4. Das Gefängnis

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Seit der letzten Stunde Psychologie waren geschlagene 2 Monate vergangen.
Cheryl hatte die Idee mit dem Jugendzentrum über Bord geworfen und stattdessen bei meiner Mutter im Seniorenheim zugesagt. Ich freute mich wahnsinnig, weil die beiden sich super verstehen und Cheryl vielleicht komplett von den Drogen wegkommen könnte. Ich selber habe natürlich noch keine Zusage..

Ich war einfach zu wählerisch. Erst wollte ich den Praktikumsplatz bei meiner Mutter im Heim, aber mit den Senioren ist mir das einfach nicht spannend genug. Zum Glück hatte sich meine besten Freundin da bereit erklärt einzuspringen. Außerdem hatte ich noch die Idee im Freizeitpark am Pier, In einer richtigen Psychiatrie oder im Jugendheim. Überall überlegte ich es mir kurzfristig anders.
Nun saß ich bei uns in der Küche an meinem Mac Book, um zu recherchieren.
verträumt starrte ich auf unsere Küchenschränke. Wir hatten eine moderne Wohnung. Unsere Küche ist in hochglanz weiß lackiert und unsere Arbeitsfläche in einem Anthrazitfarbenen Marmor. Dazu ein 180cm langer Tisch in einem dunkelgrauen Holz.
Meine letzten Suchergebnisse waren Kinderheime in der Umgebung, aber wieder bin ich mir nicht sicher. Ist das überhaupt gewagt? Kann man da was erleben? Ich denke eher nicht. Meine Mama hatte auch schon aufgegeben mir Ratschläge zu geben. Cheryl meinte, dass ich mir einfach was von Mr. Owens zuteilen lassen soll.
Noch immer versunken in meinen Gedanken, bekam ich fast gar nicht mit, wie die Haustüre aufgeschlossen wurde. Kurz zuckte ich zusammen und drehte mich zum Flur. Meine Mama kam mit 2 Einkaufstüten und irgendeinem Magazin in der Armbeuge in die Küche. „Hallo Schatz, hat sich schon was ergeben? Oder hast du dich noch immer nicht entschieden." Während sie sprach, räumte sie die Tüten aus und legte das Magazin auf den Tisch. „Noch immer nichts, wenn ich heute nichts mehr finde, gebe ich auf! Dann soll mir Mr. Owens etwas zuteilen." Als alles fertig eingeräumt war, schaute meine Mutter mich nachdenklich an. „Hm..wir finden schon was tolles für dich! Ich hab ein Magazin mit allen Einrichtungen, die für Psychologische Zwecke gebraucht werden." Sie schnappte sich die Zeitschrift und blätterte wild darin rum.
Meine Mutter war eine sehr schöne Frau. Man sah ihr die 43 Jahre wirklich nicht an. Heute trug sie eine beigte Seidenstoffhose und ein weißen top mit spitze, was vorne etwas in die Hose gesteckt wurde. Dazu trug sie ihre blonden Haare zu einem strengen Dutt. Sie könnte vom Stil her eigentlich auch im Büro arbeiten. Da sie im Altenheim Arbeitskleidung trägt, weiß ich gar nicht, wieso sie sich immer so schick macht. „Dann lies mal vor, was die Zeitschrift so zu bieten hat!" Ob dort wirklich noch etwas steht, was ich nicht schon durchdacht hatte?

„Also hier stehen alle möglichen Kinder- und Jugendeinrichtungen, Psychiatrische Anstalten und sogar Tierheime. Oh schau, was hältst du vom Krankenhaus? Hier im Boston Medical Center! Die suchen bestimmt oft Praktikanten." Ein Krankenhaus.. ich bin unentschlossen. Wieso eigentlich nicht?
„Klingt gut und ist groß genug, um etwas zu erleben." Vielleicht arbeitet dort ein paar heiße Ärzte, wie bei Grey's Anatomy?
„Schreib einfach mal eine Email und frag nach einem Platz. Ich bin mir sicher, dass du schnell eine Rückmeldung erhältst." Sie verschwand ins Badezimmer und ich schrieb die Email und schickte sie danach ab.
Ich bin zwar nicht vollkommen zufrieden, aber man kann ja nicht alles haben. Hektisch klappte ich meinen Laptop zu und wollte in mein Zimmer verschwinden, als mir das Magazin ins Auge fiel. Hmm vielleicht sollte ich auch mal reinschauen. Eventuell finde ich noch etwas spannenderes, als meine Mum.
Bevor ich es mir anders überlegen konnte, schnappte ich mir die Zeitschrift und ging in mein Zimmer. Meinen Mac Book legte ich auf den Schreibtisch und mit dem Magazin legte ich mich aufs Bett.

Die ersten 10 Seiten beinhalteten tatsächlich nur die ganzen Sozialen Einrichtungen aus Boston. Die nächsten 5 Seiten waren dann die Tierheime und Zoo's und die nächsten Artikel bis Seite 22 sogar von den anonymen Alkoholikern und Entzugskliniken. Klingt spannend, aber mit Rauchmitteln will ich einfach keinen näheren Kontakt, da reicht mit meine beste Freundin schon. Bleiben nur noch Artikel bis Seite 25.

Psychologische Berichte aus Gefängnissen!
Woah halt! Das musste ich mir näher ansehen.
Es werden Psychologische Gutachten in Gefängnissen erstellt, damit die Häftlinge eingestuft und ggfs. behandelt werden können.

Ich hatte jetzt schon Gänsehaut nur von den Fotos. Hier in Boston gibt es auch ein Gefängnis, ob man da ein Praktikum machen darf? Was denke ich denn da? Dort sind gefährliche Männer, die wahrscheinlich nur darauf warteten, dass so eine Unschuld vom Lande vorbeikommen würde.
Das alles erinnerte mich an den Frühstücksmorgen mit meiner Mutter nach dem langen Wochenende, wo wir Freitags schon frei hatten. Sie las einen Zeitungsartikel über unschuldige Häftlinge. Ob die Idee zu verrückt war? Mein ganzer Körper fing an zu kribbeln vor Aufregung! Wenn das klappte, würde ich auf jeden Fall etwas erleben.

„Mamaaaa! Ich hab eine Einrichtung gefunden! Ich bin überzeugt, dass es eine große Chance wäre, eine sehr gute Note für mein Praktikum zu bekommen!" Da würde ja nichts passieren, ich säße bestimmt die ganzen 3 Wochen bei dem Direktor rum und dürfte vielleicht eine alte Akte Dokumentieren.
Das wäre umso besser! Ich wäre in unmittelbarer Nähe von den Häftlingen, ohne Kontakt oder Gefahr. Ich würde trotzdem etwas erleben. Es wäre bestimmt super spannend im Gefängnis! Wenn ich das Cheryl mitteilte, würde sie ausflippen.
Meine Mutter kam ins Zimmer und setzte sich an mein fußende. „Was hast du denn gefunden?" Ich zeigte ihr den Artikel und sah, wie ihr das sanfte Lächeln aus dem Gesicht fiel. Sie riss mir die Zeitung aus der Hand und schaute sich den Artikel genauer an. Langsam fing sie an den Kopf zu schütteln, ehe sie die Zeitschrift weglegte. „Schatz, ist das nicht etwas zu viel Wagnis? Verstehe ich das richtig? Du möchtest dein Praktikum im Gefängnis absolvieren? Da sind richtig böse Menschen, das ist kein Spaß mehr!" Sie schaute mir gespannt ins Gesicht und wartete auf meine Antwort. „Ja ich weiß, aber ich will mal etwas spannendes erleben. Ich will auch mal etwas cooles erzählen können und ich will endlich nicht mehr das schüchterne Mädchen sein.

Vielleicht ändert sich das alles, wenn ich mich etwas traue und über meinen Schatten springe. Klar weiß ich, dass dort schlimme Menschen sind, aber die sind eingesperrt. Also habe ich sowieso nichts mit denen zu tun." Ich schaute sie aufmunternd an und hoffte, dass sie es mir erlaubte. „Bittteee! Es ist ja nur für 3 Wochen und es ist ja nicht so, als wenn ich dort auf Entdeckungsreise gehen würde!"
Meine Mutter schaute mich argwöhnisch an und hob nach meinen Worten eine Augenbraue. „Ich vertraue dir Ella, ich hoffe du bist dir sicher. Dort sind nicht nur schlimme Menschen sondern Männer, die viel älter sind als du! Von mir aus, mach deine Erfahrungen. Abrechnen kannst du ja immer, falls es dir doch nicht gefällt.
Erstmal müssen wir schauen, ob du das überhaupt mit 17 Jahren machen darfst."

„Ich werde in 2 Monaten 18, also denke ich nicht, dass da jetzt gravierende Hindernisse eintreten werden." Ich lächelte sie süßlich an und machte innerlich Luftsprünge.
Sie verließ mein Zimmer, um Essen zu kochen.
Sofort schnappte ich mir mein Handy und schrieb eine Nachricht an Cheryl

Ich:
Omg du glaubst nicht, wer sich endlich für eine Praktikumsstelle entschieden hat! Ich habe vor, im Gefängnis zu arbeiten!!!! 😍😍😍😍😍

Cherryberry:
Hey süße! Ist das dein Ernst?
Darauf wäre ich niemals gekommen.
Bist du dir sicher, dass du das willst?
Da ist es bestimmt voll ungemütlich!
Aber vielleicht hast du Glück und da sind ein paar heiße Knackis! 🤤😋😍

Ich:
Ihgitt, die sind doch alle viel zu alt und bestimmt unattraktiv! 😖
Außerdem sind die alle gefährlich Cheryl. Da komme ich lieber keinem zu nahe! 😰⛓

Cherryberry:
Du kleine Spießerin wirst schon sehen!
Nur weil man verhaftet wurde, heißt es ja nicht, dass man gleich unattraktiv ist. Ich freue mich jedenfalls für dich!❤️

Ich:
Danke Cherry, ich versuche da jetzt mal anzurufen! Wünsch mir Glück, wir sehen uns am Montag vor der Schule.
🍀 😘

Cherryberry:
Wünsche ich dir! 💋❤️

Leider hatte ich nur die Gefängnis Zentrale erreicht. Die Dame an der anderen Leitung sagte, dass sie mein Anliegen an den Direktor weiterleitet und auf einen Rückruf warten soll.

Und was haltet ihr bisher von meiner Geschichte?
Ich bin sehr gespannt, auf eure Kommentare. Würdet ihr ein Praktikum im Gefängnis machen?

Eure Linda 🖤

Snake - Das PraktikumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt