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Mit laut pochendem Herzen und einem nervösen Flattern im Bauch betrete ich den großen Raum. Und ich bin augenblicklich überwältigt von dessen Pracht.


Meine anfängliche Aufregung weicht sofort völligem Staunen. Während ich versuche, alle Eindrücke aufzunehmen, die gleichzeitig auf meine Sinne einstürmen.

Etliche Männer sowie Frauen, die in edle Gewänder in allen Farben des Regenbogens gekleidet sind, stehen in Gruppen zusammen und unterhalten sich, sodass ein stetiges Stimmengewirr durch die Luft schwirrt.

Am Rande des Geschehens halten sich einige Männer in schlichterer Kleidung auf. Sie halten silberne Tabletts oder Glaskaraffen in den Händen. Vereinzelt laufen einige von ihnen durch den Saal und schenken den edel gekleideten Personen etwas aus der Glaskaraffe in deren Becher ein oder bieten ihnen die Waren auf ihren Tabletts an.

Meine Augen wandern weiter und schweifen über die Wände.

Von der Decke bis zum Boden ergießen sich mehrere graue Wandteppiche, welche mit Goldstickereien verziert sind. Zwischen ihnen blitzt die graue Steinwand hervor.

Ich drehe meinen Kopf in die andere Richtung und nehme eine Sitzecke im hinteren Teil des Raumes in Augenschein.

Dort steht eine Chaiselongue aus dunklem Holz, welche mit grauem Samt überzogen ist. Darauf befinden sich einige Kissen in unterschiedlichen Grautönen.

Daneben steht auf jeder Seite ein Holzstuhl mit demselben Samtbezug.

Die Sitzmöbel umschließen einen dunklen Holztisch mit kunstvoll geschnitzten Beinen. Am meisten fasziniert mich jedoch die Glasvase, welche sich auf dem Tisch befindet.

Aus deren Mitte scheint ein Zweig wie aus dem Nichts empor zu wachsen. Dessen feine Verästelungen mit Frost und klaren Glitzersteinen überzogen sind.

Der Anblick nimmt mich derart gefangen, sodass es ein wenig dauert, bis ich bemerke, wie das Stimmengewirr langsam verstummt und Stille einkehrt.

Beunruhigt stelle ich fest, dass nun alle Augenpaare auf mich gerichtet sind. Womit auch meine anfängliche Nervosität zurückkehrt und mir die Röte ins Gesicht treibt.

Am Ende des Saales sitzen auf einer kleinen Empore zwei Personen. Ein Mann und eine Frau. Sie starren mich ebenfalls an.

Es lässt mein Herz umso lauter schlagen.

Langsam hebt der Mann einen Arm und winkt mich zu sich. Aber ich kann mich einfach nicht rühren.

Weshalb er seine Geste wiederholt. Diesmal energischer.

Zögerlich setze ich mich wieder in Bewegung. Während meine Augen hektisch von einer Seite zur anderen zucken. Die ganze Aufmerksamkeit lässt Unbehagen in mir aufkeimen. Und ich muss mich dazu zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Mittlerweile ist es totenstill geworden.

Nur meine Schritte verursachen durch den roten Läufer auf dem Boden ein gedämpftes Geräusch.

Ich starre unterdessen den gigantischen Kronleuchter an, unter welchem ich hindurchlaufe. Damit ich den Blicken der anwesenden Personen für einen Moment entkommen kann.

Mit jedem weiteren Schritt wächst das ungute Gefühl in mir. Und im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen, trägt im Wesentlichen dazu bei.

Ich bin mir nicht sicher, was ich erwartet habe. Aber ich habe nicht mit einem so großen Publikum gerechnet. Vielmehr habe ich gedacht, mit dem König und der Königin weitestgehend allein zu sein.

Eine sehr naive Vorstellung von mir.

Ich richte den Blick wieder auf den Mann und die Frau vor mir.

Beide haben schwarze Haare und graue Augen.

Der Zauber des DiamantkönigreichesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt