Das junge Mädchen Tialda wird als Sklavin genommen, als die Dunja ihre Provinz erobern. Durch einige Umwege landet sie schließlich in dem Haushalt einer reichen Familie, wo nichts so ist wie es scheint...
Gründe es zu lesen: Es gibt altmodische Spra...
,,Kailan, kommst du?" Ich warf einen Blick über die Schulter. Die frühe Morgensonne schien. Die Pferde standen bereit, Ulato schlief friedlich in meinen Armen. Liebevoll betrachtete ich das kleine Gesicht meines einjährigen Sohnes. Seine Haut war eine Spur dunkler als meine, aber ansonsten war er mir wie aus dem Gesicht geschnitten. Auch meine leicht gewellten, dunkelbrauen Haare hatte er geerbt. Nur seine Augen waren schwarz und nicht grün, ein Merkmal seines Vaters.
Kailan trat aus der Tür und eilte zu mir, Malita an der Hand. ,,Entschuldigung. Ich wollte dich nicht warten lassen." Kurz umarmte er mich von hinten und gab mir einen Kuss auf die Wange. ,,Vater hat seine Sandalen nicht gefunden." Krähte Malita und kicherte schadenfroh. ,,Wie auch? Sie hatte sie versteckt." Rief Kailan, gespielt entrüstet. Ich kicherte. ,,Wo denn diesmal, Malita?" ,,Sag ich nicht." Sie kicherte und versteckte sich hinter ihrem Vater.
Kailan hob sie kurzerhand hoch, obwohl sie mit ihren vier Jahren gar nicht mal mehr so leicht war und ging mit ihr zum Pferdewagen. Ich kletterte ebenfalls hinein, meinen Sohn in den Armen haltend. Es wurde wirklich Zeit, dass wir loskamen.
Erst hatten wir vorgehabt zu reiten, doch mit den Kindern hätte sich das schwierig gestaltet, deswegen hatten wir die Kutsche vorbereiten lassen. Auf uns wartete ein langer Weg, bis zur Grenze an die ehemaligen Provinzen der Leweinit. Dort würden uns Rondra und Tallis empfangen und uns den restlichen Weg zu ihrem Zuhause zeigen. Wir wussten nicht wie weit im Landesinneren sie uns führen würden und schon bis zur Grenze brauchte man mit der Kutsche fast einen Tag.
Vier Jahre etwa, war es her, dass Tallis beschlossen hatte in unsere ursprüngliche Heimat zurückzuziehen, auch wenn sie jetzt von den Dunja regiert wurde. Und Rondra hatte kurzerhand beschlossen mitzukommen, ehe ihr Vater Gelegenheit fand sie zu verheirateten. Kailan hatte diese Entscheidung gutgeheißen, laut ihm sah sein Vater in Rondra nur das Gesicht einer Toten. Deswegen zwang er ihr auf, den ganzen Schmuck zu tragen, obwohl sie das eigentlich nur störte. Er wollte sie ihrer Mutter ähnlicher machen, als sie eigentlich war.
Zwischen Rondra und Tallis bestand eine enge Bindung, auch wenn niemand genau sagen konnte, ob es Freundschaft oder doch etwas anderes war. Ihre Briefe, die Kailan mir vorgelesen hatte, hatten nichts davon verraten.
Ulato schlief friedlich über den Lärm der Straßen von Dun hinweg. Es herrschte riesiges Getümmel und wir kamen nur im Schritttempo voran. Malita saß eng eingeklemmt zwischen mir und Kailan, mit großen, grünen Augen das Gedränge beobachtend. Immerfort plagte sie ihren Vater mit Fragen, der ihr geduldig antwortete. Ihre glatten, schwarzen Haare reichten ihr schon fast bis zu den Schultern. Bis sie zehn wurde durfte sie sie noch offen tragen, danach würde es Zeit werden sie ihr zu flechten.
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,,Warum schaust du mich an, Mutter?" Fragte Malita und legte den Kopf schief. ,,Ich dachte nur grade wie lang deine Haare schon sind und gewachsen bist du auch noch. Die Zeit vergeht so schnell." ,,Führwahr." Sagte Kailan und nahm meine Hand. ,,Haben wir nicht erst gestern geheiratet? Wo kommen auf einmal diese Kinder her? Und warum sind sie schon so groß?" Ich lachte. ,,Ich weiß es nicht."
Lächelnd sah ich wieder dem Getümmel auf den Straßen zu. Ich hatte mich richtig entschieden, damals. Nämlich für Kailan und für meine Liebe zu ihm. Seinen Vater dazu zu bringen der Heirat zuzustimmen war nicht einfach gewesen. Obwohl Kailan davon überzeugt wäre, es wäre seinem Vater egal wen er heiratete, so war er von einer Sklavin als Schwiegertochter nicht begeistert. Kurzerhand hatte Kailan mir einen Beutel Geld in die Hand gedrückt, so dass ich mich von meinem damaligen Herrn freikaufen konnte, was ich auch tat. Nun, da ich frei war, stand einer Hochzeit nichts mehr im Wege, fanden ich und Kailan. Schließlich gab auch sein Vater nach und wir heirateten, zogen in ein Haus und bekamen unsere zwei Kinder.
Tallis und Rondra machten sich bald auf den Weg, nahmen zwei der Pferde mit und ließen meinen Schwiegervater und Schotiji alleine in dem großen Haus voller Erinnerungen zurück. Nur die Wächter und Salimm arbeiteten noch dort. Ail war es längst gelungen sich freizukaufen. Einige Male hatten Kailan und ich versucht dem Herrn anzuvertrauen, dass er Schotiji besser verkaufen sollte, doch er hatte uns beide als verrückt bezeichnet. Schließlich war Schotiji schon seit Ewigkeiten in seinem Haus angestellt und keine Arbeitskraft hatte Erfahrung und Geschick wie sie.
Also überließen wir es ihm, eines Tages herauszufinden, was Schotiji für ihn empfand. Villeicht beschloss er dann ja, dass es doch keine gute Idee wäre, weiterhin mit ihr unter einem Dach zu leben.
Ich betrachtete Kailans Profil, schön wie ein Traum sah er aus. Dieser Besuch würde für ihn kein einfacher werden, er hatte viele Dinge mit seiner Halbschwester zu bereden, die ihm vorher noch nie über die Lippen gedrungen waren. Trotzdem freute ich mich ungemein auf meinen Bruder und meine ehemalige kleine Herrin.
Die Sonne fiel auf Kailans Gesicht, als hätte er meinen Blick bemerkt, drehte er sich zu mir und lächelte. Ich drückte seine Hand.
Ja, ich hatte mich richtig entschieden.
Danke fürs lesen:) Morgen oder sonst wann kommt noch ein Nachwort.