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Die Kutsche fährt durch ein pompöses Tor aus schwarzem Metall und das mit goldenen Vögeln verziert wurde. Am Wegesrand sind verschiedene Blumen gepflanzt, die Weiß im Mondlicht schimmern. In der Ferne sieht man ein paar Brunnen mit verschiedenen Staturen. Vereinzelt leuchten kleine Gläser, die mit Glühwürmchen gefüllt sind, damit der Weg etwas besser beleuchtet ist. Als das Haus endlich in Sicht kommt, bleibt mir der Atem stehen. Ein großes, rechteckiges Haus aus beigem Gestein kommt zum Vorschein. Eine riesige Treppe führt zum Eingang des Hauses, die voller Bediensteter, Gästen und Glühwürmchengläsern ist. Der rote Teppich auf der Treppe fällt deshalb nur kaum auf. Die Kutsche bleibt vor der pompösen Villa stehen und einer der Diener öffnet meine Tür. „Miss", begrüßt dieser mich und hält mir seine Hand entgegen. Ich nicke nur und ergreife diese. Müselig schreite ich die lange Treppe zum Eingang hoch. Was in meinem Kleid nicht so einfach ist, wie es aussieht. Oben angekommen schnappe ich erstmal nach Luft.

Ich zucke leicht zusammen, als sich eine kalte Hand auf meine Schulter legt. Ich drehe mich um und Blicke in die grünen Augen von Arthur. „Guten Abend, meine Schönheit", sagt er so leise, dass nur ich seine Begrüßung hören kann. Ich lächle verlegen zurück und hake mich bei ihm unter. Gemeinsam laufen wir durch die vergoldete Eingangstür. Als wir die Eingangshalle passieren, nicken einige Männer Arthur zur Begrüßung zu. Er muss wohl sehr beliebt sein. Vor einem Diener bleiben wir stehen und Arthur hält diesem seine Einladung vor. Der Diener wirft einen kurzen Blick auf diese und schreitet dann vor uns durch eine Glastür. „Mr. Jacob mit Begleitung" schreit er durch den Saal. Sobald Arthurs Nachname erklingt, schreitet er mit mir im Arm durch die Tür in den atemberaubend großen Ballsaal. Alle Augenpaare sind auf uns gerichtet als wir gemeinsam die Treppe herabsteigen.

Unten angekommen, erspähe ich einige missbillige Blicke von jungen Damen. „Kennst du Sie?", „Ich habe Sie noch nie gesehen", „Sie ist eine sehr hübsche junge Dame" höre ich einige Leute um mich herum tuscheln. Ich versuche dies auszublenden und Blick zu Arthur hoch. Er muss wohl meinen Blick bemerkt haben, denn er senkt seinen Kopf auf meine Höhe und flüstert mir ins Ohr: „Sie sind nur neidisch, weil Sie seltenst so eine Schönheit wie dich gesehen haben. Ich werde dich jetzt der Gräfin vorstellen". Ich nicke als Antwort und werde leicht rot.

Arthur und ich bleiben vor einer etwas älteren Dame stehen, die ein mondgelbes Ballkleid mit langen Ärmeln und hoch geschlossenem Ausschnitt trägt. Auf dem Kopf trägt sie eine weiße Perücke, die zu einem komisch hohen Turm gesteckt ist. „Gräfin" begrüßt Arthur die Dame und wir beide knicksen leicht. „Mr. Jacob, ich habe mich schon gewundert, wo Sie bleiben", ertönt ihre raue Stimme. „Verzeiht mir, Gräfin", entschuldigt Arthur sich höflich und schenkt ihr ein lächeln. „Wer ist die junge Dame an Ihrer Seite?", wechselt die Gräfin das Thema. „Darf ich Ihnen meine Begleitung Miss Smith vorstellen, Sie besucht zum ersten Mal Ihren Onkel Mr. Jefferson, den Apotheker," stellt Arthur mich vor. Die Gräfin nickt nur und mustert mich von Kopf bis Fuß, als würde sie darauf warte, dass ich etwas sage. „Es ehrt mich Ihre Bekanntschaft zu machen?" meine Begrüßung hört sich eher wie eine Frage an als eine Aussage. Doch die Gräfin lächelt zufrieden. „Miss Smith erzählen sie mir doch woher sie kommen" fordert sie mich auf. „Meine Familie wohnt in Boston", antworte ich ihr. „Boston?", antwortet die Gräfin erstaunt. „Ja, meine Großeltern betreiben einen Laden dort", erzähle ich ihr. „Ich dachte die Eltern von Mr. Jefferson sind letzten Winter auf der See verschollen gegangen", steuert Arthur zu unserem Gespräch bei. Leichte Panik bricht in mir aus und ich antworte schnell: „Ja, das stimmt, es war ein tragischer Vorfall für unsere Familie und deswegen dachte mein Vater, es wäre das Beste, wenn ich meinem Onkel etwas Gesellschaft leiste". „Das war sehr nett von Ihrem Vater, aber sollten sie in Ihrem Alter nicht ehr darauf fokussiert sein, einen Ehemann zu finden?", äußert sich die Gräfin. Verdutzt schaue ich sie an. „Oder haben sie schon jemanden gefunden in Ihrer Heimat, der nur auf Ihre Heimkehr wartet?", sticht sie nach. Bei ihrer Frage, gehen meine Gedanken direkt zu meinem Ex-Freund und meiner Tante. Ich hoffe die zwei schmoren in der Hölle. „Nein ich bin zurzeit nicht darauf fokussiert einen Ehemann zu finden, Miss" versuche ich höflich zu antworten. Neben mir spüre ich, wie Arthur sich sichtlich entspannt. „Interessant", höre ich Sie murmeln. Ein Diener kommt auf uns zu und flüstert der Gräfin etwas ins Ohr, worauf diese sich entschuldigt und schnell davoneilt. Mein Blick folgt ihr durch die Menge, bis sie hinter der großen Treppe verschwindet.

In der Mitte des Saals haben sich einige Paare zum Tanzen zusammengefunden. Es sieht schon etwas lustig aus, wie die schweren Röcke durch den Tanz aufgewühlt werden. Oben auf einer kleinen Empore sitzt ein kleines Streichorchester, was einen langsamen Walzer spielt.

„Darf ich um einen Tanz bitten?", ertönt Arthurs Stimme neben mir. Ich schaue zu ihm hoch und nicke. Gentlemen-like führ er uns auf die Tanzfläche und wir fangen an zu tanzen.

„Gefällt ihnen der Mitternachtsball bisher?", fragt Arthur. „Ja, das tut er", antworte ich ihm ehrlich. Das freut mich sehr. Wie lange haben sie denn geplant bei ihrem Onkel zu bleiben?" führt er unser Gespräch fort. „Das weiß ich leider nicht", antworte ich. „Hat ihr Vater keine Zeit festgelegt?", fragt er erstaunt. „Nein, aber ich denke, er wird mir eine Botschaft senden, sobald ich nach Hause kommen soll", lüge ich. „Das ist aber ungewöhnlich", murmelt Arthur vor sich hin. „Ist etwas bei ihnen zuhause vorgefallen? Sie haben eben etwas traurig gewirkt, als die Gräfin sie nach ihrer Heimat ausgefragt hat", fragt er mich. „Ja meine eigene Tante hatte eine Affäre mit meinem festen Freund und ich habe die zwei erwischt, wie sie Vertrautheiten austauschten." plappere ich los. Sobald die Worte meinen Mund verlassen haben, wird mir erst bewusst, was ich da erzählt habe. „Pardon, was ist ein fester Freund?", ertönt Arthurs fragende Stimme. „Ähm, so nennen wir jemanden der jemanden den Hof macht?", antworte ich ihm unsicher. „Ah, das erklärt einiges, es tut mir leid, dass sie so etwas miterleben mussten. Mochten sie den Herren den sehr?", fragt er mich neugierig. „Zu der Zeit schon, aber inzwischen ist mir bewusst geworden, dass er keine guten Absichten hatte".

Tagebuch eines PiratenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt