Carter
Nachdem Conrad und ich ein paar meiner Männer auftreiben konnten, die noch fähig waren zu kämpfen, machten wir uns auf den Weg zur Stammkneipe von Evelin. „Am besten überlässt du mir das Reden, halte dich mit meinen Männern etwas im Hintergrund", befehle ich Conrad. Dieser nickt mir als Bestätigung zu und ich öffne die Tür zu der kleinen Kneipe. Der vertraute Geruch von Alkohol und Rauch steigt mir in die Nase und ich bahne mir einen Weg zur hinteren Ecke. Das Lokal ist gut gefüllt und einige der Gäste brüllen laut herum, doch sobald sie mich erblicken, verstummen sie sofort und machen mir Platz.
Als ich die Tür mit dem Schild „Freudige Sünde" erreiche hämmere ich kräftig dagegen. Das Guckloch wird aufgeschoben und jemand brummt in einer tiefen Stimme „Name". „Captain Carter", antworte ich. Der Mann bückt sich, um einen besseren Blick auf mich zu werfen und öffnet zügig die Tür, nachdem er mich erkannt hat. „Guten Abend Captain" begrüßt mich der kleine dickliche Mann. Ich nicke ihm als Begrüßung kurz zu. „Ist Miss Eveline im Haus? ", frage ich ihn. „Ja, folgen sie mir bitte", antwortet er und setzt sich in Bewegung.
Ich folge ihm den schmalen langen Flur entlang. Nachdem wir die dritte Tür passiert haben, hält er an und klopft gegen diese. „Beim Klabautermann, wer stört mich denn jetzt schon wieder?", tönt eine Frauenstimme durch die Tür. Mit einem Ruck wird diese von innen geöffnet und eine kleine rothaarige Frau kommt zum Vorschein. Eveline schmeißt sich ihre langen lockigen Haare über den Rücken, damit sie mich besser sehen kann. Ein leichtes Lächeln erscheint auf ihrem Mund, sobald sie mich erkannt hat.
„Sie mal an, wenn die See so alles anspült", gibt sie von sich. „Hallo Eveline", begrüße ich sie. Eveline macht einen Schritt nach hinten und gestikuliert mir mit ihrer Hand einzutreten. „Was führt dich nach all den Jahren zu mir alter Freund? ", fragt sich mich und schließt die Tür hinter mir. Der Raum ist spärlich eingerichtet. In der Mitte stehen sich zwei große dunkle Ledersessel die gegenüber. Zwischen den zwei Sesseln befindet sich ein kleiner Tisch, der mit Teeservice bedeckt ist. Eveline geht an mir vorbei und setzt sich auf einen der zwei Sessel.
„Ich dachte es wäre an der Zeit alte Kontakte zu pflegen", antworte ich auf ihre Frage. Ich lehne mich gegen den leeren Sessel und verschränke meine Arme auf dem Kopfteil. „Carter, wir beide wissen doch, dass dies nicht der wahre Grund deines Besuches ist", erklärt sie mir mit einem Lächeln. „Das ist wohl wahr, meine Liebe. Ich bin auf der Suche nach einem Gerät, um die Sterne zu erkunden", gebe ich den wahren Grund meines Besuches preis. „Zu deinem Glück bin ich seit kurzen im Besitz eines solchen Gerätes gekommen, wenn du willst, unterrichte ich dich in der Kunst des Sternelesens", bietet sie mir an und zwinkert mir ihrem rechten Auge.
Vor einigen Jahren als Eveline noch in einer anderen Branche tätig war, besuchte ich sie des häufigeren. Doch als sie mir ihre Liebe gestand, hörten meine Besuche auf und sie vergrub sich in ihrem Herzschmerz. Jahre später heiratete sie Hugh, das Oberhaupt des Schwarzmarktes. Dieser jedoch verstarb letztes Frühjahr und seitdem ist Eveline die neue Chefin des Marktes. Mir persönlich wäre Hugh lieber gewesen, um zu verhandeln.
„Dein Angebot ist verlockend, doch ich muss leider ablehnen, da ich gedenke das Teleskop zu erwerben", erzähle ich ihr. Das leichte Lachen aus Evelines Gesicht verschwindet und sich schaut mich missbillig an, weil ich ihr Angebot abgelehnt habe. „Ich trenne mich nur schweren Herzens von meinem Teleskop, aber für dich werde ich es tun, wenn du bereit bist 900 Taler zu bezahlen", bietet sie mir an und das Lächeln ist zurück auf ihrem Gesicht. „900 Taler, das ist doch wohl ein Witz!", fauche ich sie wütend an. „Nein, entweder zahlst du oder du gehst. Da ist die Tür", zischt sie mich an und zeigt auf die verschlossene Tür.
Ich funkle sie wütend an und stütze mich von der Lehne ab und gehe ohne ein weiteres Wort aus ihrem Zimmer. Mit einem lauten Knall fällt die Tür hinter mir ins Schloss. Es ist sinnlos mit Eveline über den Preis zu diskutieren, denn sie tötet dich lieber als ihr Angebot zu senken. Wütend bahne ich mir einen Weg durch die Menschenmenge, bis ich endlich aus der Bar bin. Neben dem Fenster steht Conrad mit seiner Pfeife im Mund, als er mich entdeckt, kommt er langsam auf mich zu. „Und wie lautet Evelines Angebot?", fragt er mich.
DU LIEST GERADE
Tagebuch eines Piraten
Historical FictionAls die junge, hübsche Magdalena Smith auf den gefühlslosen James Carter trifft, wird ihre Welt komplett auf den Kopf gestellt. Denn er beschließt Magdalena einfach zu behalten. Wird Mag sich dies gefallen lassen? Taucht mit mir in eine vergangene...