. "Natürlich. Wir können Anakin nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Wer weiß, was hier mit ihm passiert..." Also brachen sie auf. Da der Weg den Fels hinauf nach kurzer Zeit erneut recht schmal wurde, gingen die beiden Jedi voran. Aber etwas stimmte nicht. Etwas missfiel Kelly. Sie konnte nicht genau sagen, woran es lag, aber in ihrem Bauch machte sich ein mulmiges Gefühl breit. Immer wieder hob sie ihren Blick Richtung Himmel, als würden die Antworten einfach in der Luft schweben. Jedoch zeigte sich nach kurzer Zeit, dass ihre Sorge nicht unberechtigt war.
Ein jähes Kreischen zerriss die warme Luft, als zwei fliegende Kreaturen in der Ferne auftauchten. Eine von ihnen leuchtete cremefarben. Sie war groß und vierbeinig und ähnelte einem Greifen aus den mythologischen Sagen aus ihrer Kindheit. Die Andere war häßlich, grau und düster. Ihr Anblick bereitete Kelly Sorgen und noch mehr Bauchschmerzen. "Was ist das?", fragte Ahsoka verwirrt. Auch Obi-Wan hatte es jetzt bemerkt. "Das gefällt mir nicht. Ich glaube, die wollen zu uns!" Tatsächlich flogen die Kreaturen auf sie zu. "Schnell, weg hier!" Die drei begannen zu rennen, auch wenn der Weg gefährlicher und enger wurde. Doch sie waren zu langsam. Auf einer Ebene erreichten die geflügelten Wesen sie. Der leuchtende Greif schnarrte, streckte seine Vorderbeine, die mit glänzenden Klauen versehen waren, aus und packte den rothaarigen Jedi-Meister. Dieser wehrte sich nach Kräften. Kelly rannte zu ihm und versucht seine Arme zu befreien, aber das Wesen war zu stark. Es kreischte und stieß sich vom Boden ab. Immer höher stieg es in die Luft und riss Kelly dabei mit. Dann schüttelte es sich. Geistesgegenwärtig zündete sie ihre Raketenstiefel, damit sie nicht in ihren Tod stürzte. Sie bemerkte erst jetzt, dass das graue Tier Ahsoka in seinen Klauen hielt. Die Kopfgeldjägerin zog einen ihrer Blaster und schoss, zuerst auf den Greifen, doch als es diesen nicht zu stören schien auch auf den Grauen. Keine Reaktion. Also flog sie ihnen nach.
Unter ihr veränderte sich die Landschaft. Wiesen wechselten sich mit Mooren ab, Bäume mit Nebel und Dampf. Über einem dieser Sumpffelder sank Kelly plötzlich ab. Ihre Stiefel gaben ein Stottern von sich und versagten schließlich, noch während sie hektisch nach einem Landeplatz suchte, völlig den Dienst. Ihr Sinkflug wurde zu einem Absturz. Kelly schrie auf. Panik machte sich in ihr breit. Sie versuchte mehrfach, ihre Stiefel dazu zu bringen, wieder zu funktionieren, doch es half nichts. Sie stürzte unentwegt dem Boden entgegen. Äste zerkratzen ihr Gesicht, als sie durch eng stehende, halbtote Bäume fiel. Mit einem Arm blieb sie fast hängen. Der Aufprall auf dem sumpfigen Boden erwischte zuerst ihren Rücken und presste ihr die Luft aus den Lungen. Sie konnte sich nicht bewegen, nicht atmen. Ihr Körper brannte vor Schmerz. Die ganze Welt schien zu stehen, bis sie plötzlich nach Luft schnappte. Der kalte Atemzug zerriss fast ihre Lunge. Keuchend setzte sie sich auf und sah sich um. Wo war sie gelandet? Ihre Umgebung war trist. Ein paar aschgraue Bäume bildeten die hellsten Punkte hier. Der Boden war schlammig, schwarzbraun und stank nach Verwesung. Vorsichtig tastete Kelly sich nach gravierenden Verletzungen ab. Ihre Schulter tat weh, wahrscheinlich hatte sie sich diese beim Aufprall geprellt, und ihr Gesicht war voller blutiger Kratzer, aber sonst schien sie nicht allzu schlimm verletzt zu sein. Als sie sich aufrappelte, gab der Boden unter ihr nach und ihre Füße sanken etwa bis zu den Knöcheln im Morast ein. Folglich durfte sie nicht zu lange stehen bleiben. Aber wohin sollte sie gehen? Es gab keinen Weg, nur Sumpf und der Himmel war von Nebel versperrt. Überall war Nebel. Resigniert fuhr Kelly sich durch ihre Haare. Was sollte sie jetzt nur machen? Als sie ihre Augen schloss, um dem Pochen in ihrem Kopf etwas Ruhe zu gönnen, hörte sie ein Wispern. Sofort sah sie sich um, doch so schnell wie es gekommen war, verschwand es auch wieder. Sie musste hier weg... Die Kopfgeldjägerin kam zu dem Schluss, einfach loszulaufen. Vielleicht fand sie einen Berg oder einen Fluss, dem sie folgen konnte. Also brach sie auf.

How to become a JediWo Geschichten leben. Entdecke jetzt