Natürlich musste Anakin Skywalker früher oder später herausfinden, dass Kelly jetzt im Jedi-Tempel lebte. Begeistert war er nicht, aber er musste sich damit abfinden, immerhin stand nicht mehr nur Obi-Wan hinter ihr, sondern auch Quinlan Vos. Sie fühlte sich immer wohler in Gegenwart der richtigen Jedi, auch wenn sie etwas neidisch war, dass sie selbst ein kleiner Sonderling blieb. Zudem wollte sie endlich ihr Lichtschwert bauen. Der indigofarbene Kristall befand sich derzeit noch im Tempel. Jede Nacht dachte sie daran, wann sie ihn endlich nutzen könnte. Diese Träume verfolgten sie auch immer noch in der Thunder, denn sie wollte Celsa einfach nicht alleine lassen. Dafür war sie ihr zu wichtig.
Auch diesen Abend saß sie in ihrem Schlafzimmer und kuschelte mit ihrer besten Freundin. Sie bürstete liebevoll ihr Fell, welches sie in einer gesonderten Schublade sammelte. Während die beiden so da saßen, klopfte etwas oder jemand an der Ladeluke der Thunder. Kelly war durchaus überrascht, immerhin war es schon recht spät. Aber sie stand auf und öffnete. Vor dem Schiff stand Obi-Wan Kenobi. Er hatte weder Bart noch Haar zurück, wobei sein Kopf glänzte, als sei er poliert worden. Irgendwie sah er seltsam aus. "Hi," brachte sie gerade so hervor. "Du bist wieder da." "Ja, schon seit gestern, aber es gab so viel Papierkram zu erledigen... Jetzt habe ich endlich Zeit und möchte gerne eine zivilisierte Unterhaltung führen." Er lächelte sie charmant an. "Ich habe dir auch etwas mitgebracht." Kelly trat einen Schritt beiseite. "Komm rein. Ich habe gerade mein Mädchen gebürstet. Sie freut sich bestimmt auch, dich zu sehen." Dankbar nickte er und folgte ihr in das Innere des Schiffes. Sie spürte, dass er etwas nervös war. Entweder das oder aufgeregt, so genau konnte sie das noch nicht unterscheiden. Vorsichtig streckte sie ihre jungen Machtfühler aus, um ihn genauer zu ertasten. Dafür musste sie sich sehr konzentrieren und nahm so kaum wahr, dass Obi-Wan in ihrem Schlafzimmer stehen blieb, um sie amüsiert zu betrachten. "Kelly. Lass mich dir helfen. So wird das nichts." Er griff nach ihrer Hand, zog sie neben sich und schloss die Augen. Mit einem Mal wurde sie fast überwältigt von der Kraft, die sie durchschoss. Um sie herum wurde es angenehm warm. Ihre Wahrnehmung veränderte sich rapide. Der Jedi vor ihr schien in mehreren Farben zu leuchten. Jetzt konnte sie auch seinen Herzschlag sehen, der hellblau vor ihr schimmerte. Um ihn herum mischten sich verschiedene Abstufungen von violett und sanfte Blautöne in bunten Wirbeln. Nun nahm sie auch wahr, dass er aufgeregt war. "Siehst du? So ist es besser," sagte er und lächelte. "Zu deinem Mitbringsel..." Obi-Wan öffnete eine Tasche an seinem Gürtel und holte den kleinen Kyberkristall heraus. "Ich habe ihn für dich aufbewahrt. Wenn du soweit bist, können wir dir ein Lichtschwert bauen." "Wenn ich soweit bin?" Kelly war enttäuscht. "Das heißt ich bekomme noch keins?" "Nein. Natürlich nicht. Keiner von uns hat von Anfang an so eine Waffe. Wir haben sie uns alle verdient. Als Jüngling übst du mit Sicherheitsschwertern und sobald du ein Padawan wirst, reist du mit anderen los, um dir einen Kristall zu verdienen." Einen Moment lang kehrte Stille ein. Obi-Wan schien in Gedanken zu versinken. "Ich kann mich noch genau daran erinnern," sagte er schließlich. Seine Stimme war schwer von Melancholie. "Solche Reisen vergisst du nicht, auch wenn du nicht kämpfst." So süß er auch aussehen konnte, Kelly war einfach nur genervt. Sie schnaubte unzufrieden und stand auf. "Ja, ja. Ich habe verstanden. Aber ich habe doch nen verdammten Kristall! Warum kann ich dann kein Lichtschwert haben?"
Du bist noch nicht so weit!
Obi-Wan zuckte zusammen. Anscheinend hatte er die Stimme auch gehört. Er sah sich in dem kleinen Schlafzimmer um, als hätte plötzlich dort jemand auftauchen können. Sein Blick fiel schließlich auf Celsa, die inzwischen neben dem Bett tief und fest schlief. Die Kopfheldjägerin verschränkte trotzig ihre Arme vor der Brust. Ihr gefiel es nicht, etwas nicht zu verstehen und die aktuelle Situation ärgerte sie sehr. "Kelly..." Sowie Obi-Wan wieder zu sprechen begann, bemerkte sie gleich, dass etwas nicht in Ordnung war. "Es tut mir leid. Für dich muss das frustrierend sein. Diese neue Umgebung, neue Regeln, Dinge, die du noch nicht kannst und noch nicht bereit bist zu können. Aber bitte, vertrau mir. Du wirst es noch Verstehen. Das verspreche ich dir." In seinen pfauenblauen Augen glitzerten Tränen. "Wer war das?", fragte sie ihn leise. Die Stimme musste noch mehr zu ihm gesagt haben, als sie es zu ihr getan hatte. "Mein alter Meister." Der Jedi zögerte. "Sein Name war Qui-Gon Jinn." "War? Ist er tot?" Er nickte. "Er starb vor etwa zehn Jahren auf Naboo." Ein unangenehmes Gefühl überkam Kelly. Sie setzte sich neben ihn, berührte vorsichtig seine Hand und beschloss dann, ihn in den Arm zu nehmen. "Das tut mir leid." "Es ist in Ordnung. So ist das Leben der Jedi. Wir leben, um den Frieden zu verteidigen, auch wenn wir uns dafür opfern müssen." Liebevoll streichelte sie seine Wange, die sich ohne Bart immer noch seltsam nackt anfühlte. "Ich möchte nicht taktlos sein, aber wenn er tot ist, wie kann er dann zu uns gesprochen haben?" Auch wenn Kelly es nicht sah, so huschte ein Lächeln über die Lippen des einst rothaarigen Jedi. "Die Macht findet ihren Weg, meine Liebe. Das tut sie immer." Auch wenn sie es niemals zugegeben hätte, wollte sie ihn gar nicht mehr loslassen, doch natürlich musste sie es tun. "Erzähl mir von ihm," sagte Kelly und machte es sich auf ihrem Bett gemütlich. Sie war neugierig geworden, immerhin wusste sie noch erstaunlich wenig von seiner Vergangenheit. Obi-Wan schien einen Moment lang zu zögern, legte sich dann jedoch zu ihr.
"Nun, er war sehr eigensinnig. Es gab häufiger Konflikte zwischen ihm und dem Rat und auch zwischen uns. Insbesondere am Anfang. Ich mag Regeln, ich bin der Auffassung, dass sie nicht ohne Grund existieren und wir uns auch an sie halten sollten. Qui-Gon... eher nicht. Er verdrehte sie gerne oder ignorierte sie grundsätzlich. Er war immer sehr spontan, aber er hat mich immer gelobt und mir immer gut zugesprochen. Sein Tod war für mich sehr schmerzhaft, aber ich habe gelernt damit umzugehen." Seine letzten Worte klangen ein wenig melancholisch, also beschloss Kelly schnell, ihn abzulenken. "Wenn du sagst, dass er gerne die Regeln verdreht oder ignoriert hat, wie weit ist er gegangen?" Über diese Frage schien der eigentlich rothaarige Jedi einen Augenblick lang nachdenken zu müssen. "Ich glaube meine Antwort wird diese Geiselnahme sein. Damals waren wir auf Teth, um eine Handelsroute zu überprüfen. Mein Meister war sehr übermütig und nahm einen der Anführer als Geisel, was eigentlich wirklich nicht die Art der Jedi ist." Sie musste ein wenig grinsen und fragte dann: "Wie ist es ausgegangen?" Jetzt errötete Obi-Wan. "Nun, ich war immerhin noch ein Padawan. Also wurde ich auch als Geisel gefangen genommen. Das war... etwas peinlich." Kelly begann zu lachen und es dauerte nicht lange, da tat er es ihr gleich. Sie stellte sich die Szenerie bildlich vor, was ihr noch mehr Spaß bereitete, also lachte sie, bis ihr der Bauch weh tat. Als sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte, drehte sie sich zu ihm, um ihn noch einmal zu betrachten. Er lag auf dem Rücken. Seine Roben waren erstaunlich sauber, wahrscheinlich hatte er sich noch einmal umgezogen, bevor er zu ihr gekommen war. Der Blick seiner pfauenblauen Augen war gedankenverloren an die Decke gerichtet, so als stünde dort die Antwort auf alle Fragen des Universums. "Obi-Wan?" Sie sprach seinen Namen vorsichtig aus, er könnte ihr ja noch auf den Lippen zerbrechen. Sobald er sie ansah, fuhr sie fort. "Ich liebe dich. Ich hoffe, das weißt du." "Ja, das weiß ich. Aber ich habe dir, soweit ich mich richtig erinnere, auch erklärt, dass mir Beziehungen durch den Jedi-Kodex untersagt sind." "Meine Fresse..." Kelly zog seinen Kopf zu sich und küsste ihn liebevoll. Erleichtert spürte sie, wie er sich entspannte. Auch wenn er es noch nicht zugeben konnte, war sie sich sicher, er erwiderte ihre Gefühle.
Spoiler-Warnung
Anmerkung: Dieses Kapitel ist etwas kürzer, was allerdings beabsichtigt ist. Das Kommende wird in Abgründe eintauchen, die vielleicht nicht jeder lesen möchte. Daher habe ich mich dazu entschieden, hier einen cut zu machen. Vielen Dank für eure Geduld und eure Kommentare. Bis bald. :D
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How to become a Jedi
FanfictionAuch nach Kellys erfolgreicher Flucht ist ihr Kontakt zu der Republik nicht abgebrochen. Zufälle bringen sie und einen gewissen Jedi-Meister immer öfter zusammen, bis sie sich fragt, wem ihre Loyalität noch gilt: Sich selbst oder dem Jedi-Rat..? Die...