Als er unseren Kuss schließlich sanft beendet und sein Gesicht wieder Abstand von meinem nimmt, öffne ich kurz darauf meine Augen und blicke in seine. Und auch er sieht mir tief in die Augen und mustert mich aufmerksam, so als ob er sehen will, dass ich den Kuss auch wirklich wollte und er nicht zu weit gegangen ist. Obwohl ich ihn doch letztendlich geküsst habe, auch wenn er sich mir zuerst genähert hat. Aber schlussendlich habe ich als Erste das letzte bisschen Distanz zwischen uns überwunden.
Nun schleicht sich ein leichtes Lächeln auf seine vom Kuss geröteten Lippen und ich erwidere sein Lächeln. Das zeigt mir, dass er unseren Kuss nicht bereut und ich bereue es ebenfalls nicht, denn dafür wollte ich es viel zu sehr. So nah bei ihm verspüre ich das Verlangen ihn erneut zu küssen. Und als hätte er das geahnt, vertieft sich sein Lächeln, bevor er sich von mir löst und ein wenig Abstand nimmt. Mit dem Verlust seiner direkten körperlichen Nähe verschwindet auch mein Verlangen nach ihm größtenteils. Aber eben nur größtenteils. Der kleine verbliebene Teil sehnt sich nach wie vor nach Roy und möchte ihn erneut küssen, um ihm wieder so nah sein zu können.
Stattdessen räuspere ich mich kurz, denn ursprünglich wollte er mir eigentlich aus meinem Kleid helfen, damit ich es zum Trocknen nah ans Feuer legen kann. Dies fällt mir soeben wieder ein, da mit genügend Abstand zu Roy auch meine Fähigkeit logische Gedankengänge zu fassen, zurückgekehrt ist. Daher frage ich ihn: "Hilfst du mir mit meinem Kleid?"
Daraufhin schmunzelt er verschlagen und fragt mich mit etwas rauer Stimme: "Ist das denn eine so gute Idee?" Ich zucke nur mit den Schultern. Vermutlich nicht. Aber ohne ihn stecke ich nun mal in diesem Kleid fest.
Darum entgegne ich nur: "Ohne dich komme ich nicht aus diesem Kleid heraus und es war schließlich dein Vorschlag, dass ich es ausziehe, damit es trocknen kann und ich mich nicht erkälte."
Er schmunzelt abermals, ehe er erwidert: "Du hast recht. Es war meine Idee. Na dann, sollte ich mich wohl zusammenreißen." Ich nicke nur und schlucke, denn ich weiß ganz genau, dass ich mich nicht zusammenreißen kann. Und ich frage mich, ob es ihm ähnlich geht wie mir. Doch ich komme nicht dazu mir weitere Gedanken darüberzumachen, da Roy erneut nah an mich herantritt. Augenblicklich löst seine Nähe ein Kribbeln in meiner Magengegend aus und eine leichte Gänsehaut überzieht meinen Körper. Das Ganze wird noch dadurch verstärkt, dass ich seinen warmen Atem auf meiner nackten Haut spüren kann, weil er mir erneut so nah ist. Doch ich versuche, mich, so gut es geht, zusammenzureißen und mir nicht auszumalen, wie es wäre, wenn ich ihn erneut küssen würde. Glücklicherweise steht er momentan hinter mir, denn so kann ich seinen Gesichtsausdruck nicht sehen, in welchem sich vielleicht das Gleiche widerspiegelt wie in meinem. Dann gäbe es für mich jedenfalls ganz sicher kein Halten mehr.
Derweil macht sich Roy mit geschickten Fingern an der Schnürung meines Kleides zu schaffen und es dauert gar nicht lange, bis er es geschafft hat, die Schnürung komplett zu lösen, sodass ich das Kleid abstreifen kann. Er macht das ganz sicher nicht zum ersten Mal.
Ohne es zu wollen, verspüre ich einen kleinen Stich der Eifersucht in meinem Herzen. Ich weiß, dass ich eigentlich kein Recht dazu habe, denn natürlich hat jeder seine Vergangenheit. Dennoch versetzt mir der Gedanke an mögliche, frühere Liebeleien einen Stich der Eifersucht, da es in meinem Leben bisher nur Lukas gegeben hatte, mit welchem ich auch mein erstes Mal und meinen ersten Kuss hatte. Jedoch wage ich es zu bezweifeln, dass es auch auf Roy zutrifft, da er einfach zu geschickt meine Schnürung geöffnet hat.
Schon komisch, dass man eifersüchtig sein kann, obwohl man jemanden noch gar nicht richtig kennt. Aber bei Männern kommt es eben häufiger vor, dass sie schon mehr als eine Liebesangelegenheit hinter sich haben. Bei Frauen eher weniger würde ich mal schätzen. Frauen werden schließlich meistens viel eher verurteilt. Männer allerdings nicht. Das sagt meiner Meinung nach doch schon alles. Wahrscheinlich wird sich das auch niemals ändern.
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Der Zauber des Diamantkönigreiches
Fantasy- wird überarbeitet- Jewel Kingdoms- Vier Königreiche und ein Fluch. Band 1 Eigentlich sollte Zemira sich glücklich schätzen können, da sie den Traum vieler Frauen lebt, denn ihr Verlobter bietet ihr ein Leben im Luxus. Trotzdem ist Zemira unglückli...