Ich fliege hoch über den Wolken Richtung Sonnenuntergang. Mein buntes Gefieder wird von den letzten Sonnenstrahlen angeleuchtet, bevor die Sonne komplett hinter dem Horizont verschwindet und sich der Himmel schwarz färbt. In der Ferne erkenne ich eine kleine Insel, die vom Mondlicht angestrahlt wird. Ich fühle, wie ich langsam auf die Insel zufliege. Mit jedem Flügelschlag werden die Umrisse deutlicher. Die Insel ist dicht bewachsen mit Pflanzen und besitzt keinen Strand.
Als ich über die Insel fliege fällt mir auf, dass im Zentrum der Insel ein gigantischer Baum steht. Allgemein sieht der Wald wie eine Spirale von hier oben aus. Neugierig steuere ich auf den großen Baum zu und lande auf einen dicken Ast, nah am Boden. Der Boden, um den gigantischen Baum, ist von dicken Wurzeln umgeben und der dichte Wald hört abrupt, einige Meter, vorher auf. Es sieht so aus, als ob sich der Wald vor dem Baum fürchtet. Als mein Blick zurück zu den Wurzeln geht, bemerke ich das diese plötzlich in einem dicken, weißen Nebel eingehüllt werden, der bedrohlich immer höher steigt. Ich bereite meine Flügel aus um abzuheben, doch vergeblich. Es fühlt sich an, als ob jemand meine Krallen festhält. Verzweifelt versuche ich es immer wieder, doch der Ast hält mich fest. Dabei steigt der Nebel schneller und es hört sich an, als würden die Wurzeln vor schmerzen schreien. Panisch hacke ich, mit meinem Schnabel, auf den Ast ein. All meine Versuche mich zu befreien scheitern und der Nebel fängt an mich langsam zu verschlingen. Schnell schließe ich meine Augen und warte, das der Schmerz einsetzt. Doch vergeblich. Auch die Schreie der Wurzeln sind verstummt. Stattdessen höre ich eine hohe Stimme, die durch den Nebel hallt.„Finde die Perle des Lebens,
bevor sich der Mond rot färbt und die Vögel vom Himmel fallen.
Folge dem Sternbild bis zur Spitzte des Pfeils und durchquere die Spirale."Als die Stimme verstummt öffne ich meine Auge und blinzle mehrfach, um mich an die Dunkelheit zu gewöhnen, die mich umhüllt. Nach ein paar Sekunde kann ich die Umrisse von einer Holzdecke erkennen und spüre auch das leichte Schaukeln des Bettes, in dem ich liege. Abrupt setzte ich mich auf und mein Blick fällt auf den bekannten Nachttisch, welcher neben meinem Bett steht. Ich kann mich garnicht daran erinnern, dass ich auf das Schiff gegangen bin. Ich erinnere mich nur noch, das ich mich mit Cater geschritten habe und danach ist alles schwarz...bis auf den komischen Traum. Links von mir ertönt ein leichtes Schnarchen. Als ich meinen Kopf in die Richtung drehe erkenne ich Carter's Gestalt, die auf einem Stuhl sitzt. Carter hat die Beine ausgestreckt auf einem kleinen Fass liegen und stützen seinen Kopf mit seiner Hand. Sein Gesicht wird schwach vom Mondlicht angestrahlt, welches durch das Fenster dringt. Carter trägt immer noch den roten Anzug, hat das Jacket allerdings abgelegt und die obersten Knöpfe aufgemacht so, dass seine muskulöse Brust zum Vorschein kommt. Um seinen Hals trägt er eine Kette, woran ein schwerer Schlüssel hängt. Mein Blick wandert langsam wieder zu seinem Gesicht, welches unheimlich attraktiv im Mondlicht aussieht. Links neben seinem Stuhl steht ein altes, goldenes Stereoskop. Leise klettere ich aus dem Bett und bemerke erst jetzt, dass ich immer noch die gleiche Kleidung wie trage, nur dass ich zusätzlich Carter's Jacket anhabe. „Er ist doch mehr Gentlemen als er zugibt", murmle ich leise vor mich hin und lächle. Auf Zehenspitzen schleiche ich leise zu dem Teleskop und schnappe mir dieses. Zügig bahne ich mir einen Weg bis zur Tür und schlüpfe hindurch. Nach einigen Minuten blindes Umherwandern erreiche ich die Treppe, die aufs Deck führt. Oben angekommen atme ich die kühle Nachtluft ein. Mit einem Blick zum Himmel stelle ich erfreut fest, dass wir einen klaren Nachthimmel voller Sterne haben. Mit schnellen Schritten gehe ich zum Heck des Schiffes, am Steuermann vorbei. Dieser hat mich jedoch nicht beachtet, da er halb eingeschlafen ist. Leise stelle ich das Teleskop auf und richte es auf den Nachthimmel. Ich beuge mich leicht vor und schließe ein Auge als ich hineinblicke. Mit einigen Handgriffen stelle ich es scharf und drehe mich Richtung Norden, um das Sternbild des Schützen zu suchen. „Da ist es ja" flüstere ich zu mir selber. „Wo ist was?" brummt eine mürrische Stimme hinter mir. Vor Schreck zucke ich zusammen und drehe mich um. Dicht hinter mir steht Carter und schaut mich mit einer ernsten Miene an.
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Tagebuch eines Piraten
Historical FictionAls die junge, hübsche Magdalena Smith auf den gefühlslosen James Carter trifft, wird ihre Welt komplett auf den Kopf gestellt. Denn er beschließt Magdalena einfach zu behalten. Wird Mag sich dies gefallen lassen? Taucht mit mir in eine vergangene...