Kapitel 19

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Gedanken verloren Rolle ich meinen Stift auf dem Tisch hin und her. Dass ich Herr Red, gestern in der Cafeteria, hab stehen lassen, fühlt sich immer mehr nach einem großen Fehlern an.
Dazu kommt noch dass wir bereits in der nächsten Stunde tanzen haben.

Ich frage mich ob er auch über mich nachdenkt.
Aber vor allem wie er sich nachher verhalten wird. Vor lauter Gedanken merke ich gar nicht das mein Stift runter fällt, bis ich von Tony angetippt werde und er mir den Stift hin hält.

Im ersten Moment verstehe ich gar nicht was er von mir möchte.
"Hast du die Nacht nicht so gut geschlafen?"
Fragt Tony mich, immer noch mit dem Stift in der Hand.
"Was?" Frage ich, obwohl ich ihn eigentlich verstanden hab.
"Du siehst etwas fertig aus." Sagt Tony.
"Achso, ich war einfach etwas in Gedanken versunken." Erkläre ich mich.
Jetzt schaut Tony mich interessiert an,
"So? Worüber denkst du denn so nach?"
fragt er und rückt etwas näher.

Toll was sag ich ihm jetzt. Ich kann ihm wohl kaum sagen dass ich an Herr Red gedacht hab.

"Was wir wohl nachher in der Tanzstunde machen" sage ich, schließlich ist das ja nichtmal richtig gelogen.
Dann setze ich mich aufrecht hin und versuche offensichtlich wieder am Unterricht teil zu nehmen.

"Vermutlich tanzen" murmelt Tony noch schmunzelnd in sich rein und ich muss auch etwas lächeln.
Das ist einer der Witze, die so schlecht sind dass sie wieder gut sind und gerade in sowas war Tony ein Profi, was mich schon öfters aufgemuntert hatte.

Nach der Stunde laufe ich mit ein paar anderen Runter zur Aula als uns einer der Jungs aus dem Tanzkurs entgegen kommt,
"Wir haben heute nicht in der Aula." Sagt er und läuft weiter.
Etwas irritiert laufen wir ihm einfach hinterher ohne zu fragen wo er hingeht.
Die anderen wirken auch als wüssten sie bereits was das neue Ziel ist.

Ein paar Minuten später stehen wir vor einer großen, schweren Doppeltür aus Metall.
"Kennst du schon unseren Sportraum?"
Fragt mich eins der Mädchen.
"Das Gym." Sage ich nickend und sie beginnt zu lachen. Dann berichtigt sie mich,
"Nein dummerle, das Gym ist das Gym und hier haben wir eine Art kleine Turnhalle."

Auf diesem Schiff gibt es auch wirklich alles denke ich und tatsächlich ist hinter der Tür eine kleine Halle die man auch als Turnhalle erkennen würde. Von der Decke hängen Seile und Ringe zum klettern und turnen und an einer Wand sind zwei Sprossenwände. Sonst ist die Halle im Moment sehr leer, logisch wir brauchen den Platz ja auch.
Im Moment wunderte ich mich nur wieso wir hier nie Sport hatten.

Also frage ich Caro danach, welche mir dann erklärt dass die Lehrer aufgrund der schlechte Durchlüftung eher ungern in den Raum gehen.

"Haben alle her gefunden? Dann können wir ja direkt anfangen." Ertönt Herr Reds Stimme.
Er klingt heute viel entspannter und freundlicher als sonst.
Irgendwie weiß ich noch nicht was ich davon halten soll, ich dachte eher dass er mies drauf wäre weil ich ihn hab stehen lassen.
...
Mittlerweile hat er bereits drei Tänze vorgezeigt und noch nicht einen davon mit mir.
So langsam werde ich stutzig, ist er vielleicht so sauer dass er mich jetzt ignoriert?
Er erklärt grad ein paar neue Schritte, was meine Chance ist ihn etwas zu fragen, um meine Theorie zu überprüfen.

"Was war der dritte Schritt nochmal?"
Frage ich also, obwohl ich mich noch gut erinnere.
"Mit dem rechten Fuß nach hinten."
Antwortet er ruhig und mit kaum einer Regung in seiner Mimik.
Jetzt bin ich noch verwirrter.
Wieso ist er auf einmal so anders, was ist von gestern zu heute passiert?

Schließlich ist die Tanzstunde vorbei und er verabschiedet alle. Ich bin grad dabei mit den anderen nach draußen zu gehen als er noch ruft, "Anastasia? Kommst du bitte nochmal rein."
Sofort drehe ich mich um und kaufe schnell zurück in den Raum.
Ich will ihn zur Rede stellen. Auch wenn ich noch nicht so richtig weiß was ich sagen soll, denn prinzipiell ist es ja nicht schlimm entspannt zu sein.

Kurz vor ihm bleibe ich stehen und setzte zum sprechen an. Doch bevor ich etwas sagen kann zieht er mich schon an der Krawatte meiner Schuluniform zu sich ran und küsst mich.
Für einen Moment setzten alle meine Gedanken aus.
Ich konnte noch gar nicht richtig verarbeiten was grad passiert ist da nimmt er mir schon die Krawatte ab und drückt mich gegen die Sprossenwand. Keine Sekunde später finde ich meine Hände, mit der Krawatte, über meinem Kopf an der Sprossenwand festgebunden wieder.

I'm sorry sirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt