Notdürftig raffte ich meine Gewänder auf Höhe meines Oberschenkels und knotete mir den Stoff um die Hüften.
Die Kleider die Frauen bei mir zu Hause getragen hatten waren kürzer gewesen und besonders vor langen Ritten zog man oft Hosen darunter, aber jetzt musste es so gehen.
Ich nahm die Zügel in die Hand und schwang mich auf den Pferderücken.
Rondra und Ail sahen mir gebannt zu.Das Pferd war leicht aber kräftig gebaut und größer als die Pferde die meine Familie besessen hatte. Sicher war es von edler Abstammung.
Ich trieb den Schimmel an und ritt in schnellen Schritt vor den Stallungen auf und ab.
Ail winkte mich zurück und wies mit der Hand auf die Koppel. ,,Nicht über die Kieswege, später bleibt es nämlich an mir hängen, Wiol die Steinchen aus den Hufen zu kratzen. Reite auf der Koppel."
Belustigt schüttelte ich den Kopf und ritt in leichtem Trab zur Koppel. Rondra und Ail liefen mit und öffneten mir das Tor.
Meine nackten Beine lagen rutschig am Fell des Pferdes, doch ich hielt mich mit den Knien fest und richtete meinen Oberkörper auf. Erst blieb ich im leichten Trab, wechselte einmal die Hand und dann lenkte ich ihn in den Gallopp. Er galloppierte sofort an, nachdem ich mein äußeres Bein nach hinten legte und mit dem anderen nur ganz leichten Druck ausgeübt hatte.
Das eine Pferd was wir Zuhause gehabt hatten brauchte immer viel Überredung um in schnellere Gangarten zu wechseln. Es war allerdings auch schon älter gewesen. Die Soldaten hatten unsere Pferde ebenfalls mitgenommen, sicher war es jetzt verkauft oder geschlachtet.
Ich schnalzte mit der Zunge und Wiol zog das Tempo an. Der Wind peitschte mir ins Gesicht, die Umgebung flog in grünbunten Schlieren an mir vorbei. Mein Körper bewegte sich im Takt der Galloppsprünge und einen Moment lang fühlte ich mich so gut, wie schon lange nicht mehr. Wiol griff leicht und federnd. Dadurch, dass er noch recht jung schien, waren seine feinen Gänge und seine perfekte Balance umso bemerkenswerter. Es war eine Lust ihn zu reiten.
Bestimmt fünfmal galloppierte ich über die gesamte Länge der Koppel, wechselte die Richtung und tat dasselbe noch einmal. Schließlich parierte ich wieder in den Trab. Der Übergang erfolgte sofort und wunderbar fließend. Dieses Pferd hatte wirklich ausgesprochen runde, saubere Gangarten. Wer auch immer es ausgebildet hatte, verstand sein Handwerk.
Ein wenig bedauernd ritt ich zum Zaun hinter dem Rondra und Ail warteten und mir zugesehen hatten. Gerne wäre ich noch weiter galloppiert.
,,Das war unglaublich!" Rief meine kleine Herrin und hüpfte auf und ab, so dass ihr ganzer Schmuck rasselte und schepperte.
Die Pferde meiner Familie hätten sicher kurz gescheut, doch Wiol war von der Stadt durchaus an lautere Geräusche gewöhnt worden.
Ich machte mich schwer, lehnte mich leicht zurück und der Hengst hielt an. Lobend klopfte ich ihm den Hals.
,,Es war nicht schlecht, man erkannte das du Reiten konntest." Gab Ail wiederwillig zu. Seine Stimme klang enttäuscht, sicher hatte er gehofft das ich mich blamierte.
Ronda kam angelaufen und strich Wiol über den Kopf. ,,Das hat so toll ausgesehen. Macht es Spaß?" Fragte sie leise ohne zu mir hoch zu sehen.
,,Sicher. Würdest du gerne mal reiten wollen?"
,,Gewiss! Und ich verstehe nicht warum ich das nicht darf. Kailan reitet ständig und Vater selber doch auch!"
Ich zögerte nur einen Moment bevor ich Ail zu uns rief. ,,Du musst Ronda hoch heben und sie vor mich auf das Pferd setzen."
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Tialda
Historical FictionDas junge Mädchen Tialda wird als Sklavin genommen, als die Dunja ihre Provinz erobern. Durch einige Umwege landet sie schließlich in dem Haushalt einer reichen Familie, wo nichts so ist wie es scheint... Gründe es zu lesen: Es gibt altmodische Spra...