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Ein sanftes Schunkeln reißt mich aus meinem Schlaf. Ich schlage meine Augen auf und wünschte ich hätte dies nicht getan. Denn mein Kopf pocht als hätte man mich K.O. geschlagen. Da das Schunkeln auch nicht aufhört, bekomme ich einen Brechreiz. Zu meinem Glück steht ein Holzeimer neben dem Bett, in den ich mich übergeben kann. Nach einer gefühlten Ewigkeit hat sich mein Magen auch mal wieder beruhigt und ich lasse mich seufzend zurück ins unbequeme Bett fallen. Doch der bittere Geschmack in meinem Mund lässt mich nach Wasser ächzen und ich setzte mich wieder auf, um nach einer Wasserflasche zu schauen. Erst jetzt registriere ich das komische Zimmer, in dem ich liege.

Das komplette Zimmer ist mit dunkeln Holzdielen bekleidet, auch die Möbel sind aus demselben Holz gezimmert. Im Zimmer befindet sich ein kleines, rundes Fenster, aus welchem man den blauen Himmel sehen kann. Leider lässt das Fenster nicht ganz so viel Licht ins Zimmer, weshalb es hier etwas dunkel ist. Unterhalb des Fensters befindet sich ein alter Schreibtisch, wo ein Kompass drauf liegt und einige Papyrusrollen, von denen eine ausgerollt ist. Dazu steht noch eine sehr antike Waage auf dem Tisch und eine Flasche, deren Inhalt ich aber nicht sehen kann. Auf der anderen Seite befindet sich ein alter viktorianischer Kleiderschrank und Kisten, die voll mit Büchern und Papyrusrollen sind. Auf der gegenüberliegenden Wand, von dem Bett, in dem ich liege, befindet sich eine Tür. Daneben hängt ein schmutziger Spiegel, wo ein weiterer Eimer drunter gestellt ist. Neben meinem Bett befindet sich eine alte Kommode, die mir sehr bekannt vorkommt.

Krampfhaft versuche ich mich an irgendetwas von gestern Nacht zu erinnern, doch das Einzige was ich noch weiß ist, dass ich im Laden meiner Großeltern geholfen habe. Auch kann ich mich nicht ersinnen je in diesem Zimmer gewesen zu sein. Da mir mein Gehirn keine Antworten auf all meine Fragen geben kann, beschließe ich aufzustehen. Als Erstes laufe ich zu der undefinierbaren Flasche, die auf dem Schreibtisch steht und nehme einen Schluck davon. Ich fange direkt an schrecklich zu husten, als die brennende Flüssigkeit sich ihren Weg durch meine Speiseröhre bahnt und wünschte mir ich hätte nicht aus der Flasche getrunken.

"Rum ist kein Getränk für eine Frau", ertönt eine dunkle Männerstimme im Raum. Erschrocken drehe ich mich um und erblicke einen etwas älteren Mann an der Tür lehnen. "Oh mein Gott", schreie ich und versuche mich halbwegs mit meinen Händen zu bedecken, da ich nur in einem weißen Leinenhemd vor ihm stehe. Die Mundwinkel des fremden Mannes verformen sich zu einem dreckigen Grinsen als er mich mustert. "Verdammt noch mal, drehen Sie sich um!" keife ich ihn an. Doch er bewegt sich keinen Millimeter und schaut mich herausfordernd an. Wütend greife ich erneut nach der Flasche und schmeiße diese in seine Richtung, dabei verfehle ich absichtlich seinen Kopf und die Flasche zerbricht mit einem lauten Klirren an der Wand. Der unhöfliche Mann zuckt leicht zusammen und erwacht aus seiner Starre. "Umdrehen habe ich gesagt!" brülle ich ihn regelrecht an. "Beruhig dich Frau, ich drehe mich ja schon um", sagt er und wendet mir endlich seinen Rücken zu. Dabei schmeißt er die Kleidung, die er vorher in seinen Händen gehalten hat vor mir auf den Boden. "Zieh das an", befehlt er mir, ohne sich umzudrehen.

Wütend hebe ich die Kleidung auf und fange mich anzuziehen. Genauso wie der Fremde trage ich jetzt eine schwarze Stoffhose, die mir etwas zu groß ist und ein frisches, weißes Leinenhemd, was mir mindestens zwei Nummern zu groß ist und bis zu den Knien reicht. Im Großen und Ganzen sehe ich aus wie ein Straßenpenner und fühle mich auch so. Als mein Blick auf das Messer fällt, was der fremde um seine Hüfte hängen hat, kommt mir eine Idee. "Kann ich mir mal dein Messer ausleihen?" frage ich ihn freundlich. Mit einem verwirrten Gesichtsausdruck dreht er sich um. "Ich werde dich schon nicht damit attackieren", füge ich meiner Bitte hinzu. Jetzt bricht der Fremde in ein schallendes Gelächter aus. "Was ist denn jetzt daran so lustig?", frage ich ihn und stemme meine Hände in die Hüfte und schaue ihn wartend an. "Eine Frau könnte mich nie überwältigen" gibt er knapp von sich und reicht mir sein Messer. "Beeil dich, der Captain erwartet dich", fügt er noch hinzu. Schnell greife ich das Messer und mache mich an die Arbeit meine Klamotten etwas weiblicher zu gestalten. "Wo bin ich eigentlich?", frage ich. "An Bord der Black Pearl, Miss", antwortet er. "Haha sehr lustig! Und jetzt sag mir bitte, wo ich wirklich bin", fordere ich ihn erneut auf. Jetzt schaut er mich ernst an. "Meinen sie etwa ich würde lügen? " knurrt er mich an. Okay, da hat wohl jemand ein kleines Aggressionsproblem. Um ihn nicht noch mehr zu reizen, schüttle ich nur mit dem Kopf und gebe ihm sein Messer zurück, da ich mit diesem fertig bin. Schnell binde ich mir den langen Stofffetzen, den ich vom Hemdsaum abgeschnitten habe als Gürtel um die Hose. Da das Hemd immer noch zu lang ist, stopfe ich den Rest in die Hose und folge dem Fremden aus dem Zimmer. Dieser drückt mir noch schnell meine schwarzen Nikes in die Hand. "Die komischen Treter hattest du an, als wir dich gefunden haben", fügt er hinzu. Dankend ziehe ich meine geliebten Sneakers an und bin froh nicht mehr barfuß über die kalten, rauen Holzdielen laufen zu müssen.

Tagebuch eines PiratenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt